Zweibrücken Geschäftsführer des Landgestüts wechselt zur Stadt Pirmasens

Alexander Kölsch kurz vor seinem Abschied in dieser Woche ...
Alexander Kölsch kurz vor seinem Abschied in dieser Woche ...

Das Interview: Am Freitag hatte Alexander Kölsch seinen letzten Arbeitstag als Geschäftsführer des Landgestüts. Nach zwölfeinhalb Jahren wechselt er zur Stadt Pirmasens, wo er sich um deren Gebäude kümmern will. Ganz geht Kölsch nicht. Als Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins veranstaltet er Turniere im Gestüt. „Wehmut gibt es deshalb nicht“, sagt er.

Herr Kölsch, wenn man sieht, wie sich das Landgestüt in den vergangenen zwölf Jahren entwickelt hat, würden Sie sagen, dass am Anfang Fehler gemacht wurden?

Als ich 2006 gekommen bin, stand die Richtung schon fest. Der politische Teil war abgeschlossen. Es ging nur noch um die technische Umsetzung. Die Rahmenbedingungen waren ja fix. Die 1,5 Millionen Euro Zuschuss über zehn Jahre standen fest. Die späteren Dinge, also die 300 000 Euro, die an den Reitverein gingen für den Kauf seiner Immobilien, das war noch ein bisschen Thema in der Zeit. Gegen diese Entscheidung hat der Alt-OB (Helmut Reichling, die Red) in Trier bei der ADD remons-triert (eine Einwendung gegen die Anweisung der Aufsichtsbehörde, die Red.). Im Nachhinein war es richtig, dass der Reitverein da abgelöst wurde, weil dann von Anfang an Ruhe im Ganzen war. Der Reitverein gilt als der größte Profiteur der Privatisierung. Er wurde seine Schulden los und verfügt jetzt über ein schönes Guthaben. Wenn man das nicht getan hätte, wäre er weg gewesen, ja. Das jetzt hat er sich im Endeffekt aber schon selbst erarbeitet. Von nichts kommt nichts. Die Anlage bietet zwar optimale Voraussetzungen, aber sie verpflichtet andererseits ja auch. Als Berufsanfänger standen Sie vor großen Herausforderungen. Gab es Momente, wo sie hinwerfen wollten? Als die Richtung klar war, konnte man das Ganze ein bisschen einschätzen. Es ging auf und ab, aber es gab nie die Situation, wo ich dachte, ich muss das jetzt hinschmeißen. Natürlich war die Geschichte bewegt, aber Aufgeben war nie ein Thema. Man hatte immer starke Partner an der Seite. Am Anfang war es der Bezirksverband (Rheinhessen-Pfalz-Saar, die Red.) für Pferdezüchter, der mit Heinz Merk (der damalige Vorsitzende und Co-Geschäftsführer der GmbH, die Red.) in Mainz gut verwurzelt war. Irgendwann ist es dann gewechselt zum starken Partner Stadt, die jetzt hintendran steht. Spielt der Zuchtverband jetzt keine Rolle mehr? Es hat sich ja das komplette Geschäftsmodell im Landgestüt geändert. Früher hatte man viele eigene Hengste, da hat sich der Zuchtverband stark eingebracht. Jetzt, da sich das Ganze mehr zu einer Einrichtung für die Öffentlichkeit gewandelt hat, hat die Stadt wieder größeres Interesse an ihrem Landgestüt. Die Züchter haben auch noch ein großes Interesse, die sehen aber auch, dass es auch ohne direkte Mitwirkung funktioniert und vor allem ohne die eigene Hengsthaltung, die ja das Kostspieligste am Anfang war. Dieser Versuch, den Züchtern eine ständig wechselnde Hengstkollektion anzubieten, hat sich in meinen Augen als die größte Fehlinvestition von Züchterseite erwiesen. Wir haben den Absprung nicht geschafft. Am Anfang war das schon richtig. Wir haben in München den Siegerhengst Sir Schiwago gekauft, da haben wir alle Blicke nach Zweibrücken gelenkt. Das war natürlich teuer. Man hatte die falschen Partner, den Hengst hätten wir auch ohne Partner kaufen können. Deshalb wurde die Sache nicht rund. Für die GmbH war es gut. Durch die Hengste konnte man dem Ganzen ein Bild geben. Es hat geholfen, damit sich die Züchter wieder mit dem Landgestüt identifizieren können. Die Pferdezucht spielt im Gestüt nur noch eine untergeordnete Rolle. Es gibt noch die Veranstaltungen. Die Züchter wollen ja schon noch das Gestüt als ihre Heimat im Bereich großer Veranstaltungen sehen. Die Lager müssen sich halt immer noch ein bisschen sortieren, was sie mit dem Pferdezentrum Standenbühl anstellen. Hat das Lagerdenken bei den Züchtern die Entwicklung des Landgestüts gehemmt? Ja. Die Querelen im Verband haben uns geschadet. Wenn alle an einem Strang ziehen, ist vieles möglich. Das hat man am Anfang gesehen. Da hatten wir bei den Bedeckungen riesen Zahlen und auch bei den Veranstaltungen war alles gut. Dann kommt irgendwann der Faktor