Zweibrücken Schumanns Requiem in der Alexanderskirche zu hören

Jochen Steuerwald
Jochen Steuerwald

Die Pfälzische Singgemeinde wendet sich mit ihrem Herbstprojekt in Zweibrücken und Speyer einem selten aufgeführten Werk zu: dem „Requiem“ von Robert Schumann.

Wie schon mehrfach in der Vergangenheit verknüpft der künstlerische Leiter der landesweiten Singgemeinde, Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald, ein populäreres Werk mit einer Rarität. Er holt eine selten gespielte Komposition aus ihrem Mauerblümchen-Schatten aufs Podium.

Das „Requiem“ op. 148 von Robert Schumann (1810-1856) hat kaum Einlass in Repertoires gefunden. Was nicht zuletzt einer über weite Strecken „verstiegenen Rezeptionsgeschichte“, wie Steuerwald das nennt, anzulasten ist, die dem Werk offenbar bis in heutige Tage anhängt. Bezeichnend ist, dass selbst der ausführliche Wikipedia-Beitrag zu Robert Schumann die Komposition lediglich als Nennung in der Werkliste führt.

Werk erst posthum gedruckt

Vom Aufenthalt in der Düsseldorfer Heilanstalt Endenich war Schumann, als er das Requiem in Angriff nahm, noch knapp zwei Jahre entfernt, allerdings häuften sich im Entstehungsjahr 1852 die Schwierigkeiten im Musikdirektorenamt in Düsseldorf. Die Querelen mit Chor und Orchester, Schumanns kurzfristige Absagen von Dirigaten auf Grund körperlicher Malaisen und psychischer Zusammenbrüche häuften sich.

Aber er komponierte. Nach dem Schaffensrausch der Jahre 1850 und 1851 freilich nicht eben viel: Lieder, Balladen – und das Requiem. „So etwas komponiert man allein für sich selbst“, soll Schumann geäußert haben, der sich als „religiös ohne Religion“ zu bezeichnen pflegte. Und tatsächlich sorgte erst seine Frau Clara später für die posthume Drucklegung bei Breitkopf & Härtel in Leipzig.

Steuerwald fiel es früh auf

Er trage sich schon länger mit dem Gedanken einer Aufführung, sagt Steuerwald. „Eigentlich, seit in den 90er Jahren der Verlag Schott das Aufführungsmaterial neu ediert hatte.“ Er habe schon damals „Feuer gefangen“, manchmal aber müsse so ein Gedanke länger ruhen.

Warum Schumanns lateinisches Requiem nicht annähernd die Prominenz der Vertonung von Mozart erreichte? Wohl fehlte ihm der Mythos oder das Werk der alles beherrschende Fokussierung auf die letzte Zeit Schumanns in der Irrenanstalt zum Opfer. Schließlich mag auch durch die zeitliche Distanz zwischen der Entstehung des Werks und dem Tod es Komponisten rasch aus der Wahrnehmung verschwunden sein.

Lyrisches Requiem

„Sehr zu Unrecht und doch in gewisser Weise nachvollziehbar“, wie der Landeskirchenmusikdirektor ausführt. „Schumanns neunsätziges Requiem, mit vier Solisten, Chor und solide besetztem Sinfonieorchester besetzt, fehlt das absolut Spektakuläre. Es ist ein lyrisches, von großer Kantabilität durchpulstes Werk, geht sparsam um mit den Mitteln der Dramaturgie, setzt die Würzmengen punktgenau ein.“ Selbst im „Dies Irae“ muteten die Blechbläser fast freundlich an, so Steuerwald.

Aber an der Qualität lässt der erfahrene Kirchenmusiker keinen Zweifel. „Auch wenn die sangliche, tröstliche Homophonie über weite Strecken wohlig einhüllt – es gibt ausladende Polyphonie ebenso wie rhythmische Extreme und unerwartet kühne Harmoniewechsel – kompositorisch ausgefeilt und von großer Wirkung.“

Authentisch, echt, wahr

Für Steuerwald verkörpert Schumanns Komposition Authentizität, Echtheit, Wahrheit. Damit sei es ein Werk, dessen Botschaft ungeachtet seiner traditionellen Textgrundlage, aber kraft seiner eindringlichen musikalischen Wirkung im aktuellen gesellschaftlichen Kontext greife.

Felix Mendelssohn, der Schumanns 1. Sinfonie 1841 am Pult des Leipziger Gewandhaus-Orchesters uraufgeführt hatte, ist der Komponist des flankierenden Werks. Seine Vertonung des 42. Psalms „Wie der Hirsch schreit“ wurde 1838 ebenfalls in Leipzig uraufgeführt und hatte von Beginn an einen festen Platz im Repertoire von Chören.

Mit dem Pfälzischen Oratorienchor musizieren unter der Leitung von Jochen Steuerwald die Solisten Anja Terterjan (Sopran), Nora Steuerwald (Alt), Daniel Schreiber (Tenor) und Markus Piontek, (Bass) sowie die Kammerphilharmonie Mannheim.

Info

  • Zweibrücken: Samstag, 12. November, 17 Uhr, Alexanderkirche, Karten: Protestantisches Zweibrücken, Kaiserstraße 2, reservix.de, Tickethotline 01806 700733.
  • Speyer: Sonntag, 13. November, 17 Uhr, Gedächtniskirche 4, Karten: Tourist-Information Speyer, Maximilianstr. 13, reservix.de, Tickethotline 01806 700733.
Robert Schumann
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Die Pfälzische Singgemeinde sang schon häufiger in Zweibrücken.
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