Zweibrücken Musik zum Mittanzen
Sie ließen das Lebensgefühl der rockigen 50er und 60er Jahre wieder lebendig werden: Betty Sue and the Hot Dots präsentierten am Samstagabend in der Biker Bar „Route 66“ in Niederauerbach ein buntes Programm mit Hits von Größen wie Elvis Presley, Johnny Cash und Cliff Richards.
Ein schneller Sound voll pulsierender Vitalität – so stimmten Sängerin Dominique Christine Fürst alias Betty Sue Miller, Gitarrist Mad Matt Dot, eigentlich Matthias Kühn, Fritz Rau alias Fritz Dot am Kontrabass und Schlagzeuger Volker Ahnfeldt mit dem Bühnennamen Slambo Dot die Gäste im Biergarten in dem Hit „Americano“ der australischen Band Yolanda Be Cool auf die für die Nachkriegszeit typische Aufbruchstimmung der Rock-Ära ein. Obwohl der Song in dieser Fassung erstmals 2010 veröffentlicht wurde, gehört er doch in die Rock’n’Roll Zeit: Die italienische Filmdiva Sophia Loren sang ihn 1960 in dem Film „Es begann in Neapel“ unter dem Titel „Tu Vuò Fà L’Americano“. Und ganz im Stil der Zeit präsentierte sich auch Betty Sue in einem swingenden schwarz-weißen Petticoatkleid mit breitem roten Haarband und roten Turnschuhen. Allerdings ist die temperamentvolle Sängerin und Schauspielerin, die selbst schon lange bekennender Fan der 40er, 50er und 60er Jahre ist, mit ihrer Band nicht aus Neapel, sondern aus Landau in die Westpfalz gekommen. „Das Engagement hier ist auf total witzige Art zustande gekommen“, plauderte sie. „Wir haben im Februar in Neustadt zum ersten Mal zusammengespielt. Dort haben uns Stammgäste aus dem ,Timeless’ in Zweibrücken gehört und uns hierher vermittelt.“ Auch in Bill Haleys „Rock around the Clock“ von 1956 mit seinem hart-pochenden, schnellen Beat versprühten Betty Sue and the Hot Dots das überbordende Temperament dieser Ära und rissen ein Paar zum spontanen Mittanzen hin. Einen Rock’n’Roll-Tanzsound, bei dem man die Petticoats fliegen hören konnte, legte die Band auch mit dem Hit „Lucky Lips“ aufs Parkett. 1956 ursprünglich für die farbige Sängerin Ruth Brown geschrieben, wurde der Song mit Cliff Richards als Interpret 1963 zum Welthit. Auch Hits von Elvis Presley, dem unvergessenen King of Rock’n’Roll, durften in einem solchen Programm nicht fehlen. „That’s All Right“, 1946 von Arthur Crudup geschrieben und 1954 von Elvis veröffentlicht. Betty Sue und Fritz Dot präsentierten den Song als Dialog im Frage-Antwort-Schema, kehlig-rau und doch volltönend blühte Betty Sues klare Stimme auf; ein schnoddrig-aufbegehrender Tonfall steuerte einen authentischen Touch bei. Sehr schnell, hart und provokativ hämmerte das Schlagzeug auch in „Jailhouse Rock“ aus dem gleichnamigen Film von 1957, Betty Sues helle Stimme nahm hier einen metallischen Klang an. Ein gleichmäßig durchlaufender Beat charakterisierte die Strophenballade „Blue Moon of Kentucky“ (übrigens 1954 die B-Seite der Elvis-Single „That’s All Right“), deren Walzertakt abrupt in einen harten, schnellen Rocksound umschlug, in dem Elemente des Blues erkennbar blieben. Ein dunkles Timbre nahm die Stimme der Sängerin in Johnny Cashs „Folsom Prison Blues“ an. Immer drängender wurde das ursprünglich nostalgische Lied, immer härter pulsierten die Rhythmen. Rhythm and Blues in rockiger Fassung präsentierte die Band mit Ray Charles’ „Hit the Road Jack“, dessen prägnante fallende Gitarrenmotive in der Ballade über einen unglücklich Verliebten und Heimatlosen immer wiederkehrten. Aber auch humorvolle Elemente durften nicht fehlen: Rihannas romantisches Liebeslied „Umbrella“ von 2007 präsentierte Betty Sue ganz real mit Sonnenschirm und auf Rock’n’Roll getrimmt. Damit verlockte sie nicht nur Paare zum Tanzen, sondern direkt vom Podium sogar einen kleinen Jungen. |knf