Früher mal in Zweibrücken „Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“

Der Gesangverein Liederkranz Contwig 1962.
Der Gesangverein Liederkranz Contwig 1962.

Das Motto des Männergesangvereins Rieschweiler war hin und wieder Anlass für Spott unter Sangesfreunden

„Dess is friehjer ned selden vorkomm in unsre Derfer, dass schunn die Bobbelscher im Gesangverein als Mitglied angemeld wor sinn. Un dann hasche dich gewunnerd, wann eener mid Fuchzich schunn fuchzisch Johr Mitglied im Verein war!“

Walter Rinner wusste es genau: Er war lange Jahre beim Sängerkreis Zweibrücken, der damals noch die Vereine aus dem ehemaligen Landkreis und der Stadt betreute, ein zuverlässiger Schriftführer und hatte engen Kontakt zu den Vereinen. Ob sie „Frohsinn“, wie in Großbundenbach, „Eintracht“, wie in Mörsbach, oder wie in Ixheim und Wattweiler „Liedertafel“ hießen: Die Gesangvereine hatten mit ihrer Vielfalt für die Gemeinden großen Bedeutung.

Dass sie zum Singen, wie es jüngst im RHEINPFALZ-Witz auf der Pfalz-Seite hieß, nur auf dem Heimweg von ihren Aktivitäten kamen, ist so falsch nicht. Sie waren häufig in besondere Veranstaltungen eingebunden: So gab der „Volkschor“ Niederauerbach oftmals den Feiern zum Tag der Arbeit im Pfarrheim Heilig Kreuz besonderes Gepräge.

Mit Gesangverein wurde natürlich schon bei der ersten Mai-Nachkriegsfeier im großen Saal des Mädchen-Lyzeums am Himmelsberg gefeiert, und mancher wartete, bis „Brüder zur Sonne“ gesungen wurde, um leise einzustimmen. Lange Jahre waren die Feste der Gesangvereine, ob Blütenfeste oder Dorffeste, ganz wichtige Termine. Aber vor allem auch die besonderen Liederabende und die Wertungssingen, die stets Diskussionsstoff lieferten, wie man an den häufigen Diskussionen von Walter Rinner mit dem damaligen Sängerkreisvorsitzenden Kurt Huble feststellte.

Gerade die Wertungssingen hatten es in sich: Für die einen war es ein gemütlicher Treff, für andere wiederum eine ernsthafte Angelegenheit. Und wenn die laute Gemütlichkeit zu siegen drohte und von der Bühne abermals „Ruhe!“ angemahnt wurde, dann gehörte auch der engagierte Sänger Walter zu den Lärmgegnern, weil auch ihm das Singen und die Aufmerksamkeit dafür über alles gingen. Für der Vereinsspruch seines Männergesangvereins Rieschweiler musste er hin und wieder Spott ernten: „Sind wir von der Arbeit müde, ist noch Kraft zu einem Liede“, hieß dessen Motto.

Das Engagement der Sänger wurde überall gebraucht: So gehörten die Mitglieder der „Liedertafel“ Ixheim, der Postler „Schorsch“ Sossong und seine Freunde, zu denen, die die Freundschaft mit Boulogne einleiteten und festigten. Zum Vereinsjubiläum 1958 wurde das Haydn-Oratorium „Die Jahreszeiten“ in der Festhalle zu Gehör gebracht, und nicht nur der damalige Vorsitzende Hans Nicklas strahlte: Gemeinsame engagierte Vorbereitungen, Heinz Schlag, Heiner Kuhn und Theo Reinhard gehörten zum Führungsteam, bekamen durch die sängerischen Höchstleistungen unter Musikdirektor O.A. Köhler, ihren besonderen Glanz.

Kein Wunder, dass es dann beim großen Festzug am nächsten Tag viele lobende Worte gab. Angeführt wurde der Zug mit den befreundeten Vereinen, die alle zum Gratulieren gekommen waren, „vum Barthelmann vun de Bolizei“, der im Cabrio stehend den Überblick behielt. Einmal mehr bewies sich: Gesangvereine sind für das Gemeinwesen enorm wichtig!

In Niederauerbach gab es lange Zeit Klagen, dass kein größerer Veranstaltungssaal zur Verfügung stand. Immer wieder sprach Albert Sutter damals für die Arbeitsgemeinschaft der örtlichen Vereine. Dennoch: „Wann de Volkschor wass machd, sinn alle Auerbacher debei!“, hieß es jedes Mal, wenn der Verein, angeführt von dem rührigen Gerd Gries, einmal mehr die große Halle im Hofenfels-Gymnasium füllte.

Die Gesangvereine haben Großes geleistet, gerade jetzt sollte man daran erinnern.

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