Zweibrücken Insektenhotels in Oberauerbach: Appartements für Krabbeltiere

Heinz Strauch (rechts) arbeitet in seiner Garagenwerkstatt in Oberauerbach zusammen mit Wolfgang Scheidt an einem weiteren Insek
Heinz Strauch (rechts) arbeitet in seiner Garagenwerkstatt in Oberauerbach zusammen mit Wolfgang Scheidt an einem weiteren Insektenhotel.

Über Winter entstehen in Heinz Strauchs Garagenwerkstatt in Oberauerbach viele tolle Insektenhotels. Mit denen kann man sogar Schädlingen zu Leibe rücken. Umweltfreundlich.

Alles begann 2011, als fleißige Helfer des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Oberauerbach den Schulgarten in ihrem Vorort auf Vordermann brachten. Damals war bei Heinz Strauch die Idee zum Bau eines großen Insektenhotels für die neugestaltete Gartenanlage gereift; sogleich schritt er an seiner Werkbank zur Tat. Mittlerweile hat sich das gut zwei Meter hohe Wohn- und Bruthäuschen für Kerbtiere längst als markantes Wahrzeichen des Oberauerbacher Schulgartens etabliert. Ein sorgsam gedecktes Dach schützt es vor Regen und Schnee, und viele ausgeklügelte Details – sozusagen die Möbel – sorgen dafür, dass Wildbienen, Käfer und andere Insekten sich in ihrer hölzernen Bleibe pudelwohl fühlen.

Einen frühen Prototypen aus Strauchs handgefertigter Insektenhotel-Produktion gibt es im Garten des gelernten Feinmechanikers hinter seinem Haus in der Zweibrücker Straße zu bewundern: Neben mächtigen Hochbeeten mit ausgeklügelter Beregnungsanlage, neben einem gemütlichen Baumhaus und einem Gewächshaus, in dem selbst Ende November noch feuerrote Tomaten gedeihen, ruht ein 70 Zentimeter hohes Insektenhäuschen auf einem starken Pfosten und lädt allerlei kleine Krabbel- und Flatterwesen jederzeit freundlich zum Übernachten ein.

Umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung

„Wissen Sie, warum der mittlere Teil des Häuschens aus rot gefärbtem Holz besteht?“, fragt der 78-Jährige, um sofort die Antwort nachzuliefern. „Diese Farbe zieht Florfliegen an“, erklärt Heinz Strauch. Jene kleinen grünen Insekten mit ihren typischen großen Flügeln zeichnen sich durch großen Appetit auf Apfelwickler aus: Diese wiederum sind unter Gartenfreunden als unbeliebte Obstmaden verrufen, die eklige Löcher in Äpfel bohren. Indem die Florfliege fleißig Apfelwickler-Larven frisst, hilft Heinz Strauchs Insektenhotel mit seinem roten Schlupflöcher-Stockwerk auf umweltfreundliche Weise bei der Schädlingsbekämpfung.

Stolz präsentiert Heinz Strauch ein fertiges Exemplar in seinem Garten.
Stolz präsentiert Heinz Strauch ein fertiges Exemplar in seinem Garten.

„Direkt obendrüber gibt es ein Eckchen, das mit leeren Schneckenhäusern gefüllt ist“, erläutert der Oberauerbacher. „Viele Insektenarten siedeln sich mit Vorliebe darin an.“ Die Insektenhotels aus der Produktion von Strauch und seinen Mitstreitern vom Obst- und Gartenbauverein sind also bis ins kleinste Detail durchdacht. Aber wo hat der Rentner die Baupläne für seine hölzernen Bienen- und Florfliegenparadiese her? Etwa aus dem Internet? Weit gefehlt: Heinz Strauch tippt sich an die Stirn. „Von da drin“, so lacht er, stammt die Bauanleitung. Also aus seinem Kopf, in dem er alle Einzelheiten sorgsam erdacht hat.

