Zweibrücken „Ich gehe auf die Bühne, um zu unterhalten“

Gestern stellte der Troisdorfer Kabarettist Sebastian Pufpaff in der Alten Post in Pirmasens sein Soloprogramm,, „Warum!“ vor.

Als Kabarettist leben Sie vorwiegend von Live-Auftritten. Wie viele Tage sind Sie im Jahr dafür unterwegs?

Mit Fernsehen sind es an die 150 Auftritte im Jahr. Was machen Sie die restlichen 200 Tage? Da versuche ich kreativ aufzutanken. Kabarettisten und Komiker arbeiten wie Skiliftbetreiber. Wenn das Wetter zu schön ist, kommen die Leute nicht. Unsere Saison geht so ähnlich wie die in den Alpen – fängt Ende September an und geht, wenn es kalt genug bleibt, bis April, Mai, Juni – wenn allerdings eine WM ist, dann hat man auch den Juni schon frei. Denn dann spielt man gegen Public Viewing und eine Grillwurst. Da ist es schwierig, die Leute in ein dunkles Theater zu locken. Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als auch Fußball zu sehen? Das ist nicht so dramatisch. Ich sehe mir das ja auch gerne an. Letztes Jahr durfte ich in Hamburg während des Champions-League-Finales auftreten. Da waren drei Tage vorher erst 30 Karten verkauft. Meistens ist es dann so, dass die Damen im Saal die Karten gekauft haben. Die Männer sitzen dann grummelig daneben, weil sie halt mit müssen. Das ist schon recht witzig, wenn man von der Bühne in die Gesichter blickt und sieht, wer freiwillig und wer unfreiwillig da ist. Wer stellt die Mehrheit im Publikum – die Frauen oder die Männer? Bei mir ist es wirklich halb-halb. Ich habe schon viele Frauen im Publikum – aber es ist nicht dieses Boygroup-Publikum, nur weil ich mal das Label des George Clooney des Kabaretts abbekommen habe. Und bei mir ist die Altersstruktur total heterogen. Zu mir kommen Elfjährige, aber auch 85-Jährige. Gibt es in Deutschland ein Humorgefälle? Das gibt es in jedem Fall – aber das ist gar nicht qualitativ zu bewerten. In Hamburg hat man zum Beispiel ein anderes Tempo, eine andere Art und Weise, wie das Publikum rezipiert und reagiert. Da gibt es tatsächlich Unterschiede zu Berlin, München oder anderswo. Das ist spannend. Ich war vor Kurzem in Augsburg – da war das Publikum eher zurückhaltend, abwartend, um beim Schlussapplaus ganz wild zu klatschen. Einen Tag zuvor war ich in Stuttgart, und das hat mich dagegen eher an eine Festzeltatmosphäre erinnert. Da war das Publikum sofort mit dabei. Aber das kann jetzt auch an den Spielstätten gelegen haben, da kommt immer einiges zusammen. Und in Nordrhein-Westfalen weiß ich, dass da wesentlich schneller gelacht wird – was nicht heißt, dass es da besser ist. Ist Ihr origineller Name eher von Vorteil oder von Nachteil? Sie bauen ihn ja auch immer wieder in Ihr Programm ein. Von Vorteil – weil man mit dem Namen Pufpaff weniger in Vergessenheit gerät. Ich habe einige Semester Jura studiert – und ich glaube, als Jurist wäre es mit dem Namen Pufpaff schon eine andere Nummer gewesen. Ihr Kollege Max Uthoff ist auch Jurist. Wie passt das zusammen: ein vermeintlich trockenes Fach zu studieren und dann als Komödiant aufzutreten? Ich kann mir vorstellen, dass es ihm so gegangen ist wie mir. Wir haben angefangen Jura zu studieren, weil wir gerechtigkeitsliebende Menschen sind, dann desillusioniert wurden, weil wir merkten, dass man als Jurist nicht unbedingt der Gerechtigkeitsbringer ist. Und da entscheidet man sich gegebenenfalls für eine Alternative und geht zu den Medien, als der vierten Gewalt im Staat, oder zum Kabarett, als der fünften Gewalt. Gibt es für Sie Tabus? Meine Tabus liegen im Rahmen der Grundrechte. Ich darf nicht die Würde eines Menschen verletzen. Ansonsten darf es keine Tabus geben. Ich bin ein Unterhalter, dementsprechend gehe ich auf die Bühne, um zu unterhalten. Dabei möchte ich keinen vor den Kopf stoßen. Wenn ich Witze über sterbende Kinder machen würde, wäre damit auch keinem geholfen. Die Leute zahlen dafür, unterhalten zu werden. Der Moralist darf nicht den Großteil des Abends bestreiten. Es sei denn, Größen wie Georg Schramm. Bis ich so weit bin, müssen Sie mir noch drei, vier Jahre geben.

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