Zungenknoten Deutsch-französische Zungenknoten: Wo ist sie denn, die Grenze?

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Martin Graff, Gedankenschmuggler aus dem Elsass, erinnert sich an die Zeiten, in denen er als Journalist Hundehalter befragte und Grenzerfahrungen sammelte.

Als junger Journalist beim Saarländischen Rundfunk habe ich oft über Grenzgeschichten berichtet. Zwischen Sarreguemines und Saarbrücken war immer was los. Einmal wurde ich des illegalen Handels mit Kriegshelmen bezichtigt. Les douaniers avaient découvert dans le coffre de ma voiture des casques des différentes guerres franco-allemandes. Ich benötigte sie, um einen Film mit dem jungen Jochen Senff zu drehen. Es ging um eine Hochzeitsreise in einem Bunker der Maginot-Linie.

Einmal fanden die Zöllner in meiner Aktentasche eine Kartei mit dem Titel Change (Wechsel), mit vielen Nummern. Sie wollten mich als Schmuggler festnehmen. Il s’agissait du titre d’une revue littéraire mit Telefonnummern von französischen Autoren: Alain Robbe-Grillet, Claude Lévi-Strauss, Jean-Paul Sartre … Une fois j’étais au volant d’un Dienstwagen des SR, ohne Sondergenehmigung, die der Sender mir als Franzosen vergessen hatte auszustellen: 2000 Francs Strafe. Die schönste Erfahrung war eine Dreharbeit an der grünen Grenze. Wir filmten Deutsche oder Franzosen, die mit ihrem Hund Gassi gingen. Kaum hatte der Hund sich erleichtert, stürzten wir uns auf den Besitzer. Befindet sich der Haufen in Frankreich oder in Deutschland?

Grenz-Irrtum: Deutsche sperren Straße in Frankreich

Als die Zollstationen zu Restaurants umfunktioniert und die Grenzpolizisten als Gärtner umgeschult wurden, mon compte en banque s’en est ressenti, und ich musste nach neuen Themen Ausschau halten. Also war der Grenzabbau mit einem erheblichen finanziellen Verlust verbunden, auch wenn ich mich als Europäer freute, grenzenlos reisen zu können.

Plötzlich, dank Coronavirus, schießen Grenzgeschichten wie Pilze aus dem Boden. Die Grenzen zu Frankreich wurden bekanntlich teilweise gesperrt. So im lothringischen Grenzdorf Schoeneck. Nach einem Amtshilfeersuchen der Bundespolizei ließ das saarländische Landesamt für Straßenbau die ehemalige Grenzstraße sperren. Die jungen Arbeiter, qui sont nés après l’abolition des frontières entre la Sarre et la Lorraine, wussten nicht mehr genau wo die Grenze mal war. Sie haben also Straßensperren auf französischem Hoheitsgebiet errichtet. Ich hätte gerne live darüber berichtet, mais je suis „sous confinement“: Ausgangssperre. Sorry und Grüße aus dem Coroland Elsass.

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