Zweibrücken So anders wie alle
Zweibrücken. Der kleine Christof Olbrich aus Saarbrücken hat das Down-Syndrom und spielt bei den Vereinigten Bewegungsspielern (VB) in der F-Jugend Fußball. Dort wird er behandelt wie jeder andere. Von den Trainern und von den anderen Kindern.
- - - - „ - Christof Olbrich ist kein Freund großer Worte. Zumindest heute nicht. Heute will er einfach nur raus aufs Feld zu den anderen Kindern und kicken. „Reicht das?“, fragt er. Klar, das reicht. Schließlich ist dem Elfjährigen die Begeisterung für den Ballsport eher anzusehen als anzuhören. Er rennt in die Turnhalle der Ixheimer Breitwiesenschule, entdeckt den Luftballon, der zum Aufwärmen nicht den Boden berühren darf, und stürmt los. Christof hat in der Mannschaft einen entscheidenden Vorteil: Er ist größer als die anderen und schubst den Ballon so mit Leichtigkeit in die Luft. Weil Christof das Down-Syndrom hat, darf er bei der F-Jugend mitspielen, obwohl er eigentlich zu alt ist. Die Eltern mussten einen Bescheid des Arztes einreichen, der nachweist, dass Christof drei Jahre in seiner Entwicklung zurück ist. „Etwas komplizierter als in anderen Bundesländern“, beschreibt F-Jugend-Trainer Stefan Schäfer den Antrag beim Südwestdeutschen Fußballverband. Doch es hat geklappt. Seit August spielt Christof in der VB-Jugend. Christof wirkt aufgeweckt und lebhaft, wie die anderen Kinder. Jedes von ihnen ist anders. Der blonde Junge, der immerzu unruhig im Tor auf- und abhüpft, der Mannschaftskollege, der unentwegt an seiner Sporthose rumzuppelt, und die Jungs, die laut singen, ziehen genauso viele Blicke auf sich wie Christof, der ständig an seinen Fingernägeln kaut. Weil jeder anders ist, wird jeder gleich behandelt – auch Christof. Stürmt er zum Ball, bekommt er von der Mannschaft Zeit, ihn wegzuschießen. Aber nur genauso viel wie alle anderen. Dem Schubsen im Zweikampf entkommt auch Christof nicht. Mutter Constanze Olbrich steht am Spielfeldrand, sieht ihrem Kind zu und wünscht sich, es würde doch endlich die Finger aus dem Mund nehmen. Ihr ist es wichtig, dass sich Christof benehmen kann. Dass er still steht und zuhört, wenn der Trainer das fordert. „Inklusion kann nur funktionieren, wenn derjenige auch mitmacht, nicht nur sein Umfeld“, findet sie. Deshalb hat die Mutter von zwei Jungs eine Regel: „Kein Behindertenbonus“. Das gilt zu Hause und auch im Verein. „Der Umgang mit Christof ist für mich keine Herausforderung“, sagt Trainer Stefan Schäfer. Auch in seinem Umfeld gibt es eine junge Frau mit Down-Syndrom. Er mache sich keine Gedanken darüber, und er mache nichts anders als bei den anderen Kindern, sagt er. Heute begrüßt er Christof mit Abklatschen, bewundert seine roten Fußballschuhe und schickt ihn aufs Feld. „Wenn der Trainer nicht anders ist, sind es die Kinder auch nicht“, findet Mama Constanze. Einen selbstverständlichen Umgang mit Beeinträchtigten lebe der Verein schon seit Jahren, sagt Birgit Dawo, die Ausländer- und Behindertenbeauftragte der VB. Im AH-Team spielten schon lange zwei Spieler mit Beeinträchtigung, sagt sie. Durch die Zusammenarbeit mit der Heinrich-Kimmle-Stiftung, wie beim Turnier „Fußball vereint“, sei die Inklusion im Verein lange angekommen. „Deswegen war es auch kein Entscheidungsprozess, ob Christof zu uns kommt. Er war da, es hat geklappt und wir wussten: Der Christof spielt jetzt bei uns Fußball“, sagt Dawo. Für heute ist allerdings Schluss. Christof macht sich mit seiner Mutter wieder auf den Weg nach Hause, nach Saarbrücken. Die lange Fahrt sei es ihr wert, wenn sie sehe, wie gut es ihrem Sohn geht, sagt die 49-Jährige.