Rheinpfalz-Sommerredaktion Vieweg kann keine Flughäfen und Hotels mehr sehen

Alexander Vieweg (rechts) im Gespräch mit RHEINPFALZ-Sportredakteur Matthias Müller.
Alexander Vieweg (rechts) im Gespräch mit RHEINPFALZ-Sportredakteur Matthias Müller.

Mit Baustellen kennt er sich inzwischen ganz gut aus. Ob beim eigenen Heim in Einöd, im Beruf bei der Firma Werko oder beim LAZ Zweibrücken: Alexander Vieweg packt überall an. Im Urlaub mag er’s mit seiner Familie dagegen eher einfach. Es geht zum Camping an die Ostsee.

„Ziemlich langweilig“ antwortet Alexander Vieweg lachend auf die Frage, wie der Urlaub bei seiner in Homburg-Einöd wohnenden Familie mit seiner langjährigen Lebensgefährtin und den beiden Söhnen (vier und zwei Jahre) aussieht. Der 36-jährige frühere Weltklasse-Speerwerfer und heutige Vorsitzende des LAZ Zweibrücken schiebt gleich eine Erklärung für seine Aussage hinterher. „Ich bin mit meiner Frau seit 15 Jahren zusammen. Sie stammt aus Berlin, ich aus Leipzig. Und wir gehen schon immer zum Campen an die Ostsee, auch jetzt mit den Kindern.“ Nachdem er 2012 aufgehört hatte mit dem aktiven Leistungssport, wollte er einfach keine Flughäfen und Hotels mehr sehen, „früher hatte ich das 30 Wochen im Jahr“. Seiner Frau, einer früheren Siebenkämpferin, geht es ähnlich.

Seit ewigen Zeiten seien seine Schwiegereltern Dauercamper auf der Halbinsel Darß. Und rundherum sei auf dem Campingplatz noch ganz viel andere Verwandtschaft, „das ist ideal mit den Kindern“, sagt Vieweg. Das frühere Zelt ist inzwischen allerdings einem Camplet-Anhänger gewichen. Das ist ein quasi ein Faltwohnwagen mit Küche und zwei Schlafkabinen. „Den hab’ ich mal in der Mittagspause günstig bei Ebay geschossen und später in Köln abgeholt“, berichtet Vieweg schmunzelnd. Zusätzlich habe die Familie ein Boot oben an der Ostsee, da möchte er in diesem Jahr gerne seinen Ältesten in sein entspannendes Hobby Angeln einführen.

Entspannung kann er gut gebrauchen, denn er hat noch zwei andere intensive Baustellen. Da ist einerseits die Firma Werko Hauskonzept mit Sitz am Gewerbepark am früheren Flughafen, wo er seit 2019 und inzwischen in der Geschäftsleitung arbeitet. Seit eineinhalb Jahren ist er auch Prokurist der Firma. Zu Werko war er noch vor Beginn der Corona-Krise nach intensiven, lehrreichen Jahren bei Halberg-Guss in Saarbrücken gewechselt.

Die andere Baustelle ist dagegen eher ein Steckenpferd: der Verein LAZ Zweibrücken, wo er im geschäftsführenden Vorstand für den Spitzensport und das Marketing zuständig ist. Vorstandskollege Holger Passauer bearbeitet die Finanzen, und Alexander Gakstädter hat die sportliche Leitung. „Als ich das damals, 2012, mit Bernhard Brenner übernommen habe, waren wir zum Glück noch in einem anderen Lebensabschnitt und konnten relativ viel Zeit dafür investieren. Wir sind da mit viel Herzblut rangegangen. Aber wir waren naiv im Hinblick darauf, was da alles zu tun ist“, meint er rückblickend nach zehn Jahren.

Gerne würde er im Urlaub das Handy komplett abschalten. „Aber dann kommt der Klassiker: Das ist genau die Zeit, in der vom LAZ irgendwelche Verlängerungen für den Olympia-Stützpunkt abgegeben werden müssen“, sagt er lachend. Das LAZ existiere nur deshalb, weil der Verein Profi-Leistungssport mache. Da seien über all die Jahre viele Verhandlungen mit dem Bund und dem Land bezüglich der Finanzierung notwendig. „Aber natürlich müssen wir gerade jetzt, nach Corona, den Nachwuchs wieder stärker fördern. Denn der zukünftige Top-Athlet fällt eben nicht vom Himmel“, weiß Vieweg.

Was Trainer angeht, sei das LAZ Zweibrücken derzeit gut und breit aufgestellt, am 1. November komme noch eine Landestrainerin für den Wurfbereich hinzu. Und auch mit der 1998 erbauten LAZ-Halle im Westpfalzstadion will der Verein sukzessive vorankommen. „Unsere eigene Immobilie ist Fluch und Segen zugleich. Der Umfang, den Investitionsstau abbauen und die Halle zu renovieren, ist groß.“ Er selbst hegt eigentlich seit vier Jahren den Wunsch, seinen Vereinsjob in der Gemengelage mit Beruf und Familie abzugeben. „Ich weiß aber nicht an wen“, sagt er – und macht weiter.

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