Zweibrücken Früher war alles anders
Rund 35 Zuhörer kamen am Freitagabend in die Kleinsteinhauser Mehrzweckhalle zum Auftritt des Kabarettisten Gerd Kannegieser. Der Comedian aus dem pfälzischen Hinzweiler zeigte das Beste seiner 19 Programme aus den vergangenen 30 Jahren. Im Fokus: Wie hat sich die Welt seitdem verändert? Es waren zweieinhalb Stunden, in denen das Publikum fast nicht mehr aus dem Lachen kam.
„Ich bin heute ein wenig durcheinander, Grund dafür ist, dass sich heute Mittag mein Intimpiercing im Duschvorhang verfangen hat“, ulkt Kannegieser, um in sein erstes Thema einzuleiten: Früher war man viel prüder als heute. Zu Hause sei zum Beispiel nicht über Sex gesprochen worden. Seine Eltern wiesen ihn immer nur darauf hin, an sich die Finger wegzulassen, da man davon blind werde. „Einmal hab ich damals auf der Straße einen Blinden mit Blindenstock gesehen – da dachte ich mir, es gibt auch noch ehrliche Menschen“, scherzt Kannegieser. Auch die Treffen zwischen Mädchen und Jungen waren früher anders: „Da hat man sich noch mit Mädchen im Kino getroffen, heute treffen sich die Jugendlichen im Internet.“ Dann scherzt der 61-Jährige: „Was war ich damals im Kino, manchmal sogar um einen Film zu schauen.“ Eine Filmreihe hat es ihm dabei besonders angetan: Winnetou. Vor allem das Pferd des Indianers, das immer schneller geworden ist, wenn man seinen Namen gerufen hat. „Was hab ich auf der Autobahn das Fenster aufgemacht und gerufen ,R4’ – hat leider nur nichts gebracht“, ulkt Kannegieser. Den damaligen Charme gibt es nicht mehr. In den heutigen Großkinos sei alles anders: „Wenn die den Sound aufdrehen, dann hast du das Toupet vom Vordermann im Popcorn liegen.“ Ebenfalls zum Relikt geworden sind laut Kannegieser Mottopartys. „Ich weiß noch die erste, auf der ich war, war ,Sei ein Tier’“, erzählt er. Dann Wilder Westen, 20er Jahre, Wer kotzt zuerst. Heute dreht sich alles nur um Computer, was für Kannegieser gar nichts ist. „Ich kann mir allein schon die ganzen Passwörter nicht merken. Seit kurzem hab’ ich daher überall das Passwort ,falsch’ – denn dann sagt der Computer wenn ich es falsch eingebe immer ,Passwort ist falsch’.“ Dennoch ist für den Kabarettisten heutzutage nicht alles schlecht. Ihm gefallen etwa die modernen Haushaltsgeräte, die mit dem Internet verbunden sind – wenn er sie auch ein wenig angsteinflößend findet. Kannegiesers Stammtischfreund Hermann, der nicht verheiratet ist, habe beispielsweise einen sprechenden Kühlschrank. Der könne sogar merken, wann das Haltbarkeitsdatum von Lebensmitteln abläuft. „Als ich ihn mal gefragt hab, was der Unterschied zwischen einem sprechenden Kühlschrank und einer Ehe ist, hat er mir geantwortet: ,Wenn du die Tür zumachst, ist Ruhe’.“ Kannegieser muss mittlerweile aber kürzertreten: „Ich bin inzwischen 61, das ist ein Alter wo andere über die Pflegestufe zwei nachdenken.“ Daher achte er inzwischen sogar im Supermarkt auf die Kalorien in der Schokolade, vergleicht mehrere Tafeln, kauft keine von ihnen und hat so genug Kalorien für das Bier am Abend gespart.