Zweibrücken „In Zweibrücken war es schön“

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Auf eine 42-jährige Karriere, auf über 50 Alben, von denen über 80 Millionen Exemplare weltweit verkauft wurden, kann der 67-jährige Musiker Angelo Branduardi zurückblicken. Er verfügt über einen schier unermesslichen Fundus, aus dem er auf seiner „Greatest Hits Tour 2017“, die ihn am Dienstag, 11. April, 20 Uhr, in die Saarbrücker Congresshalle führt, schöpfen kann. Über seine Musik sprach der Italiener mit unserem Redakteur Christian Hanelt.

Sie waren 2013 bei einem Auftritt in Zweibrücken zu erleben. Erinnern Sie sich an einzelne Konzerte oder führen Sie ein Tourneetagebuch?

Nein, ein Tagebuch führe ich nicht, aber ich erinnere mich schon an die meisten meiner Konzerte. Das mag vielleicht verrückt klingen, da ich ja schon seit über 40 Jahren Konzerte gebe, aber die Eindrücke sitzen tief, und in Zweibrücken war es schön – da war ich ja sogar zweimal. In Saarbrücken war es auch schön, das liegt aber noch länger zurück. Aber ich habe ja insgesamt in den letzten Jahren etwas weniger Konzerte gegeben. Warum haben Sie sich auf den Bühnen so rar gemacht? Nun, ich habe mir einfach mal ein Jahr Auszeit gegönnt, um darüber nachzudenken, was in der letzten Zeit alles geschehen ist. Und da ich auch nichts Neues zu erzählen hatte, habe ich es vorgezogen, still zu sein. Und zu welchen Erkenntnissen sind Sie in diesem Jahr gekommen? Dass ich inzwischen wieder besser singe. Es ist so, als hätte ich neuen Sauerstoff bekommen. Sie haben einmal gesagt, Deutschland sei Ihre Heimat. Was haben Sie damit gemeint? Natürlich ist Deutschland nach Italien meine zweite Heimat. Deutschland ist ein großartiges Land, um Konzerte zu geben, denn das Publikum schätzt und achtet Kunst und Künstler. Das Publikum ist begeisterungsfähig und temperamentvoll. Das Land und seine Menschen haben so viele unterschiedliche Facetten. Ja, Deutschland ist ein sehr zivilisiertes Land – deshalb schätze ich es und nenne es meine zweite Heimat. Worin unterscheidet sich das deutsche vom italienischen Publikum? Früher, viele viele Jahre zurück, gab es tatsächlich Unterschiede, denn die Italiener waren fürchterlich laut. Mittlerweile ist es aber überall in Europa gleich. Was werden Sie auf der aktuellen Tournee spielen? Meine bekanntesten Lieder, also Sachen wie „La pulce d’acqua“. Aber es gibt auch andere Titel, die keine Hits waren, die ich selbst aber sehr mag. „La pulce d’acqua“ in den Konzerten zu spielen, ist sicherlich ein Muss. Aber haben Sie noch Lust darauf? Natürlich. Ich könnte es noch tausend Mal spielen, ohne mich zu langweilen. Ich liebe das Lied sehr, denn darin stecken wirklich sehr große Gefühle. Sie haben Alben auch in Englisch und Französisch aufgenommen, aber nicht in Deutsch. War das nie eine Option? Darüber habe ich eigentlich nie nachgedacht. Als mein Freund Michael Ende noch gelebt hat, habe ich den Soundtrack zu seinem Buch „Momo“ geschrieben. Die Texte dazu stammen von Michael. Und da ist am Ende eine ganz kurze Passage von 15 oder 20 Sekunden, in denen ich Deutsch gesungen habe. Die einzige Sprache, die wirklich zu meiner Musik passt, ist französisch. Die Musikalität der italienischen Sprache ist sehr stark und passt am ehesten zur französischen. Ist es ein großer Unterschied, ein Lied oder einen Soundtrack zu schreiben? Einen Soundtrack zu schreiben, ist sehr interessant, denn Film kommt der Utopie einer globalen Kunst besonders nahe. Für mich ist es wesentlich einfacher, für einen Film zu schreiben, denn man hat eine Geschichte, Schauspieler und Geräusche. Dafür die Musik zu schreiben, fällt mir leichter, als vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen und zu hoffen, dass mir eine Idee kommt. Was entsteht zuerst, Text oder Musik? Normalerweise die Musik. Wann erscheint ein neues Album? Das weiß ich noch nicht. Dazu fehlen mir noch die Ideen. Jetzt sind erst einmal die Konzerte angesagt. Als Sie in Deutschland bekannt wurden, waren kurz danach auch Musiker wie Gianna Nannini und Paolo Conte, hier erfolgreich. Warum gibt es heute kaum noch italienische Künstler mit Hits in Deutschland? Die amerikanischen und englischen Musiker verstehen ihr Geschäft einfach besser. In Italien haben wir seit 15, vielleicht sogar seit 20 Jahren eine kreative Krise, weshalb man kaum noch neue italienische Musik hört. Ein Grund dafür ist, dass es viele Plattenfirmen nicht mehr gibt und die, die es noch gibt, lassen den jungen Künstlern keine Zeit mehr, ihre Kreativität zu entwickeln. Sie nehmen eine Single auf, und wenn die nicht erfolgreich ist, heißt es „bye bye“. Hat sich der Musiker Branduardi in den letzten 40 Jahren verändert? Das kann ich gar nicht sagen. Ich folge meiner Inspiration und dem Vergnügen. Ich fühle mich wie ein Kind, das von süßer Marmelade nascht und weiß, dass es noch so viel Marmelade gibt, die es noch gar nicht probiert hat. Haben Sie einen Traum? Einen? Ich habe so viele Träume. Ich würde zum Beispiel gerne einmal Wagner in Bayreuth dirigieren. Karten Karten gibt es im Vorverkauf für 46 bis 64 Euro unter kultopolis.com, eventim.de, Ticket regional und bei der Ticket-Hotline 0651/9790770. |han

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