Glosse Zweibrücken: Bundeswarntag 2020 in der Nachbetrachtung – Zum Heulen

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10.45 Uhr: Die ersten Vertreter der kommunalen Sicherheits- und Rettungskräfte werden vom Katastrophenschutzbeauftragten im kleinen Sitzungssaal des Rathauses mit Brezeln und Kaltgetränken empfangen. Im Ernstfall bildet dieses Gremium das Lagezentrum. Zwei Pressevertreter sind eingeladen, um in Echtzeit über die Entwicklungen vor Ort zu berichten.

10.50 Uhr: Die Anspannung wird spürbar. Die Frage kommt auf: „Haben wir überhaupt noch Sirenen in der Stadt?“ Schulterzucken bei den meisten Beteiligten. Ein älterer Beteiligter führt aus, dass auf dem Schlauchturm der ehemaligen Feuerwache eine Sirene installiert war. Diese dürfte aber Opfer des Abrisses geworden sein.

10.55 Uhr: Ein gut gelaunter Oberbürgermeister betritt den Sitzungssaal. Im Gefolge zwei einsatzmäßig gekleidete Feuerwehrleute. Sie stellen ein mehrere Zentner schweres Relikt aus dem letzten Jahrhundert auf dem Boden ab. Des Rätsels Lösung liefert der Verwaltungschef. Mit der offiziellen Begrüßung erklärt er den Anwesenden, dass es sich hierbei um eine Hand-Warn-Sirene handelt. „Für den ungleichen Fall, dass die Technik versagt und für diejenigen, die noch nie einen Sirenenwarnton gehört haben.“

10.59 Uhr: Ruhe tritt ein. Jeder schaut auf seine Armbanduhr. Die Fenster sind weit geöffnet.

11 Uhr: Nix zu hören. Es wird debattiert, dass es aufgrund der bundesweiten Ausführung zu Verzögerungen kommen kann und womöglich auch die Sommerzeit nicht beachtet wurde.

11.15 Uhr: Sichtlich genervt fordert der Oberbürgermeister seinen Katastrophenschutz-Leiter zu einer schriftlichen Stellungnahme bis Mitte nächster Woche auf. Vorrangig von Interesse ist die Frage, wie viele Sirenen wo in der Stadt installiert sind – und ob sie funktionieren.

11.20 Uhr: Das Lagezentrum stellt seine Tätigkeit ein.

11.30 Uhr: Die Feuerwehrleute wuchten die Hand-Warn-Sirene in ihr Fahrzeug. „Mach dir keine Gedanken: Wir haben alles richtig gemacht. Ich habe heute Morgen die Handsirene noch probiert – und da ging sie auch nicht“, sagt der eine.

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