Zweibrücken Wenn Spiele das Konto plündern – wie die Firmen den Spielern das Geld aus der Tasche ziehen

Eltern sollten sich ganz genau anschauen, welche Zusatzkosten in Spielen anfallen und ob die wirklich notwendig sind.
Eltern sollten sich ganz genau anschauen, welche Zusatzkosten in Spielen anfallen und ob die wirklich notwendig sind.

Früher war das so: Da kaufte man ein Spiel, spielte es durch und stellte es ins Regal. Das war vor dem Internet und in einer Zeit, bevor die großen (und vielen kleinen) Spielevertreiber auf die Idee kamen, Spiele als Service anzubieten. Das heißt, ein Spiel wird regelmäßig online um neue Inhalte erweitert. Das war auch nicht weiter schlimm. Viele Spieler wünschten sich genau das und waren bereit, für die neuen Inhalte zu zahlen. Das liebgewonnene Spiel ging so weiter.

So weit, so gut. Irgendwann begannen die Studios, Inhalte die eigentlich ins Spiel gehörten, wieder auszubauen. Die fehlenden Fahrzeuge, Waffen, Welten, Figuren, Rüstungen und so weiter, wurden als Zusatz zum Kauf angeboten. Das war dreist, aber erfolgreich. Und wer wollte, konnte trotzdem drauf verzichten.

Jetzt wird’s perfide

Im nächsten Schritt wurde es perfide. Da wurde die Spielzeit künstlich gestreckt. Beispielsweise waren Unmengen an Erfahrungspunkten notwendig, um eine Stufe aufzusteigen oder in der Geschichte voranzuschreiten. Helfen konnten dabei gekaufte Punkte, Waffen und Ausrüstung. Die Masche, den Spieler solange zu frustrieren, bis er den Geldbeutel öffnet, nennt sich pay to win, also bezahle, um zu gewinnen. Die Studios stehen auf dem Standpunkt, dass ja niemand gezwungen ist, zu bezahlen, sondern alles ohne Zusatzgeld erreichen kann.

Schritt vier, und hier wird es ganz kritisch, sind die Beutekisten (Lootboxen). Die gibt’s als Belohnung für bestandene Aufgaben oder im Spiele-Shop für Spielewährung, also etwa Gold, das man in der Spielwelt findet. Die Kisten enthalten zufällig erzeugte Ausrüstung, Waffen oder auch Erfahrungspunkte.

Das Kaufen kann süchtig machen

In den seltensten Fällen passt die Ausrüstung zum Spieler. Manche zucken mit den Schultern, andere wollen sofort die nächste Kiste, und die nächste, .... Und wenn die Spielwährung alle ist, wird die Box mit echtem Geld gekauft. Etliche Studien kamen zu dem Ergebnis, das Beutekisten nichts anderes als Glücksspiel sind – und genauso süchtig machen können.

Manche verhehlen das Ganze noch nicht einmal. Da kommt die Beutekiste als einarmiger Bandit daher. Der Spieler wirft seine Währung in den Schlitz, aktiviert den Hebel, die Fenster drehen sich, Sterne regnen, eine Melodie dudelt, und am häufigsten bekommt der Spieler: leider nichts. Also Goldmünzen mit Geld nachkaufen und weiter. Eltern sollten sich die Spiele deshalb ganz genau anschauen. Gute Anhaltspunkte sind Spielemagazine. Diese gehen mittlerweile bei ihren Tests sehr genau auf Spielmechaniken wie Beutekisten und pay to win ein.

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