Zweibrücken Im Zweitakt durch die Straßen knattern

Sogar Kutten haben „Die Wieners“: (von links) Kevin Wolter, Peter Raje, Aaron Holaus, Christian Krönig und Sascha Klammes.
Sogar Kutten haben »Die Wieners«: (von links) Kevin Wolter, Peter Raje, Aaron Holaus, Christian Krönig und Sascha Klammes.

Der Porschefahrer wundert sich, dass er bei Tempo 120 einen Mofafahrer neben sich hat. „Wohl den Tiger im Tank?!“, fragt er durchs offene Seitenfenster. „Nee, die Jacke in deiner Tür“, antwortet der Mofa-Fahrer. In Mittelbach gibt es seit gut einem Jahr einen Club, dessen fünf Mitglieder unter der genannten Voraussetzung mit einem Sportwagen mithalten könnten. „Die Wieners“ nennt sich das Einspur-Quintett, das sich sogar Kutten zugelegt hat, um den Spaß am Zweitakter zu symbolisieren.

Den ortsansässigen Motorrad-Club haben sie wegen der Kutten vorher gefragt. „Die hatten nichts dagegen“, meint Aaron Holaus lachend. Ernsthafte Konkurrenz stelle man mit 50 Kubikzentimetern für die Männer mit den schweren Maschinen ohnehin nicht dar. Zweiradfahrer nennen ihre Jacken, die mit ihrem Kennzeichen versehen sind, Kutten. Es riecht typisch nach Zweitaktbenzin, als Präsident Holaus und sein Wieners-Kollege Christian Krönig den Berg zum Mittelbacher Sportheim hochtuckern. „Eine aussterbende Art“, sagt Holaus über die zwei abgestellten Maschinen. Er hat sich auf einer Zündapp, Baujahr 1969 zum Pressetermin befördert, Krönig auf einer Simson Enduro, die genauso alt ist, wie er selbst: „31 Jahre.“ Mit solchen Schätzchen ziehe man Blicke auf sich, am meisten, wenn der ganze – noch überschaubare – Club unterwegs sei. „Letztes Jahr im Oktober haben wir uns gegründet“, erzählt Holaus. Die Idee, einen Mofa-Club ins Leben zu rufen, sei in einer Partylaune entstanden. Vorbilder gebe es, der Wiener-Präsi nennt als Beispiel „Die Kobras“, einen durchs Fernsehen bundesweit bekannten niederrheinischen Club, dessen Maxime lautet: Die Füße im Feuer, die Nase im Wind, weil wir Mofa-Rocker sind. Laut Holaus und Krönig gibt es auch im 50-Kilometer-Umkreis organisierte Gleichgesinnte. Etwa die Park Riders aus Busenberg, den MC Brennstoff aus Merzalben oder der Frauenclub Zündkatzen aus Hauenstein. Neben dem Schrauben an den Maschinen, die zum Teil Garagenfunde sind, wie Holaus es ausdrückt, gehören Ausfahrten zum Club-Programm. Der Präsident nennt die Gründe, warum diese in voller personeller Besetzung nicht allzu oft stattfinden können: „Familien, Schichtarbeit, nicht alle Mitglieder können zur gleichen Zeit.“ Wenn sie aber alle können, gebe das gleich ein gutes Bild ab. Zum Biker-Treff eines Niederauerbacher Motorradhändlers sei man komplett erschienen, und die Biker hätten Tränen in die Augen bekommen. Vor Freude, wie Holaus betont. Die Motorradfahrer hätten sich an ihre eigenen Zweirad-Anfänge erinnert. Nostalgie, die Freude an Oldtimern und der Wunsch nach Entschleunigung sind laut Holaus die Gründe für die Beschäftigung mit den Zweitaktmaschinen. Beim Mittelbacher Dorffest haben die Wieners geholfen. Erstens, weil sie zum Gelingen der Sause beitragen wollten, zweitens, um sich der Öffentlichkeit vorzustellen. Am Mittelbacher Weihnachtsmarkt wollen sie auch mitwirken. Gegen weitere Mitglieder hätten sie nichts einzuwenden, Werbung für ihren Club wollen die Wieners demnächst mit Flyern machen. Der Name ist übrigens auf den Werner-Film zurückzuführen, in dem bekanntlich ein Wurstblinker vorkommt. Während des Gesprächs mit den beiden Mofapedkick-Freaks füllt sich das Gelände der TSG Mittelbach-Hengstbach mit Boulespielern und Sportheimbesuchern. Zwei ältere Herren begutachten die Prunkstücke. Mit Blick auf Holaus’ 2,9 PS starke blaue Zündapp meint der eine: „So eine hatte ich auch mal. Zu dritt auf der Sitzbank und den Auspuff aufgebohrt, damit es anständig knattert.“ Holaus fragt: „War die auch so alt?“ Darauf der Mann sinngemäß: „Nee, die war nicht so alt. Das ist doch schon lange her.“

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