Zweibrücken Wie einst im Wilden Westen

Gesucht: Karl Otto Müller, Belohnung 500 Euro, tot oder lebendig. So oder so ähnlich hätte wohl der Schriftzug auf einem Kopfgeldjäger-Plakat in einem Western geheißen. Würde man ein Drehbuch zu den Ereignissen rund um das mutmaßliche Fakeprofil von Karl Otto Müller auf Facebook schreiben, hätte es mittlerweile zumindest Züge eines Westerns. Am Montagabend hat der frühere OB-Kandidat Atilla Eren eine Belohnung ausgelobt – für Hinweise auf die Identität Müllers.

Im Saloon Zweibrücken wird viel geredet, hin und wieder gibt es auch Zoff. Zuletzt unter anderem wegen Karl Otto Müller. Der soll im OB-Wahlkampf durch die Prärie der Zweibrücker Facebook-Gruppen geritten sein, um dort in den Kommentarspalten ordentlich auszuteilen. Die CDU ist sich sicher: Karl Otto Müller gibt es nicht; sie vermutet, dass Walter Rimbrecht (SPD) unter diesem Pseudonym kommentiert hat, um mit seinen Äußerungen ungeschoren davonzukommen. Das SPD-Stadtratsmitglied weist die Vorwürfe zurück und spricht von einer „hinterhältigen Methode, jemanden in Verdacht zu bringen, ohne wirkliche Beweise zu haben (wir berichteten gestern). Am Montagabend betrat nun Atilla Eren den Saloon. Um kurz vor Mitternacht lobte er eine Belohnung aus, ein Kopfgeld, wie er es nennt. Wer Hinweise liefert, die Müllers wahre Identität eindeutig belegen, erhält 500 Euro, sagt er. Weitere 500 Euro will er demjenigen zahlen, der ihm verrät, wer im OB-Wahlkampf Erens Wahlplakate an der Festhalle abgehängt hat. Er habe vor seiner Aktion versucht, ein Treffen mit Müller zu vereinbaren – ohne Erfolg. „Ich will es einfach wissen“, sagt Eren, der mit der Aktion „einen persönlichen Rachefeldzug“ begeht. „Ich bin angesäuert, weil gewisse Hetzer sich nicht outen. Müller ist nur einer davon. Ich habe auf Facebook viel einstecken müssen – auch persönlich“, beschreibt er seine Motivation und ergänzt: „Ich bin da kein Lakai der CDU, die hat damit nix zu tun.“ In seinem Beitrag macht Eren deutlich, dass auch er den pensionierten Berufsschulleiter verdächtigt („Ich kündige hiermit quasi mit der Trompete in der Hand an“). Gestern rudert Eren etwas zurück. „Kann sein, dass er es ist, genau weiß ich es nicht. Letztlich ist es mir auch egal. Ich will nur wissen, wer dahintersteckt“, so Eren auf Nachfrage. Was passiert, wenn das Geheimnis gelüftet ist, ließ Eren offen – zu einem Duell im Stile des Wilden Westens wird es wohl aber nicht kommen.

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