Zweibrücken Neujahrskonzert: Federn und spritzig mit Belioz und Wiener Schmäh

Nach einem Jahr Coronapause kehrte die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Dirigent Markus Huber z
Nach einem Jahr Coronapause kehrte die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der Leitung von Dirigent Markus Huber zum Neujahrskonzert in die Zweibrücker Festhalle zurück.

Mit einem spritzigen Konzert startete die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Leitung von Markus Huber am Sonntag in der gut besuchten Zweibrücker Festhalle ins neue Jahr. Immer wieder klatschten die Besucher begeistert mit.

Markus Huber ist nicht nur Dirigent, sondern auch ein witziger Moderator, das konnten die Zuhörer schnell feststellen. Als Dirigent fesselte er durch seinen künstlerischen Gestaltungswillen mit klaren Konturen und spritzigen Tempi, als Moderator mit interessanten Informationen und eigenwilligen humorigen Kommentaren.

Nach dem Auftakt mit der schaurig-schönen „Marche hongroise“, dem „Ungarischen Marsch“ aus der Oper „La Damnation de Faust“ des französischen Komponisten Hector Berlioz (1803-1869) fesselte Geigerin Sophia Jaffé das Publikum mit ihrer Interpretation des Konzertes für Violine und Orchester e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847).

Virtuose Läufe

Der erste Satz, allegro molto appassionato, zeichnete sich durch klare Kontraste aus. Weiche Streichermelodien interpretierte Sophia Jaffé in langen, weit gespannten Klangbögen, die das Orchester sehr verhalten begleitete. Dirigent Markus Huber stellte hier seine Solistin deutlich in den Vordergrund. Dann aber kristallisierte sich ein nuancenreich gestalteter Steigerungsprozess voll dramatischer Spannung und Erregung heraus, das immer schnellere Violinthema der Solistin setzte Impulse, auf die das Orchester mit Themenfragmenten reagierte, die es gegen die virtuosen Läufe der Geigerin setzte, bis dieser Prozess in einer fulminanten Steigerung kulminierte.

Das langsame, liedhafte Andante markierte einen Ruhepol in dieser vibrierenden Erregung. Im Mittelpunkt standen die wundervoll intonierten ruhigen Melodien der Geigerin, das Orchester flankierte diese Themen.

Temperamentvolles Orchester

Rasante Steigerungen, bei denen sich Solistin und Orchester gegenseitig antrieben, prägten den Schlusssatz. Hier faszinierte Sophia Jaffé durch hoch virtuose, absolut stilsicher gespielte Läufe, die sich zu überstürzen schienen, in einer leidenschaftlich-temperamentvollen Interpretation, in der aber auch innige Töne ihren Platz fanden. Dabei entwickelte sich ein lebhafter Dialog zwischen Solistin und Orchester, den Dirigent Markus Huber sorgfältig ausbalancierte. Im Finale rundete das Orchester die Phrasen der Violinistin ab, meldete sich aber auch mit einem eigenen Thema zu Wort, bevor das Werk in einer hochvirtuosen Kadenz ausklang.

Klassisches von Strauß

Nach der Pause entsprach das Programm ganz dem, was Konzertbesucher von einem „klassischen Neujahrskonzert“ erwarten. Und doch gab es Überraschungen, wie zum Beispiel den ungewohnt frischen Klang der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die federnd-spritzige Leichtigkeit, mit der die Musikerinnen und Musiker und Dirigent Markus Huber den typischen „Wiener Schmäh'“ von Johann Strauß auf die Bühne der Festhalle brachten.

Damit bezauberten die Gäste aus Mainz ihr Publikum vor allem im „Kaiserwalzer“ von Johann Strauß (1825-1899). Der vibrierende Puls der Melodie wandelte sich zu machtvollem Wogen, bei dem sich zunehmend marschähnliche Elemente zum Walzertakt gesellten. Behutsam nahm Markus Huber die Tempi in dem weichen, runden Orchesterklang zurück, um dann aber diese nuancenreiche Interpretation in einem abrupten Schwung enden zu lassen.

Schwung mit Saint-Saëns

Den nicht enden wollenden Applaus kommentierte Dirigent Huber schmunzelnd: „Sie dürfen noch applaudieren, ich versprech's Ihnen, aber zum richtigen Zeitpunkt“, meinte er zu einigen immer noch vereinzelt klatschenden Zuschauern. „Oder wollen Sie jetzt klatschen, damit's rauskommt?“ Die Antwort kam prompt in Form von jubelndem Beifall.

Die Feststimmung wurde durch den zweiten Auftritt von Geigerin Sophia Jaffé mit Introduktion und Rondo capriccioso für Violine und Orchester op. 28 von Camille Saint-Saëns (1835-1921) noch unterstrichen. Auch hier spielten sich Solistin und Orchester wieder gegenseitig „die Bälle zu“, in Solopassagen glänzte die Geigerin abermals mit ihrem glasklaren Ton und ihrer technisch brillanten, dabei aber auch zutiefst leidenschaftlichen Interpretation.

Nicht ohne den Radetzky-Marsch

Und bei einem klassischen Neujahrskonzert durfte natürlich auch die Synthese zwischen Ungarn und Wien nicht fehlen. Dazu meinte Dirigent Huber nur: „Wenn ein Wiener einen ungarischen Csardas komponiert, kommt er einfach nicht aus seiner Haut.“ Und so klangen auch immer wieder weiche Melodiebögen in der tremolierenden Spannung der Ouvertüre zur Operette „Ritter Pazman“ von Johann Strauß durch, bevor der Abend mit den Zugaben Donauwalzer und Radetzky-Marsch endete, zu dem die Besucher spontan und in bester Stimmung mitklatschten.

x