Zweibrücken Wenn Gefängnisinsassen malen und Theater spielen

Dieses Objekt ist bei einem Kunstprojekt in der JVA Zweibrücken entstanden.
Dieses Objekt ist bei einem Kunstprojekt in der JVA Zweibrücken entstanden.

Bei Kulturprojekten haben Inhaftierte in der Zweibrücker JVA die Möglichkeit, sich als Künstler zu betätigen. Das gibt ihnen ein kleines Stück geistige Freiheit.

Wenn die JVA Zweibrücken am Samstag der Öffentlichkeit ihre Berufsangebote für potenzielle künftige Mitarbeiter vorstellt, werden die Besucher nicht die Kunstwerke besichtigen können, die hier schon seit Jahren von Inhaftierten hinter Gefängnismauern geschaffen werden. Eine Gelegenheit dazu bot sich am Donnerstag immerhin dem rheinland-pfälzischen Justizminister Herbert Mertin: In einem Mehrzweckraum der Justizvollzugsanstalt informierte er sich über Angebote, die den Insassen zur künstlerischen Betätigung gemacht werden. Und hatte die Information im Gepäck, dass in der JVA Zweibrücken, die über „die größte Frauenabteilung im Land“ verfüge, „in den nächsten Jahren die baulichen Voraussetzungen weiter verbessert“ würden.

„Kunst in der JVA ist für uns keine nette Spielerei am Rande, sondern zentraler Bestandteil des Strafvollzugs“, erklärte Anstaltsleiter Jürgen Buchholz zu Beginn eines „kleinen Kunstnachmittags“ im Zweibrücker Gefängnis. „Das hat nämlich mit unserem Arbeitsauftrag zu tun. Rache und bloßes Wegsperren stehen längst nicht mehr im Mittelpunkt des Strafvollzugs. Vielmehr wollen wir den Menschen im Gefängnis die Möglichkeit geben, sich mit sich selbst und den Ursachen auseinanderzusetzen, warum sie hier sind. Ein Kunstangebot gehört da mit dazu.“

Leslie Huppert arbeitet mit weiblichen Häftlingen

Kurze Theater- und Musikbeiträge, Fotokunst sowie Siebdruck und Malerei gab es für den Justizminister und für David Profit zu sehen, den Staatssekretär im Mainzer Familien- und Kulturministerium. Beide Ministerien unterstützen solche Projekte in Gefängnissen mit Fördergeldern. Mertin nannte den Strafvollzug „das einzige Hotelangebot bundesweit, das seine Gäste später nicht mehr sehen will“.

Seit Anfang 2020 hat die saarländische Künstlerin Leslie Huppert bereits mit mehr als 100 weiblichen Häftlingen in der JVA Zweibrücken gearbeitet. Hier leitet sie Malerei- und Siebdruckkurse; für die Weihnachtszeit 2023 kündigt sie zusammen mit weiblichen Gefangenen die Produktion eines Animationsfilms mit Knetfiguren an. „Für die Inhaftierten gehört viel Mut dazu, sich künstlerisch zu öffnen“, sagte am Donnerstag Hupperts Künstlerkollegin Ela Otto: „Dabei finden sie aber eine gute Möglichkeit, sich selbst ganz neu kennenzulernen und etwas in ihrem Leben zu verändern. Manchmal brauchen sie dazu aber noch eine helfende Hand und etwas Inspiration von außen.“

Etwas Greifbares für die Familie

Eine ehemalige Zweibrücker Gefangene, die für den Kulturnachmittag noch einmal als Gast in die Anstalt zurückkehrte, erklärte, wie wichtig es für die Inhaftierten sei, in der Kunstwerkstatt eigene Werke zu schaffen. Könnten sie mit diesen doch eine Zeit lang dem Gefängnisalltag mit seinen Sorgen entfliehen „und mal etwas Greifbares anfertigen, das wir an unsere Familie, unsere Kinder rausschicken können“. Somit böten die Kunstprojekte „ein Stück geistige Freiheit hinter Gefängnismauern“.

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