Zweibrücken Manche haben Tränen in den Augen

Die sympathische Katrin Seibert, Sängerin von Two Young, hier zwischen Benny Marschall (links) und Thomas Schneider, hat bei jed
Die sympathische Katrin Seibert, Sängerin von Two Young, hier zwischen Benny Marschall (links) und Thomas Schneider, hat bei jedem Lied ein Lächeln auf den Lippen.

Spätestens bei der fantastischen Version von Andreas Bouranis „Auf anderen Wegen“ weiß man: Es ist kein gewöhnliches Konzert in der Halle am Flugplatz, das die dreiköpfige Band Two Young bietet. Manche haben Tränen in den Augen – kein Verbrechen angesichts der Musik, die man guten Gewissens als Magie bezeichnen konnte. Dazu kamen vier Gäste, die der Band in nichts nachstanden. In vier Sets spielten die Musiker bei der Romantic Rock Night bis kurz nach Mitternacht. Wenn es nach den Zuhörern gegangen wäre, hätten sie die ganze Nacht durchspielen können.

Kann Musik Krankheiten heilen? Diese Frage drängt sich unweigerlich auf, an jenem Freitagabend. Die sympathische Katrin Seibert, Hauptsängerin von Two Young, hat bei jedem Lied ein Lächeln auf den Lippen. Unterhaltsam auch ihre Anekdoten zwischen den Songs: „Bei unsre Probe esse ma zuerst mol was, dann probe ma. Gudd gess muss jo sinn“, sorgt Seibert bei den rund 70 Zuhörern für Gelächter. Noch besser als ihr Witz und ihre bemerkenswert positive Ausstrahlung ist nur ihre Stimme. „Jetzt spielen wir eine extrem runtergebrochene Version von ,You Raise Me up’“, moderiert sie das Lied an, das ruhig und fließend daherkommt, dabei aber zu jeder Zeit Emotionen ausstrahlt. Glanzvoll ist auch ihre Version von Michael Jacksons „Man in the Mirror“. Der Song offenbart durch die ruhige Stimme Katrin Seiberts eine ganz neue Schönheit. Keine E-Gitarren, kein Schreien – nur das pure Lied. Großartig. Benny Marschall ist die Rhythmusgruppe. Mit seinem Cajon verleiht er den Liedern etwas Ruhiges, Getragenes. Thomas Schneider an der Gitarre, der oft im Duett mit Seibert singt, ist ein wahrer Gott am Instrument. Ihm ebenbürtig ist der Gastmusiker Klaus Reiter aus Pirmasens, der bei der Hälfte des Konzerts mitwirkt. Seine beruhigende Ausstrahlung und sein großartiges Spiel auf der Gitarre sorgen dafür, dass er allen Liedern etwas Magisches verleiht. „Father and Son“ spielt er fast originalgetreu. Mit seiner ein klein wenig rauchigen, tiefen, aber trotzdem beruhigenden Stimme singt er dieses und Lieder wie „Only Young“ oder das vielgecoverte „Sound of Silence“ besser als das Original, wobei immer seine eigene Note mitschwingt. Die Refrains bestreiten Seibert, Schneider und Reiter meist gemeinsam. So entsteht ein großartiger Trioklang, der voll und raumfüllend ist. Besonders bei „Sound of Silence“ wabern die Stimmfarben warm und voll durch den Saal. Die Stimmen sind verschieden, aber bei diesem Lied vereinigen sie sich zu einem wunderbaren Klang. „Ich möchte die Stimmung von 1969 zurückbringen, als das legendäre Woodstock-Festival war“, erklärt Klaus Reiter. Das gelingt ihm – und mehr noch: Er schafft gemeinsam mit Two Young magische Momente. Beim vierten und letzten Set kommt Albert Koch auf die Bühne. Er spielt sich auf seiner Mundharmonika die Lunge aus dem Leib. Die Lieder mit seiner Begleitung haben so viel Gefühl und Aussagekraft, dass es vielleicht auch seine Seele ist, die er durch die Mundharmonika mit den Zuhörern teilt. „Mrs. Robinson“ und „Leaving on a Jet Plane“ von John Denver leben sowohl von den drei fantastischen Stimmen, als auch von Albert Koch. Das Gemeinschaftsgefühl, das um 0 Uhr durch die Halle wabert und das alle noch verbliebene Zuhörer spüren, erreicht bei „Hotel California“ seinen Höhepunkt. Fürs Rockige sorgt beim dritten Set Jessica Weis, die bei „Private Emotion“ von den Hooters, gecovert von Ricky Martin, oder Bonnie Tylers „Total Eclipse of the Heart“ ihre hammermäßige Stimme hören lässt. Voller Power ist ihre Stimmfarbe, und es ist genau diese Stimmgewalt, die die Zuhörer ausflippen lässt. Ihr Gesang geht unter die Haut – sowohl Gefühl als auch Rock vermag Weis mit den Zuhörern zu teilen. Auch Melanie Schneider zeigt bei ihrem Auftritt, was in ihr steckt.

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