Neid, und dann wurde sich bekriegt, da gab es viele Kollateralschäden. Da waren wir dann auch dabei. Das Zweibrücker Landgestüt ist das kleinste der deutschen Landgestüte. Ist Zweibrücken das einzige, das privatisiert ist? Es gibt ganz aktuell noch Prussendorf, das wurde verkauft an einen Privaten. Wir können uns gut mit Dillenburg vergleichen, die sind auch mitten in der Stadt, von der Fläche her sind wir ein kleines bisschen größer. Im Prozess sind wir aber zehn Jahre weiter. Der sanfte Übergang, diese zehn Jahre, die wir hatten, war schon sehr gut, um das Ganze zukunftsfähig zu machen. Ich habe mich gewundert, dass sich die Landespolitik das nicht stärker als Erfolg ans Revers geheftet hat. So viele Landesbetriebe gibt es ja nicht, die erfolgreich privatisiert wurden. Wir sind noch nicht ganz durch, haben noch die drei Jahre Förderung. Aber wir können uns schon messen mit anderen Landgestüten. Bei dem, was mir machen, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis sehr gut. Neulich sagten Sie, dass die GmbH einen Umsatz von rund 500 000 Euro macht. 220 000 Euro sind für die Gehälter, dann bleiben für den Rest also 250 000 bis 300 000 Euro. Das kommt darauf an. Wir haben einen sehr hohen Fixkostenanteil. Es ist ja alles schön und weitläufig, deswegen gibt es lange Wege, wir haben viel Publikumsverkehr, dann muss man mehr kehren. Wir sind beitragspflichtige Anlieger an einem Kilometer Straße, das hat auch nicht jedes Gestüt. Die Entwässerung der Dachflächen läuft in den Kanal, solche Dinge kosten Geld. Gibt es Möglichkeiten, die Kosten zu senken? Da gibt es wenig Spielraum. Man muss die Nutzung optimieren, aber die Gebäude sind ja vorhanden, da kann man wenig machen. Wir sind von der dauerhaften Pferdehaltung in der Stadt weggekommen. Am Anfang waren viel mehr Dauereinsteller da. Weil es mehr Veranstaltungen gibt, haben wir automatisch weniger Einsteller, was ja gut so ist. Und die Möglichkeiten, die Einnahmen zu erhöhen? Mit Veranstaltungen geht nicht viel mehr. Die anderen Nutzer, die Besamungsstation, die Reitschule und die Voltigierer, können nicht auf noch mehr Zeit verzichten, wenn wir hier Veranstaltungen machen. Man muss sehen, dass man pferdefremde Dinge ins Gestüt bringt. Da gibt es erste Ansätze, etwa im Oktober eine Klassik-Veranstaltung, da gibt es eine andere Zielgruppe. Es ist eine Herausforderung, mehr Leute ins Gestüt zu bringen, die auch Geld hier lassen. Durch den Bürgerfonds sind wir ja schon optimistisch gestimmt, weil sich doch einige engagieren, die nicht unbedingt etwas mit dem Pferd zu tun haben. Im letzten Jahr hat sich die Zweibrücker Politik offensiv zum Gestüt bekennt. Kann man das an etwas festmachen? Grund ist natürlich erst mal der Einstieg des Bezirksverbands Pfalz. Das hat das Landgestüt gesellschaftsfähig gemacht. Seither sind die Leute der Meinung, das kann funktionieren. Der Erfolg ist greifbar, das erleichtert es auch, sich für die Sache Landgestüt einzusetzen. Erfolg heißt aber nicht riesige Gewinne? Unternehmensziel ist ganz klar: „Bestand des Unternehmens bis zum letzten Tag und darüber hinaus“. Das war Reichlings Spruch. Wenn man in die lange Geschichte guckt, ist das jetzt schon einschneidend. Die Hengste stehen nicht mehr hier, sie spielen nicht mehr die Hauptrolle. Wir sind jetzt mehr eine Veranstaltungsstätte, wo sich alle Pferdeleute treffen. Das ist unsere heutige Aufgabe. Wo steht das Gestüt in fünf Jahren? Ich kann mir schon vorstellen, dass die schwarze Null erreicht wird. Es gibt verschiedene Faktoren, von denen das abhängt. Wie schafft man es, den Kindergarten zu integrieren? Wie schafft man es, die positive Stimmung beizubehalten? Im Bereich Sport kommen immer wieder neue Veranstalter hinzu. Das Gestüt steht auf verschiedenen Beinen. Wenn etwas wegbrechen sollte, ist es nicht gleich ein Riesendrama. Der Bereich Besamungsstation kennt nur eine Richtung, da geht’s nur aufwärts, wir haben die Kostenstruktur im Griff. Weil wir keine eigenen Hengste haben, sind die Fixkosten geringer. Die Herausforderung ist es, mehr Leute ins Gestüt zu locken.

... und 2008 nach der Privatisierung des Gestüts mit dem damaligen Co-Geschäftsführer Heinz Merk und Hengst Stockholm.
... und 2008 nach der Privatisierung des Gestüts mit dem damaligen Co-Geschäftsführer Heinz Merk und Hengst Stockholm.
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