Zweibrücken Neues Produkt: Die Radlader rollen

ZWEIBRÜCKEN. Nach drei Jahren Konstruktions- und gut einem Jahr Produktionsplanung beginnt übernächste Woche die Montage der Radlader bei Kubota an der Steinhauser Straße. Ein ganz neues Produkt für Zweibrücken und eine wichtige Weichenstellung. Alles in allem wurden zur Vorbereitung acht Millionen Euro in das 25 Jahre alte Werk investiert, allein 3,5 Millionen in einen Logistikneubau und 1,1 Millionen Euro in einen Prüfstand. Und weil die 18 Kleinbaggermodelle aktuell so gut laufen, wurden 34 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt. 360 Mitarbeiter hat das Werk wieder, Tendenz steigend.

6200 Bagger verließen im vergangenen Jahr Zweibrücken in Richtung des europäischen Auslieferungslagers im niederländischen Born, nach 4500 2012. In diesem Jahr ist der Bau von 6800 Einheiten für den europäischen Markt, zu einem kleinen Teil auch für den nordamerikanischen, geplant. „Wir haben praktisch keine Luft mehr nach oben, einige Märkte explodieren geradezu“, sagt Jürgen Bidell, verantwortlich für den deutschen Vertrieb sowie anhängend Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn und die Ukraine. Wobei Letzterer „eingefroren“ sei. Nicht nur wegen der politischen Unruhen, auch wegen der für die Ukrainer ungünstigen Wechselkurse. Die Kapazität des Werks Zweibrücken ist nahezu ausgelastet, auch wenn, wie Personalchef Christian Seiler sagt, noch nachgesteuert wird, sprich weiteres Personal aufgebaut. Zielgröße 400, wobei Kubota, so Seiler, auch 50 Leiharbeiter beschäftigt. 2012 waren es 210 eigene und 70 Leiharbeiter. Hat die Montage der Kleinbagger derzeit eine Taktung von 18 Minuten pro Modell, so ist über den Zwischenschritt 15 Minuten eine Taktung von 13 Minuten ab September vorgesehen. Vertriebschef Bidell rechnet allein für den Absatz in Deutschland mit einem Wachstum von drei bis fünf Prozent. Bei einem, die klare Marktführerschaft bedeutenden, Anteil von 31 Prozent. Am 8. April läuft die Montage der neuen, vor einem Jahr auf der weltgrößten Baumesse Bauma in München noch unter den Prototypen-Bezeichnungen R 15 und 16 vorgestellten Radlader an. Offiziell heißen sie nun R065 und R085. R steht für Radlader, die Ziffern für das Volumen der Schaufeln in Kubikmeter, also 0,65 Kubikmeter für das kleinere, 0,85 Kubikmeter für das größere Modell. Als Käufer hat Kubota Baufirmen, aber auch Vermietparks, im Auge. „In Europa werden in unserer Größenklasse, 50 bis 80 PS, rund 10 000 Radlader im Jahr verkauft. Wir treten nun mit einer Jahresproduktion von 800 an, davon 300 für Deutschland. Mittelfristig wollen wir allein 1000 in Deutschland absetzen. Das mag unsere Markteinschätzung illustrieren“, spricht Vertriebschef Bidell von einem „Aufmischen“, das man sich vorgenommen habe. Was auch, so scheint es, gelungen ist. Am Dienstag waren 60 deutsche Händler zur Vorstellung der neuen Zweibrücker Produkte in die Fasanerie eingeladen. Am abschließenden Höhenfeuerwerk konnten die Zweibrücker teilhaben. Laut Jürgen Bidell deuten die Abschlüsse darauf hin, dass die Planzahl für den deutschen Markt schon erfüllt ist. Für den Produktanlauf – ausgeliefert wird ab Mai – wurde im 1988 eröffneten Werk tüchtig an- und umgebaut. Wo in dieser Woche noch die zwölfköpfige Mannschaft für die Montage der Radlader angelernt wurde, war bis vor einem halben Jahr das Lager für die Kleinbagger-Fertigung. Komponenten und Montageteile für die Bagger wie für die Raupenlader zogen um in die im vorigen Juli eingeweihte, knapp vier Millionen Euro teure Logistikhalle. Nicht ganz fünf der R065 und R085 sollen anfangs vom Montageteam um Klaus Fröhlich am Tag an der neuen Linie zusammengefügt werden. Am Ende der Linie steht ein 1,1 Millionen Euro teurer Prüfstand, in dem die Lader auf Fahrgeschwindigkeit und Bremsverhalten hin getestet werden. 30 Stundenkilometer sollen sie machen. Zudem gibt es auf dem Werksgelände nun einen Demonstrationsparcours. Mit den Neueinführungen, zu denen auch ein 2,6 Tonnen Kurzheckbagger, U 27/4, mit verbessertem Bedienerkomfort gehört, hat die Kubota-Baumaschinenfabrik erst mal genug zu tun. Baulich sei absehbar keine weitere Erweiterung geplant, heißt es. Die Produktionszahlen könnten aber personell ein weiteres Wachstum mit sich bringen. „Wir bewegen uns, das kann man sicher sagen, auf unseren Höchststand aus dem Jahr 2007 zu“, sagt Personalchef Christian Seiler. Damals habe man über 400 Beschäftigte am Standort gehabt. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, in Mitarbeiter- und Kundenkreisen allerdings bekannt, hat die Kubota-Baumaschinenfabrik Zweibrücken im Oktober vergangenen Jahres einen neuen Chef bekommen. Keiichiro Yamamoto (57) folgte auf den seit 2007 als Geschäftsführer in Zweibrücken tätigen Kazunari Shimokawa. Shimokawa konnte im Juli noch den Bau des 100 000. Baggers an der Steinhauser Straße mit der Belegschaft feiern. Ein Karrieresprung innerhalb des weltweit 31 000 Mitarbeiter zählenden Konzerns folgte. Shimokawa verantwortet ab Dienstag, den 1. April, das weltweite Baumaschinengeschäft von Kubota.

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