Zweibrücken Früher Bravo, heute Apotheken-Umschau
Rock und Pop haben in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur Musikgeschichte geschrieben. Es ranken sich auch viele Geschichten und Anekdoten um die Hits und Interpreten. Und genau da setzt Moderator Werner Köhler mit seiner Show „SWR 1 – Hits und Storys“ an. Mit der Band Pop History und den Sängern Peter Kühn, Uwe Grau und Helen Forster nahm er am Samstag das Publikum in der ausverkauften Zweibrücker Festhalle mit auf eine Zeitreise durch die Welt von Rock’n’Roll bis Pop.
Unterhaltsam, oft auch witzig sind die Geschichten, die der sachkundige Moderator zu einer fulminanten Show mit rasanten Lichtprojektionen präsentierte. Er ließ sein Publikum einen Blick in die Welt der Stars erhaschen. Wie kam Elvis, der spätere King of Rock’n’Roll, zu seiner ersten Gitarre? Eigentlich wollte ihm seine Mutter Gladys zu seinem zehnten Geburtstag ein Fahrrad kaufen. Im Laden in seiner Heimatstadt Tupelo faszinierte ihn dann aber ein Gewehr. Um ihn davon abzubringen, brachte der Verkäufer eine Gitarre, für 7,95 Dollar – und in die verliebte sich Elvis auf Anhieb. Was dann kam, ist inzwischen Musikgeschichte. „That’s all right, Mama“, sang Peter Kühn, smart im Jackett und in typischer Elvis-Pose. Aber auch die Akribie des Stars war ein Thema: Seinen Song „Are you lonesome tonight?“ nahm Elvis Presley in den Sun-Studios um vier Uhr morgens auf – im Liegen, weil es so authentischer klingen würde. Peter Kühn probierte das auch aus, zum Schmunzeln des Publikums. Aber auch kritische Töne wurden in der Festhalle hörbar. David Bowies „Heroes“ löste 1987 Begeisterungsstürme im Westen der Berliner Mauer aus, wo Bowie vor dem Reichstag aufgetreten war. In Ostberlin jedoch verprügelten Sicherheitskräfte Jugendliche, die versuchten, etwas von dem Konzert mitzubekommen. Die kraftvoll-rockige Melodie nahm am Samstag nach und nach einen triumphierenden Charakter an, die Stimme von Peter Kühn wurde anklagend und protestierend. Helen Forster begeisterte mit ihrer soulig-suggestiven Interpretation von „The Rose“ der legendären, gelegentlich auch etwas stachelig-zickigen Janis Joplin. Bei der spannenden Inszenierung von „Riders on the storm“ der „Doors“ lief den Zuhörern ein Schauer über den Rücken. Werner Köhler machte sich am Samstag auch Gedanken darüber, was Musik eigentlich ist. Wissenschaftler betrachten sie als eine komplexe Leistung des menschlichen Gehirns; Johann Sebastian Bach sah in ihr eine Gabe Gottes, die er zum Klingen brachte; für den Stones-Gitarristen Keith Richards „fliegt die Musik um uns herum, man muss sie nur fangen, und die Antenne dazu ist meine Gitarre“. Und für die Generation, die in den 60ern aufwuchs, war die Musik eine Botschaft, ein Lebensgefühl, eine Identität. „Lange Haare und die Bravo gehörten dazu – und jetzt?“, kommentierte Köhler mit einer guten Portion Selbstironie: „Die Haare sind dünner, und wir lesen die Apotheken-Umschau.“ „Wish you were here“ von Pink Floyd ließ mit seinem verfremdeten E-Gitarrensound und der szenischen Farbenexplosion die Mentalität der Hippie-Generation von 1975 wieder lebendig werden. Die rauchigen Stimmen der Sänger schrien das Begehren und die überschäumende Vitalität geradezu hinaus; die Band tobte sich in fetzigen Rhythmen aus. Led Zeppelins „Stairway to heaven“ präsentierte Sängerin Helen Forster wie eine mythische Legende. Was wäre eine Zeitreise durch die Popgeschichte ohne Joe Cocker, die Beatles, Abba und die Rolling Stones? „With a little help from my friends“ war eine Hommage an Cocker. Uwe Grau erinnerte als Alt-Hippie mit Paul McCartneys „Yesterday“, das er mit weicher, sehr ausdrucksstarker Stimme im Stil einer nostalgischen Ballade vortrug, an den Kultstatus der Liverpooler Band. Mit „Satisfaction“ von den Rolling Stones brachten die Musiker die Festhalle zum Kochen. Helen Forster begeisterte beim Abba-Titel „Money, money, money“ mit ihrer klaren, schlank geführten und doch voluminösen Stimme. Als Appell für Mitgefühl und Frieden in der Welt ließen die Musiker ihre mitreißende Show mit Michael Jacksons „We are the world“ ausklingen.