Zweibrücken Platanen sind vorerst geduldet

„Was ist passiert? Es wurden Kübel mit Platanen aufgestellt. Es wurde nichts zerstört, es wurde nichts unwiderruflich kaputt gemacht. Und es wurde auch keine Badewanne von Beuys ausgewischt“, gab der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Gensch zu bedenken, als gestern einige Stadtratsmitglieder rege über die 16 Platanen auf dem Herzogplatz diskutierten. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, doch am Ende waren sich alle im Stadtrat einig: Ob die Platanen endgültig wegkommen oder bleiben, soll der Bau- und Umweltausschuss entscheiden. Vorerst dürfen sie stehen bleiben.

Die Fraktionen der Grünen und der FDP hatten beantragt, die mit Platanen bepflanzten Kübel vom Herzogplatz zu entfernen und dort nicht wieder aufzustellen, so lange das Platzgestaltungskonzept des Architekten Gunnar Martinsson Gültigkeit hat (). Das Konzept, das eine barocke Platzanlage vorsieht, war 2001 umgesetzt worden. Beschlossen hatte es ebenfalls der Bauausschuss. Man habe damals „eines der schönsten barocken Platzdenkmäler in Westdeutschland“ geschaffen, zitierte die FDP-Fraktionsvorsitzende Ingrid Kaiser einen Experten, nachdem sie bereits Goethe bemüht hatte. Man brauche die 16 vom UBZ über Nacht aufgestellten Kübelplatanen nicht; Zweibrücken sei grün genug. Die Platanen, die zunächst in der Mitte des Herzogplatzes gestanden hatten, stehen derzeit am Rand. Grünen-Fraktionssprecher Norbert Pohlmann kritisierte, dass die Stadtspitze mit ihrem Alleingang Martinssons Konzept durchbrochen habe. Dieser massiven Veränderung des Platzes hätte erst der Stadtrat zustimmen müssen, betonte er. „Zum Glück sind die Kübel transportabel − nutzen wir doch diese Eigenschaft“, rief Pohlmann den Rat auf. Über den Antrag wurde letztlich aber gar nicht abgestimmt. Der Rat verwies das Thema einstimmig an den Bau- und Umweltausschuss. Bis zu diesem Beschluss vergingen 45 Minuten. Wolfgang Ohler (SPD) unternahm einen Exkurs in die Geschichte: Früher sei der Herzogplatz belebt gewesen, „ein Platz der sozialen Verdichtung“, noch dazu begrünt und mit Verkehr. Martinsson, „nüchtern“ und „langweilig“, habe 2001 daraus eine leere und leblose Fläche gemacht, die durch die Treppen vom Rest der Stadt abgeschnitten sei − „ein historischer Sündenfall“. Nun hätten sich „tapfere Menschen“ darangemacht, die Leere des Platzes zu füllen. Das hätte sicher auch dem herzoglichen Baumeister Ludwig Hautt gefallen, war sich Ohler sicher. „Ich wusste gar nicht, dass ich so berühmte Vorfahren habe“, raunte UBZ-Chef Werner Boßlet amüsiert. „Aber Martinssons Platzkonzept besteht nach wie vor“, hielt Gerhard Hemmer (FWG) dagegen. So lange nichts anderes beschlossen ist, müsse man sich daran halten. Das Konzept sei umstritten gewesen, aber es sei 2001 demokratisch abgesegnet worden, ergänzte der FWG-Fraktionsvorsitzende Kurt Dettweiler. „Lasst doch mal die Kirche im Dorf“, warf Berni Düker (SPD) ein. „Manche tun gerade so, als wäre ein wesentliches Demokratieprinzip gebrochen worden.“ Das sei ja auch so, fanden Grüne und FDP. Auch Thomas Eckerlein (CDU) zeigte sich überrascht von der Aufregung, die wegen der Kübelplatanen durch Zweibrücken ging: „Ich bin verwundert, wie viel Elan Leute in eine Sache bringen, die eigentlich unwichtig ist.“ Doch nahezu alle Fraktionen ließen gestern durchblicken, dass das Thema in ihren Reihen kontrovers diskutiert wurde. Am Ende schaltete sich auch Oberbürgermeister Kurt Pirmann ein. Bei seinen Telefonaten schaue er oft auf den Herzogplatz − „und ich sehe, dass er leer ist. Menschen huschen darüber, keiner verweilt“. Junge Leute hätten berichtet, dass sie in Zweibrücken „konsumfreie Sitzmöglichkeiten“ vermissen: Plätze, an denen man verweilen kann, ohne in einem Café zu sitzen. Deshalb solle es auch Sitzgelegenheiten auf dem Herzogplatz geben. „Lasst es uns doch mal probieren“, warb der OB. Er habe Kritik, aber auch Lob von den Bürgern gehört. „Es wäre ein Fehler, sich nicht der Herausforderung der Veränderung zu stellen.“

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