Zweibrücken Stilvoll und dezent
Strahlender Sonnenschein, bunte Ostereier und stimmungsvolle Musik: Am Ostermontag konnten etwa 40 Besucher in der Zwingli-Kirche in Niederauerbach, Senioren wie auch Familien mit Kindern, eine Matinee mit Klassik-Schlagern genießen, die das Salonorchester Theo Reinhard mit den Solisten Andreas Kern und Tatjana Schneider gutgelaunt und spielfreudig gestaltete.
Durch das Programm führte Klaus Buhre. Nach dem Marsch aus Mendelssohn Bartholdys romantischer Schauspielmusik zu Jean Racines Drama „Athalia“ und Mozarts klangschön ausgeformter Ouvertüre zum Singspiel „Der Schauspieldirektor“ interpretierte das Salonorchester Theo Reinhard zusammen mit Andreas Kern an der Klarinette Tschaikowskys „Träumerei“: Weich-fließend und melodiös formte Kern die innige Melodie, in klar umrissenen Konturen, die den Part der Klarinette wie eine Gesangsstimme wirken und die Gedanken der Zuhörer in ferne Phantasiewelten schweifen ließen. Auch in „Solvejgs Lied“ aus Edvard Griegs „Peer Gynt“-Suite begeisterte Andreas Kern mit seiner dunkel timbrierten, nostalgisch überschatteten und klangfarbenreichen Klarinettenmelodie, die das Salonorchester Theo Reinhard stilvoll und dezent untermalte. Wehmütig und anrührend interpretierte Kern auch Mendelssohns „Lied ohne Worte“, eine romantische Ballade voll höchster Gefühlsintensität. Ausgewogene klassische Periodik, markant konturiert, charakterisierte das tänzerisch-nonchalante Menuett aus Mozarts „Serenade“; allerdings fielen in der Durchführung leichte intonatorische Unsauberkeiten auf. Anschließend las Klaus Buhre Verse, die Klaus-Peter Herbsch, sein ehemaliger Studentenpfarrer in Jena, verfasst hatte und die zu Zuversicht aufrufen: „Vertraut den neuen Wegen, denn leben heißt sich regen – und wandert in die Zeit.“ In Anton Rubinsteins (1829-1894) „Melodie in F“ begeisterte Geigerin Tatjana Schneider mit einer innig-weichen, geschmeidig fließenden hochromantischen Weise, die fast dem Klang einer menschlichen Stimme ähnelte, in gestochen klaren Tönen und langgezogenen Melodiebögen. Fröhlich-heitere Unbeschwertheit klang aus der sich mit tänzerischer Leichtigkeit und Beschwingtheit wiegenden Melodie der „Sérénade italienne“ op. 68 von Otto Helmburgh-Holmes, einem Komponisten, der um 1900 lebte, die das Salonorchester Theo Reinhard ganz im Stil der wilhelminischen Ära gestaltete. Unruhig-erregtes Tremolieren in hektischen, fallenden Melodielinien und in Synkopen schleppende Rhythmen charakterisierten die rassigen Melodien von Siegfried Nicklass-Kempners „Zigeunersehnsucht“, die das Salonorchester Theo Reinhard in beeindruckend klangschöner Einstimmigkeit spielte, die richtig in die Beine ging und Lust auf ein flottes Tänzchen aufkommen ließ. Für den Applaus bedankten sich die Musiker mit dem zweiten Walzer aus der Jazz-Suite Nr. 2 von Dimitri Schostakowitsch, dessen schmissiges Thema in machtvollen, dunklen Klangwellen durch die bestechend klare Intonation und ungemein präzise Tempi faszinierte, dem unerwarteten, absoluten Höhepunkt des Konzertes. Mit einem irischen Reisesegen und liebevoll bemalten Ostereiern verabschiedete Gerd Gries, stellvertretender Vorstand des Presbyteriums, die Musikfreunde: „Möge dein Weg dir stets entgegenkommen, der Wind in deinem Rücken sein, die Sonne dein Gesicht erwärmen und der Regen sanft dein Haar befeuchten.“ Unter lebhaften Gesprächen verließen die Besucher die Kirche. Einer Dame hat es „sehr gut gefallen, obwohl ich von meinen Freunden mitgeschleppt wurde. Aber das habe ich nicht bereut“, meinte sie lachend. Ihre Freundin schloss sich an: „Und jetzt sind wir in der richtigen Stimmung, um noch zum Frühschoppen zu gehen.“