Zweibrücken/Bechhofen/Pirmasens Landrätin fordert: Impfzentren öffnen, anstatt alte Menschen in der Kälte stehen zu lassen

Zwei Drittel der Leute, die zum Impfbus kommen, lassen sich mittlerweile die dritte Impfung geben.
Zwei Drittel der Leute, die zum Impfbus kommen, lassen sich mittlerweile die dritte Impfung geben.

Landrätin Susanne Ganster (Kreis Südwestpfalz) fordert, dass das Land wieder alle Impfzentren öffnet. Klappt das nicht, will sie es selbst tun. Eine erste Konsequenz hat der immense Andrang an den Impfbussen bereits.

Normalerweise kommen pro Tag 100 bis 120 Leute zum Impfbus. Vergangene Woche waren es in Zweibrücken mehr als viermal so viele: über 500. Manche Impfwillige standen zweieinhalb Stunden in der Schlange, das Rote Kreuz verdreifachte die Anzahl der Helfer und schenkte warmen Tee aus. Die Schlange am Zweibrücker Busbahnhof zog sich bis zur Lammstraße. Der Impfbus selbst stand wie vereinbart auf dem Alexandersplatz, hinter der Kirche. Geimpft wurde aber im früheren Impfzentrum im ehemaligen City Outlet. Denn die Helfer, die den Papierkram erledigen, hätten sonst acht Stunden im Kalten gesessen. So ließen sich wenigstens die Aufklärungsgespräche im Warmen führen.

Dass sich jetzt, nachdem die Impfzentren geschlossen wurden, doch wieder mehr Leute impfen lassen wollen, hat mehrere Gründe: Zum einen steigt die Anzahl positiv getesteter Menschen deutlich an. Das Thema rückt wieder stärker ins Bewusstsein: Die Pandemie ist eben noch nicht vorbei. Wer bisher unschlüssig oder auch einfach zu faul war, sich impfen zu lassen, kommt nun zur Erstimpfung. Die Impfzentren sind geschlossen, die Hausärzte haben nicht unbedingt schnell Termine frei. Beim Impfbus braucht man keine Anmeldung, man kommt einfach vorbei. Wer die Zweitimpfung braucht, kann sie hier ebenfalls ohne Vorlaufzeit bekommen und gilt dann als vollständig geimpft, was im Alltag manches einfacher macht. Ein Hauptgrund für die gestiegene Nachfrage sind aber die sogenannten Boosterimpfungen: Zwei Drittel der Wartenden ließen sich am Mittwoch die dritte Impfung geben.

Ganster wil Impfzentrum zur Not auf eigene Faust öffnen

Das Land will zwar einige Impfzentren wieder öffnen, darunter das in Kaiserslautern (und das Saarland das in Neunkirchen), aber nicht die in Zweibrücken und Pirmasens. Das ärgert Landrätin Susanne Ganster: „Ich habe kein Verständnis, dass das Land nicht alle Impfzentren wieder in Betrieb nimmt. Es kann nicht sein, dass vor allem ältere Menschen bei Wind und Regen im Freien auf ihre dritte Impfung warten sollen.“ Sie ergänzt: „Weil das Land uns den bisherigen Betrieb des Impfzentrums als Landesimpfzentrum nicht erlaubt, müssen wir nun andere Wege gehen.“ Gemeinsam mit der Stadt Pirmasens lasse sie prüfen, in welcher Form das Impfzentrum in Eigenregie wieder aufgemacht werden kann.

In einem ersten Schritt hat Ganster mit Hans Prager, dem Geschäftsführer des DRK Südwestpfalz, vereinbart, dass der Impfbus im Landkreis möglichst nur an Dorfgemeinschaftshäusern Station machen soll. Dort sei – anders als vor Supermärkten – genügend Platz, um im Warmen anzustehen und Sitzplätzen anzubieten. Beschwerliches Schlange-Stehen in der Kälte oder gar bei Regen und Sturm soll so verhindert werden.

Am Montag steht der Impfbus in Bechhofen

Der Appell scheint gefruchtet zu haben: Das Land schickt am Montag einen Zusatzbus nach Bechhofen ans Dorfgemeinschaftshaus.

Info

  • Der Impfbus steht am Montag, 15. November, am Bechhofer Dorfgemeinschaftshaus. Von 9 bis 17 Uhr kann sich jeder ab zwölf Jahren dort impfen lassen. Wer vor mindestens einem halben Jahr zum zweitem Mal geimpft wurde, kann auch die dritte Impfung bekommen.
  • Am Dienstag, 16. November, steht der Impfbus wieder von 9 bis 17 Uhr in Zweibrücken. Wegen der Kälte wich das Impfteam vergangene Woche vom Alexandersplatz in das ehemalige Impfzentrum am Busbahnhof aus.
  • Grundsätzlich gilt: Mobile Teams des DRK verimpfen in den Bussen die Impfstoffe von Biontech und Johnson und Johnson, sowohl Erstimpfungen als auch Zweit- und Drittimpfungen – die sogenannten Booster-Impfungen. 16- und 17-Jährige brauchen eine Einverständniserklärung der Eltern, die man unter corona.rlp.de herunterladen kann. Bei den Zwölf- bis 15-Jährigen muss eine erziehungsberechtigte Person dabei sein. Für alle gilt: Ausweis mitbringen. Anmelden muss man sich nicht, einfach vorbeikommen. Möglicherweise gibt es Wartezeiten.
x