Zweibrücken Szene belebt sich nach Hungerjahren

Die zwölfjährige Antonia Bley geht auf Trakehner „Herrmann“ das nächste Hindernis im Freiluft-Springparcours im Landgestüt an.
Die zwölfjährige Antonia Bley geht auf Trakehner »Herrmann« das nächste Hindernis im Freiluft-Springparcours im Landgestüt an.

«ZWEIBRÜCKEN.» Aus naturtrübem Apfelessig, Steinöl und Knoblauch kann man ein Fliegenabwehrmittel für Pferde selbst machen, es gibt aber auch fertige Sprays. Eine solche Dose gehört zum Equipment der Pferdesportler so zwingend wie der Sattel. Gestern war ein Tag der Arbeit für junge Vielseitigkeitsreiter: Auf dem Gestütsgelände und der Rennwiese trugen die Pferdesportverbände Rheinland-Pfalz und Saarland die Landesjugendschärpe aus.

Das erwähnte Fliegenspray bekommt Antonia Bley von ihrer besten Freundin Mareike Zuckmantel nachgetragen. Die gehört nämlich zum Team, dass die zwölfjährige Antonia Bley bei ihren sportlichen Auftritten begleitet. Die junge Reiterin vom RSV Einöd sattelt zwei eigene Pferde: einen neunjährigen Trakehner mit dem schönen Namen „Hermann“ und das sieben Jahre alte Pony „Mustang GT“. Die Vielseitigkeitsreiterei Antonias fordert auf einem Turnier weite Teile der Familie. Mutter Katy, die früher selbst Military ritt, ist Trainer und Betreuerin, Großmutter Helmi Huber kümmert sich um die Pferde. „Furchtbar“, sagt Helmi Huber, wenn man sie fragt, ob sie bei den Ritten der Enkelin Anspannung empfindet. Bley gefällt der „Reit-Triathlon“ Die Reiterin selbst wirkt nach der ersten der drei Disziplinen (Dressur, Springen, Geländeritt) zufrieden. „Die Dressur lief gut“, sagt Antonia Bley nach einem Schluck aus der Limonadenflasche. Sie reitet, seit sie fünf Jahre alt ist. Unter den Disziplinen des „Reit-Triathlons“ ist keine, die sie irgendwie ungern macht. „Sonst hätte ich mich nicht für die Vielseitigkeitsreiterei entschieden“, meint sie. Die Landesjugendschärpe sieht auch eine Theorieprüfung mit Fragen rund ums Pferd sowie das Präsentieren des Pferdes am Führstrick – das sogenannte Vormustern – vor. Dass es gestern 26 Nennungen in den E-Prüfungen für die Landesjugendschärpe waren, machte Vielseitigkeits-Landestrainer Andreas Schmitt ausgesprochen zufrieden. „Wir haben außerdem noch Nachwuchsreiter in den A-Prüfungen, die wurden bewusst offen ausgeschrieben. Da können wir die guten Jugendlichen noch rausnehmen“, sagte er. Vielseitigkeitsturniere seien rar gesät, es gebe in seinem Zuständigkeitsbereich vielleicht fünf Stück im Jahr. Im Juli Turnier auf Bundesebene Schmitt beäugte das Geschehen zusammen mit seinem saarländischen Amtskollegen Stefan Odenbreit. „Nach ein paar Hungerjahren belebt sich die Szene“, erklärte der. Auf dem Linslerhof bei Überherrn werde es im Juli ein Turnier auf Bundesebene geben, jedes Bundesland schicke zwei Mannschaften dorthin. Odenbreit selbst war 30 Jahre lang eine feste Größe in der saarländischen Turnierreiterei. Und er sah gestern mit Wohlwollen, dass es bundesländerübergreifend talentierten Nachwuchs wie Antonia Bley gibt.

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