Zweibrücken Irgendwie dumm gelaufen

ZWEIBRÜCKEN. Platz sieben, bester Aufsteiger und Traditionsvereine wie Kickers Offenbach, FC Homburg, SSV Ulm, Hessen Kassel und Wormatia Worms hinter sich gelassen: Fußball-Regionalligist SVN Zweibrücken sorgte in seiner ersten Spielzeit in der vierten Liga für Furore. Doch dem Erfolg haften zwei Makel an: das verlorene Finale um den Verbandspokal und ein versemmeltes Saisonfinale, in dem dann auch noch Trainer Peter Rubeck seinen Abschied ankündigte.

Nach dem 1:0 gegen den FC Homburg am 19. April war die Regionalliga-Saison für den SVN Zweibrücken gelaufen. Der große Lokalrivale war zu dem Zeitpunkt um neun Punkte distanziert, der Klassenerhalt längst in trockenen Tüchern. Motivator Rubeck hatte seine Spieler richtig heiß gemacht, die Mannschaft wollte den Sieg unbedingt, auch wenn sie dafür ein glückliches Tor von Irvin Parra benötigte. Der ausgelassene Jubel am Zaun war der letzte der Saison. Es folgten zwei Unentschieden und drei Niederlagen, statt dem möglichen Platz fünf fand sich der SVN nach dem müden 0:2 im Saisonfinale gegen Waldhof Mannheim auf Platz sieben wieder. „Es ist egal, ob wir Neunter oder Zwölfter werden, wenn wir den Pokal holen“, hatte Rubeck vor dem letzten Saisondrittel gesagt. Nach dem Derbysieg war der Pokal das letzte große Ziel, die mögliche Krönung einer famosen Saison. Statt der Krönung gab es am 14. Mai einen Schlag ins Kontor. Der spätere Oberliga-Absteiger Alemannia Waldalgesheim triumphierte im Pokalfinale mit 1:0, in Zweibrücken verstand man die Welt nicht mehr. „Ich muss das auf meine Kappe nehmen, ich war vom Kopf her nicht ganz bei der Sache“, räumte Rubeck ein. In der Woche vor dem Pokalfinale hatte er beim SVN verlängert, am Tag vor dem Endspiel entband ihn Teammanager Heiner Semar von seinem Wort und Rubeck unterschrieb in Trier. Die Mannschaft erfuhr erst nach dem Spiel gegen Waldalgesheim davon. Dass es in der Rückserie nur 20 Punkte gab – elf weniger als in der Hinrunde –, hatte verschiedene Ursachen. Mit Hacke, Spitze, Trallala sonnten sich einige SVN-Akteure zu Beginn der Rückrunde im Erfolg der Hinrunde und fielen prompt in ein Formloch. Christian Telch blieb – nach einer Verletzung in der Winterpause – lange blass. Mefail Kadrija, in der Hinrunde noch fünffacher Torschütze und einer der auffälligsten Spieler, tauchte auf der rechten Außenbahn zu oft ab. Selbst Patrick Lienhard hatte Probleme. Der 22-Jährige war der Motor und kreative Kopf des Teams, wenn er stotterte, ging nicht viel. Bei den 0:1-Heimniederlagen nach gutem Spiel gegen Großaspach, nach ordentlichem gegen Mainz II und nach schlechtem gegen Offenbach war Lienhard nicht auf dem Damm. Und doch ist der ehemalige Freiburger der große Gewinner der Saison. Er beeindruckte fußballerisch, wirkte auch außerhalb des Platzes gereift und empfahl sich für die dritte Liga. Irvin Parra spielte sich mit einer tollen Hinrunde zum Probetraining bei Borussia Dortmund, in der Rückrunde konnte er nicht an diese Leistungen anknüpfen. Auch Adam Bouzid geriet nach einer Verletzung außer Tritt. Als nacheinander Rene Schwall und Abdessamad Fachat für den Rest der Saison ausfielen, die komplette linke Seite fehlte, wurde es personell eng. Weitere Verletzungen und Sperren kamen hinzu – „wenn fünf oder sechs fehlen sieht man, dass es nicht reicht“, sagte Rubeck mit Blick auf die Misere, als seine Mannschaft „Wochen am Limit“ spielte. Unter dem Strich war es dennoch eine famose Saison. Der SVN spielte eine großartige Hinrunde, trumpfte bei vermeintlich Großen groß auf und landete überraschende Erfolge. Das 3:2 beim späteren Drittliga-Aufsteiger Mainz 05 II, der 2:0-Erfolg in Offenbach oder das 2:1 in Mannheim sind Siege, die als beste Momente der Saison in Erinnerung bleiben. Auf der anderen Seite gab es aber auch das üble 0:3 gegen Ulm, das 0:1 in Pirmasens gegen Offenbach, bei dem der SVN keine Chance hatte, und der willenlose Kick zum Abschluss gegen Mannheim. Da war allerdings im Vorfeld bekanntgeworden, dass am Ende des Geldes noch ein bisschen Saison übrig war. „Wenn man uns vor der Saison gesagt hätte, dass wir Siebter werden, wären wir alle sehr stolz gewesen. So ist das eine blöde Sache“, sagte Rubeck noch unter dem Eindruck der Pokalniederlage. Die erste Saison in der Regionalliga ging der SVN zwar nicht blauäugig an, sie war aber mit einem gewissen Wagnis verbunden. Das Budget – am Ende rund 550 000 Euro – lag ein wenig über der ursprünglichen Planung, noch ist die Saison finanziell nicht abgeschlossen. Das hing aber auch mit den teuren Missverständnissen Jan-Patrick Kadiata, Joseph Olumide und Tufan Tosunoglu zusammen, von denen sich der SVN im Winter trennte. Von den Halbzeit-Zugängen konnte Timo Helfrich überzeugen, Gianni Gotthardt wurde elfmal eingesetzt, spielte einmal herausragend. Die jungen Michal-Andrei Dufuor und Heraldo Jorrin sind Optionen für die Zukunft. Marcel Linn und Patrick Nonnenmann sind mangels Einsatzzeit nicht zu bewerten.

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