Aus der Redaktion Warum ich vor 23 Jahren meine Bewerbung aus Finnland losgeschickt habe

Thomas Büffel
Thomas Büffel

Die Wochenzeitung „Die Zeit“ hat eine Rubrik „Was mein Leben reicher macht“. Dort erzählen Leser in ein paar Sätzen, was ihnen eine Freude bereitet hat. Auf unserer Leserbriefseite, die immer dienstags erscheint, heißt die Rubrik „Daumen hoch“. Aber in der Woche vor Weihnachten habe ich mich gefragt, ob das noch so gut passt. Da hatten uns Leser geschrieben, die sich über ganz verschiedene Dinge einfach gefreut haben: über die vielen beleuchteten Weihnachtsbäume in Mörsbach, über einen freundlichen Mitarbeiter im Behördenzentrum der Stadt, über einen schnellen Impftermin und über die neue Ampel an der Dorndorfkreuzung. Ich hab’ mich gefragt, ob wir diese Rubrik nicht umbenennen sollen: „Was unsere Leser freut“, könnte sie künftig heißen. Deshalb meine Bitte an unsere Leser: Helfen Sie uns, sie zu füllen. Schreiben Sie uns, was Sie in letzter Zeit gefreut hat, was Ihnen positiv aufgefallen ist oder – wie es die „Zeit“ ausdrückt – was Ihr Leben reicher macht.

Was mich diese Woche gefreut hat, war natürlich, dass ich eine neue Aufgabe in der Redaktion habe: Nachdem ich 20 Jahre für unsere Seite 3 verantwortlich war – für die Dörfer von Bechhofen und Lambsborn bis Hornbach und Riedelberg, von Martinshöhe bis Rieschweiler-Mühlbach –, habe ich zum Jahresanfang die Leitung der Lokalredaktion übernommen. Unser Chefredakteur Michael Garthe hat dazu bereits am Montag ausführlich geschrieben und Georg Altherr gedankt, der die Redaktion 24 Jahre geführt hat und nicht nur all die Jahre mein Redaktionsleiter war, sondern mich auch unterstützt hat, seitdem ich die ersten Zeilen für die RHEINPFALZ schrieb.

Warum Georg Altherr Post aus Helsinki bekam

Ich weiß noch, wie ich mich 1998, als Mitarbeiter beworben habe. Ich hatte gelesen, dass der neue Lokalchef wie ich Amerikanistik studiert hatte, und darauf spekuliert, dass mir diese Gemeinsamkeit vielleicht wenigstens zu einem Vorstellungsgespräch verhelfen würde. Da ich wenige Tage später zu einem Auslandsemester in Helsinki aufbrechen wollte, machte ich meine Bewerbung fertig und nahm sie mit nach Finnland, um sie von dort loszuschicken. Mein Gedanke: Mit einer schönen finnischen Briefmarke drauf würde sie bestimmt in dem ganzen Stapel von Bewerbungen herausstechen und Interesse wecken. Auf dem Postamt fragte ich extra nach einer großen, schönen Briefmarke. Wenn ich mich richtig erinnere, war eine Blume darauf.

Was ich damals nicht wusste: Einen Stapel von Bewerbungen gab es gar nicht. Und einen Termin für ein Gespräch bekommt man auch ohne finnische Briefmarke. Wir als Lokalredaktion freuen uns, wenn jemand Interesse hat, bei uns mitzuarbeiten. Ich hätte es auch machen können wie Susanna Zdrzalek, die als Schülerin einfach mit ihrer Mutter vorbeikam, bei mir im Büro reinschaute und fragte, ob sie für unsere Jugendseite schreiben darf, die es damals noch gab. Es macht mich auch heute noch ein bisschen stolz, dass sie eine der Kollegen und Kolleginnen ist, die ihre ersten Schritte im Journalismus bei uns in der Lokalredaktion gemacht haben und heute ganz woanders in diesem Beruf erfolgreich sind.

Eine Kollegin dreht mittlerweile für die Tagesschau

Susanna Zdrzalek arbeitet mittlerweile beim WDR, liefert unter anderem Beiträge für Tagesschau und Tagesthemen und dreht auch Fernsehreportagen für andere Sender. Ihre im November ausgestrahlte Doku „Digitale Verführer: Wie süchtig machen Computerspiele?“ ist noch in der ZDF-Mediathek zu sehen. Als ich über Weihnachten den Fernseher einschaltete, lief gerade das Boulevard-Magazin „Brisant“ im Ersten, ein Beitrag über einen Einbruch bei Verona Pooth, der Ex-Frau von Dieter Bohlen. Zufällig wurde genau da eingeblendet, von wem der war: Von Susanna Zdrzalek. Hat mich auch gefreut.

Was hat Sie in letzter Zeit gefreut? Teilen Sie es mit uns. Schreiben Sie es uns an redzwe@rheinpfalz.de für unsere Leserbriefseite. Und falls jemand Interesse hat, für die Zeitung zu schrieben und erste Schritte im Journalismus zu machen: Schreiben Sie uns auch dann (einfach vorbeikommen geht wegen der Coronaregeln gerade nicht so gut.) Und versprochen: Eine Briefmarke aus Finnland ist nicht nötig.

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