Zweibrücken TSG Mittelbach-Hengstbach: Anne Bauer macht’s vorerst allein

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Im März hat Anne Bauer den Vorsitz des Traditionsvereins TSG Mittelbach-Hengstbach übernommen. Sie kümmert sich dabei nicht nur um Fußball und Finanzen. Sie putzt auch die Kabinen und mäht den Rasenplatz. Jetzt ist ihr der halbe Vorstand abhanden gekommen. Aber die neue Chefin macht weiter. Aus Liebe zum Dorf und zum Verein.

Anne Bauer ist eine Frau, die gerne anpackt. Für die SPD saß sie im Stadtrat und sitzt sie im Mittelbacher Ortsbeirat. An der Uni Saarbrücken engagiert sie sich als Personalrätin für ihre Arbeitskollegen. Und als sich im März niemand fand, der in ihrem Heimatdorf Mittelbach-Hengstbach den Vorsitz des Sportvereins übernehmen wollte, da sagte sie zu. Ortsvorsteher Kurt Dettweiler hatte Anne Bauer damals in der Generalversammlung vorgeschlagen. „Das war mein Wunsch“, sagt Dettweiler. Obwohl die 48 Jahre alte Frau nicht Dettweilers politischer Couleur entspricht – der Ortsvorsteher ist eingefleischter Freier Wähler –, lobt er die Sozialdemokratin über den grünen Klee: „Die Frau Bauer, die ist fünfmal in der Woche auf dem Sportplatz und im Sportheim. Die kniet sich rein. Die ist energisch. Das ist auch notwendig. Der Verein braucht so jemanden. Die TSG hat sich ja jetzt mit ihrem Trainer auch sportlich gefangen.“ Im Oktober traten die zweite Vorsitzende Gabriele Krieger und Schriftführer Ralf Kiepfer von ihren Ämtern und damit aus dem Vorstand zurück. Kiepfer nannte inhaltliche und Kommunikationsprobleme, Krieger wollte sich nicht äußern . Dettweiler bedauert die Rücktritte. „Ich dachte, dass das im Vorstand gut passt.“ Er hoffe nun, dass Anne Bauer („Die ganze Familie ist sportverrückt“) im Amt bleibt und dass sich bald Leute finden, die die freien Posten übernehmen. Dettweiler selbst will kein Amt bei der TSG übernehmen. „Ich habe wirklich schon genug zu tun“, lacht er. „Und wenn ich was mache, dann richtig. Und dafür hätte ich die Zeit nicht.“ Auf Anfrage versichert Anne Bauer, dass sie den Bettel nun nicht hinwirft. Dass ihre beiden Vorstandskollegen aufhören, das gehe ihr sicher nach. „Aber der Verein ist auf einem guten Weg. Es muss weitergehen.“ Sie wünsche sich, dass wieder Ruhe und Frieden einkehrt, „denn mir ist wichtig, dass der Verein bestehen bleibt. Er hat eine wichtige Funktion im Ort“. Bauer führt die Rücktritte ihrer Kollegen auch auf den Sparkurs zurück, den der Verein fahren müsse. „Ich hatte schon bald festgestellt, dass sich Ausgaben und Einnahmen nicht decken.“ Also habe sie eingreifen müssen. „Wenn man solch einen strammen Sparkurs fährt, dann macht man sich nicht nur Freunde.“ So habe sie zum Beispiel der Reinemachefrau kündigen müssen. Seitdem putzt Anne Bauer die Kabinen selbst. Sie mäht auch den Rasen. Ihr Mann kalkt die Linien. Es fänden sich nun mal nur sehr schwer Leute, die sich ehrenamtlich, sprich ohne Bezahlung, engagieren wollen. Also macht sie das Mädchen für alles. In dem halben Jahr, in dem sie den Verein nun führt, sei einiges gelungen. Der Eingang zu den Kabinen war jahrelang mit Paletten und Brettern ausgelegt, jetzt sehe er ordentlich aus. Der Forst hat die Bäume gefällt, die zu nah am Spielfeld standen. „Der Platz war ein Acker, jetzt ist er wieder in Ordnung.“ Der Verein habe zwar Schulden, sei aber nicht überschuldet, sie habe die Finanzen mittlerweile im Griff, auch weil sie ein paar Spender gefunden habe. Auch sportlich habe sich Erfolg eingestellt. Bauer: „Wir verlieren nicht mehr jedes Spiel.“ Außerdem verfüge der Verein wieder über einen Rasenmäher. Als sie im Frühjahr als Chefin bei der TSG einstieg, habe sie feststellen müssen, dass keiner da war. „Mein Mann fuhr dann zu den VB. Die liehen ihm ihren Rasentraktor. Mit dem tuckerte er dann mit Tempo 5 nach Mittelbach, das dauerte eine Stunde. Dann mähte er zwei Stunden den Rasen, dann tuckerte er wieder eine Stunde zurück.“ Bauer freut sich über die Unterstützung aus den anderen Zweibrücker Vereinen. Die würden zum Beispiel Rasenpflegegeräte ausleihen. Sie nennt die VB, Oberauerbach, Ixheim, den TSC, Niederauerbach. Das gutnachbarschaftliche Verhältnis gehe so weit, dass die anderen Vereine auf die Ablösesumme für nach Mittelbach wechselnde Spieler verzichtet hätten, „weil die wussten, wie es bei uns finanziell aussah“. Anne Bauer weiß, dass sie noch einiges an Arbeit vor sich hat. „Früher haben manche ihren Schutt hier hochgefahren. Wir haben hier einen riesigen Müllberg.“ Dass sie diese Art der Entsorgung gestoppt habe, freue sicher auch nicht jeden. „Ich wusste schon, dass es schwer wird, als ich das Amt antrat.“ Bauer will jetzt vorerst alleine weitermachen – so lange bis sich Leute finden, die im Vorstand mitarbeiten möchten. Im Februar oder März finde die nächste turnusgemäße Generalversammlung statt. Sie hofft, dass sich bis dorthin Sportbegeisterte finden, die Ämter übernehmen. Am Dienstagabend hat sie in Kaiserslautern ein Seminar über Vereinsrecht besucht. Dabei hat sie auch die neue Situation in Mittelbach angesprochen. „Die haben mir gesagt, dass ich den Verein vorläufig alleine führen kann und dass ich im Fall der Fälle einen zweiten Vorsitzenden vorläufig benennen könnte, wenn sich jemand fände.“ Möglichst außerhalb der eigenen Familie. Denn Ehemann Thomas engagiert sich bereits als Jugendleiter und Linienzieher bei der TSG, Sohn Tim (15) als Schiedsrichter.

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