Der Kindergarten hat auch etwas davon

Seit einigen Jahren werden die Oberauerbacher Insektenhotels in Serie gefertigt. Der Obst- und Gartenbauverein bietet sie öffentlich zum Kauf an – je nach Wunsch in zwei Größen. Das 70 Zentimeter große Häuschen, baugleich mit dem Erstling in Strauchs Garten und komplett mit dem roten Florfliegen-Stockwerk, ist für 90 Euro zu haben. „In diesem Preis ist eine Spende für unseren Kindergarten im Dorf enthalten“, sagt der 78-Jährige. 45 Euro kostet hingegen das 30 Zentimeter hohe, kleinere Modell für Einsteiger.

Herstellungsort ist Heinz Strauchs Garage, die ein reichhaltiges Sammelsurium an Werk- und Hobelbänken, Schraubstöcken, Werkzeug und Bauholz beherbergt. Beim Sägen, Hämmern und Schrauben ist der Initiator nicht alleine: „Wir waren immer zu viert“, schildert der frühere Meister bei John Deere und lobt seine fleißigen OGV-Kumpels Wolfgang Scheidt, Michael Wagner – und Walter Bäsel, der vor einigen Tagen gestorben ist. Beim Besuch der RHEINPFALZ in der Werkstattgarage ist auch Wolfgang Scheidt vor Ort. Seine Aufgabe ist es an jenem Nachmittag, drei Meter lange Schilfrohre in knapp zehn Zentimeter kurze Stücke zu schneiden und diese als Bündel zusammenzufügen. Aus dem Schilf bohrt Scheidt sorgfältig das Mark heraus: So entstehen kleine Röhren, in denen es sich die Insekten im nächsten Frühjahr gemütlich machen können. „Da darf kein Grat überstehen – die Rohre müssen innen vollständig glatt sein“, erklärt Scheidt. Denn die Krabbeltiere seien sehr empfindlich. „In ein faseriges Loch gehen die nicht rein. Das ist wie bei Katzen: Die schlüpfen auch in keine Höhlen rein, in denen sie an der Wand mit ihren Schurrbarthaaren anstoßen.“

„Kreativstudio“ in der Garage

Wichtiges Bestandteil jedes Insektenhotels ist ein Frontgitter, das die wuselnden Häuschenbewohner vor beutegierigen Vogelschnäbeln schützt. Die metallenen Halterungen, mit denen die Insektenhotels auf ihren Standpfosten verankert werden, müssen neuerdings von einem anderen Helfer verschweißt werden: Diese wichtige Aufgabe hatte bislang Walter Bäsel inne.

„Der Heinz muss immer was zu knoddele haben“, weiß Erwin Stephan, der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Oberauerbach. Und das nicht nur in Strauchs fachmännisch ausgestattetem, ofenbeheizten „Kreativstudio“ in der Garage und im paradiesischen Privatgarten. „Zusammen mit Erwin Weimann ist der Heinz auch schon immer einer der wichtigsten Schaffer in unserem Vereinsgarten.“ Stephan freut sich über die Initiative mit den handgefertigten Insektenhotels: „Ehrenamtliches Engagement ist immer gut. Und wenn dann dabei auch noch etwas für die Umwelt getan wird, ist es natürlich noch besser. Von der Spende für den Kindergarten ganz zu schweigen.“

Bis zum Frühjahr sind sie fertig

Die Hobbyhandwerker vom OGV haben vor einigen Tagen die Serienproduktion ihrer beiden Insektenhotel-Baureihen wieder aufgenommen. „Wenn ich so richtig bei der Sache bin, habe ich ein Exemplar nach zehn Tagen fertig“, berichtet Heinz Strauch. Seine Freunde und er haben bis zur nächsten Blüte- und Brutperiode im kommenden Frühjahr also noch eine Menge Arbeit vor sich. „Wer ein Hotel haben möchte, kann es jetzt schon bei mir kaufen. Für die Zeit bis zur Fertigstellung im neuen Jahr bekommt er dann zumindest schon mal einen Gutschein. Damit er was in der Hand hat.“

Info

Die handgefertigten Insektenhotels (70-Zentimeter-Version für 90 Euro, 30-Zentimeter-Ausführung für 45 Euro, zu beiden Modellen gehört ein Haltepfosten) können beim Obst- und Gartenbauverein Oberauerbach bestellt werden. Kontakt: Heinz Strauch, Telefon 06337 7228-133

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