Zweibrücken Von Diebstahl bis Vergewaltigung – wie der Weiße Ring Opfern hilft

Auch wirtschaftliche Hilfe und Begleitung in den Gerichtssaal bietet der Weiße Ring an.
Auch wirtschaftliche Hilfe und Begleitung in den Gerichtssaal bietet der Weiße Ring an.

Die Zweibrücker Außenstelle des Weißen Rings, einer Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität, hat sieben Mitarbeiter. Im Schnitt kümmern sie sich um 20 bis 30 Fälle im Jahr, angefangen von Diebstahl über Schläge bis hin zu Vergewaltigung.

„Wir dürfen nicht im Detail über die einzelnen Fälle reden“, schickt Rainer vom Berg, Außenstellenleiter Zweibrücken, voraus. Er und seine sechs Mitarbeiter unterlägen genauso der Schweigepflicht wie ein Arzt. Aber – so viel dürfe er sagen – die Hilfe der Zweibrücker Außenstelle, gelte „allen Opfern von Kriminalität, egal, ob sie nun beraubt, geschlagen oder vergewaltigt wurden“. Mitglied beim Weißen Ring müsse man auch nicht sein, um geholfen zu bekommen. 20 bis 30 Fälle habe die Außenstelle im Jahr zu bearbeiten, von Taschendiebstählen „bis zu richtig heftigen Sachen“. Aber: Zweibrücken ist im Vergleich mit anderen Städten „ein ruhiges Pflaster“, sagt vom Berg.

Melde sich ein Opfer bei ihm, dann frage er bei den Mitarbeitern, wer Zeit hat und mitgeht. Oberstes Prinzip sei – zur Eigensicherung –, einen Besuch immer zu zweit zu machen. „Das haben wir hier in Zweibrücken schon lange so gehandhabt, bevor es offiziell von der Bundesgeschäftsstelle beschlossen wurde“, stellt vom Berg klar. Alle ehrenamtlichen Mitarbeiter sind laut vom Berg intensiv geschult; außerdem gibt es derzeit in Zweibrücken zwei Personen, die sich für die Arbeit des Weißen Rings interessieren, weitere Interessenten seien willkommen. Gerade in der jüngeren Generation sei der Weiße Ring kaum mehr bekannt, bedauert vom Berg. Grundsätzlich meldeten sich mehr Frauen als Männer, vom Alter her sei die Gruppe der Hilfesuchenden „gemischt“.

„90 Prozent der Klientel sind arme Leute“

Frauen, die von ihren Partnern geschlagen wurden, möchten sich in der Regel lieber Frauen anvertrauen. Darauf achte man. Habe jemand ein Trauma zu verarbeiten, sei es eine lange zurückliegende oder eine aktuelle Vergewaltigung oder eine andere Tat, dann sorge man dafür, dass diese Person eine psychologische Beratung bekomme und gegebenenfalls eine Therapie in einer Trauma-Ambulanz. „90 Prozent der Klientel sind arme Leute“, fasst vom Berg, der die Außenstelle seit 16 Jahren leitet, zusammen. Dass die gute Vernetzung des Weißen Rings in Zweibrücken etwa mit Behörden, Ärzten, Frauenhäusern, von großem Nutzen sei, betont Manfred Hilgert, stellvertretender Außenstellenleiter: „Wenn ich als Vertreter des Weißen Rings anrufe, kann den Opfern schneller geholfen werden.“

Doch auch finanziell könne der Weiße Ring die Opfer von Kriminalität mit bis zu 300 Euro Soforthilfe sowie bei der Anwaltsberatung oder den Prozesskosten unterstützen. Außerdem begleite der Weiße Ring auf Wunsch auch in den Gerichtssaal. Wichtig sei, ergänzt Hilgert, dass die Helfer „zu jedem Zeitpunkt sagen können, das überfordert mich“. Von sich selbst könne er sagen, „dass alles mit Kindern nicht geht. Wenn ein Kind Opfer ist, das kann ich einfach nicht“. Dafür gebe es dann andere im Team. Bei allen Problemen leiste die Zentrale in Mainz „hervorragende Unterstützung“ als Ansprechpartner und Anbieter von Weiterbildungen. Damit es erst gar nicht zu Kriminalität komme, engagiere sich der Weiße Ring auch in der Präventionsarbeit, so Hilgert: „Der beste Opferschutz ist die Verhinderung einer Tat.“ Der Weiße Ring nimmt keine staatlichen Zuschüsse in Anspruch; seine Tätigkeiten finanziert er aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Geldbußen und testamentarischen Zuwendungen. 1976 in Mainz gegründet, hat die Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität heute über 400 Außenstellen mit etwa 2.900 professionellen Ehrenamtlichen und rund 44.000 Mitgliedern.

Kontakt

Rainer vom Berg, Weißer Ring Außenstellenleiter Zweibrücken, Telefon 06332 209119, E-Mail r.vomberg@gmx.de.

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