Zweibrücken Punktlandung
Sven Veith erzählt in seinem Buch „Flughafen Zweibrücken“ die Geschichte des Flugplatz-Geländes mit seiner wechselvollen Militärhistorie seit der Zeppelin-Landung bis hin zur zivilen Luftfahrt unserer Tage. Veith hat das mit einer solchen Detailfreude und Genauigkeit getan, dass man als Betrachter des Bandes diese offensichtliche Fleißarbeit nur loben kann.
Auch wenn in dem reichhaltigen Bildteil Militärflugzeuge an Militärgerät aneinandergereiht sind – in seinem Vorwort weist Veith darauf hin, dass es in der strukturschwachen Region durch den Flughafen nicht nur gut bezahlte Arbeitsplätze für deutsche Zivilangestellte gab, „viel wichtiger war sein Beitrag zur Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg“. Der Autor würdigt die Kontakte mit den kanadischen Soldaten: „Ihre lockere Lebensart und der gut dotierte Dollar lösten alle Spannungen zwischen Deutschen und Kanadiern nach dem Krieg.“ Es fehlt nicht der Hinweis auf die Eissporthalle, die im vergangenen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Auch wenn Militärmaschinen aller Art abgebildet sind – ob Sabre oder T-33, C-45 Expeditor oder Dakota –, vergisst der Autor doch nicht, auf den enormen Lärm hinzuweisen, den die Fluggeräte machten, worunter die Bevölkerung im Zweibrücker Land „in erheblichem Maße“ zu leiden hatte. Der Abzug der Royal Canadian Air Force vom Flugplatz erfolgte „nach 16 Jahren, vier Monaten und zwei Tagen“. So stand es 1969 in der im Buch zitierten RHEINPFALZ. Danach begeisterten sich die Angehörigen der US Airforces, die im August des gleichen Jahres kamen, schnell für den Standort Zweibrücken. „Eine erlebnisreiche Zeit bis zum 30. September 1991 begann damit für die Amerikaner und die Deutschen“, schreibt Veith. So waren die Amerikaner bei vielen Festen und Volkswanderungen „ein fester Bestandteil und gern gesehene Gäste“. Einen Satz aus dem Vorwort könnten Zeitgenossen bestätigen: „Wenn es zu Streitigkeiten auf den Festen kam, ist noch der Einsatz der amerikanischen Militärpolizei in Erinnerung. Da hieß es für alle Beteiligten, die Flucht anzutreten, bevor die MP sie aufgriff.“ Trotz der guten Nachbarschaft: Zweibrücken war einer der ersten Flugplätze, den die US Airforce auflöste. Es war „ein recht kleiner, familiärer Stützpunkt in der großen Welt der Airforce“. Und weiter: „Auch die vielen deutsch-amerikanischen und auch kanadischen Ehen, die während der Stationierungszeit geschlossen wurden, bilden eine Brücke über den Atlantik.“ Nach dem Abzug der Soldaten kam die zivile Nutzung des Geländes mit Outlet, Multimedia-Internetpark und Gewerbeansiedlung. Im akribischen Inhaltsverzeichnis des Flugplatz-Buches finden sich Namen wie Air Via, Air Berlin, German Wings und Tui-Fly. Auch Fotos der Fluggeräte von Landes- und Bundespolizei fehlen nicht. Und die Flugzeuge der Bundeswehr und die Ambulanzflugzeuge sind nicht vergessen: Sie werden sorgsam beschrieben. Dazu gibt es umfangreiches Bildmaterial. Wer weiß schon, dass beim ersten Flugplatzfest vor einem Vierteljahrhundert Heißluftballons – sogar in Form eines Ottifanten! – zu sehen waren. Veith hat es dokumentiert. In ihrem Vorwort schreibt die Bundestagsabgeordnete Anita Schäfer, Mitglied des Verteidigungsausschusses, dass das Miteinander der Militärs und der westpfälzischen Bevölkerung das Leben teilweise bis heute präge. Die Abgeordnete erinnert daran, dass der saarländische Wettbewerber in Saarbrücken-Ensheim gewiss von einer Zusammenarbeit mit dem Flugplatz in Zweibrücken profitiert hätte, aber „das vorläufige Aus kam nach einer Überprüfung der Subventionspraxis des Landes Rheinland-Pfalz durch die Wettbewerbshüter der EU“. Auf vielfache Zustimmung dürfte Anita Schäfer stoßen, wenn sie anmerkt, „dass der Wille für den Erhalt Zweibrückens im Land nicht vorhanden war“. Buchautor Sven Veith sieht die Möglichkeit einer weiteren fliegerischen Nutzung und wünscht abschließend „many happy landings“. Er hat mit seinem dokumentarischen Werk zum Flughafen Zweibrücken jedenfalls eine Punktlandung geschafft. Lesezeichen Sven Veith „Flughafen Zweibrücken“, 184 Seiten, über 530 Fotos, Hardcover, ISBN 978-3-86619-127-3, 29,80 Euro.