Zweibrücken „Weltweit einmalig“

Auf der Mörsbacher Mülldeponie soll noch in diesem Jahr mit dem Bau einer Schlackenaufbereitungsanlage begonnen werden, die im großen Stil Müllverbrennungsschlacke so aufbereitet, dass auch der letzte Rest an Metallen entfernt wird und die Schlacke bedenkenlos im Straßenbau verwendet werden kann. Die Mitteldeutsche Schlackenunion (MDSU) will die acht Millionen Euro teure Anlage bauen. Bis zu 15 Arbeitsplätze sollen entstehen.

In Reesen, einem 500-Einwohner-Dorf in Sachsen-Anhalt, steht die so genannte Pilotanlage für das „weltweit einzigartige“ Aufbereitungsverfahren, das auch in Zweibrücken angewendet werden soll, wie André Hartl erklärt. Er ist Geschäftsführer der MDSU. Die Anlage auf einer Deponie ist mit einer Jahreskapazität von 400 000 Tonnen mehr als doppelt so groß wie die für Zweibrücken geplante, die eine Kapazität von 175 000 Tonnen haben soll. Müllverbrennungsschlacke aus Pirmasens, Neunkirchen, dem baden-württembergischen Göppingen und dem luxemburgischen Leudelange soll in Mörsbach ab dem kommenden Jahr verarbeitet werden. Die Schlacke aus der Pirmasenser Müllverbrennungsanlage (MVA) wird laut dem Betreiber „Eon Energie from Waste“ bereits seit Jahren vor Ort aufbereitet und auf der Mörsbacher Deponie abgelagert. 50 000 Tonnen sind das pro Jahr, die bis zum 31. Dezember 2013 von der Firma Kleiner im Rechenbachtal verarbeitet wurden und seit Januar von der MDSU, die von Kleiner die mobile Anlage übernommen hat. Zuvor war die Pirmasenser Schlacke im saarländischen Illingen aufbereitet worden; sie diente etwa als Modelliermasse für den Nürburgring. Die bisherige Aufbereitung von MVA-Schlacken krankt an der schwachen Ausbeute an Metallen, die nur sehr unzureichend aus der Schlacke geholt werden können, wie Hartl in Reesen bei einem Rundgang durch die Anlage erläuterte. Das von der MDSU in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Materialforschung entwickelte neue Verfahren arbeitet nicht allein mit einer trockenen Aufbereitung, sondern schaltet ein Nassverfahren dazu. Dadurch können vor allem die Nichteisenmetalle aus der Schlacke geholt werden, versichert Hartl. „Wir holen praktisch den letzten Rest an Metall raus.“ Die Anlage in Reesen ist komplett in einer Halle untergebracht, die mit einer Länge von 250 Metern und einer Höhe von zwölf Metern sehr großzügig gebaut wurde. „Hier haben wir Platz. In Zweibrücken wird das viel kleiner“, so Betriebsleiter Arne Heußner. Die Mörsbacher Halle soll laut Heußner auch komplett geschlossen werden, womit die Emissionen an Lärm und Staub auf ein Minimum reduziert würden. Eine größere Lagerung von Schlacke werde es nicht geben, da im Gegensatz zu anderen Aufbereitungsverfahren bei der MDSU-Anlage die Schlacke sofort verarbeitet werde. Hartl hofft auf die Baugenehmigung in diesem Jahr und rechnet mit einer Bauzeit von sechs Monaten, womit 2015 der Betrieb der Anlage beginnen könne. Ziel sei die Vermarktung der Schlacke als Baustoff für den Straßenbau, wobei Hartl nicht allein die Verwendung als Frostschutzschicht anstrebt, sondern mit der Schlacke auch in den Asphalt und die Deckschichten von Straßen will. Das ist bisher bei Hausmüllschlacke nicht der Fall. Selbst die Verwendung als Frostschutz gelingt nur in wenigen Fällen. „Wir sparen damit Deponieraum und Naturstein“, sagt Hartl. (kka)

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