Zweibrücken Fahrradclub: Zweibrücken bremst die Radfahrer gezielt aus

Im Sommer 2019 fuhren Mitglieder des Bauausschusses auf Fahrrädern die Homburger Straße entlang.
Im Sommer 2019 fuhren Mitglieder des Bauausschusses auf Fahrrädern die Homburger Straße entlang.

Anstatt den Fahrradverkehr zu fördern, bremse die Stadt ihn immer wieder aus, ärgert sich Bernd Lohrum vom ADFC, der die Interessen der Zweibrücker Radfahrer vertritt. Er wirft den Politikern und Planern mangelnde Sachkenntnis vor.

„Wieder hat sich unser Stadtrat in Verbindung mit der Verwaltung als großer Bremser erwiesen. Und das hat inzwischen Methode“, ärgert sich Bernd Lohrum von der Ortsgruppe Zweibrücker Land des ADFC. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub setzt sich für die Interessen der Radfahrer ein, so wie es der ADAC für die Autofahrer tut. Der ähnlich klingende Name ist Absicht.

„Keinerlei Sachkenntnis“

„Wo selbst die Stadt Pirmasens es fertigbringt, Radwege auszuweisen, werden in Zweibrücken unbegründete Bedenken und polemisierende Befürchtungen als Argument genommen, den längst fälligen Ausbau des Rosenwegs abzulehnen. Die Verwaltung hat dazu ein Ingenieurbüro beauftragt, das zwar in Pirmasens ein paar Nebenstraßen planen durfte, in der Ausgestaltung und bei den Vorgaben für Radwege aber keinerlei Sachkenntnis zu haben scheint. Ein Schelm wer Böses dabei denkt!“, schreibt Lohrum in einer Stellungnahme zur Sitzung des Bauausschusses vergangene Woche.

Der ADFC habe Verständnis, dass die Homburger Straße Richtung Einöd mit dem recht kurzfristigen Förderprogramm „Stadt und Land“ nicht umgebaut werden kann. Das zu planen und umzusetzen, würde fünf bis zehn Jahre dauern. Damit kommt die Straße durch Ernstweiler nicht für dieses Förderprogramm in Frage. „Das konnte aber schon im Vorfeld jedes Bauamt erkennen, dafür hätte es keine Voruntersuchung gebraucht“, ärgert sich Lohrum.

„Ohne die Situation zu verbessern“

In Verbindung mit der Homburger Straße sei auch die Kohlenhofstraße vom Wichernhaus am Schwarzbach und am Tadano-Gelände entlang Richtung Ernstweiler Kirche zu sehen: „Deren Ausbau macht nur dann Sinn, wenn auch die Homburger Straße angefasst wird.“ Die jetzige Planung schaffe eine wenige hundert Meter lange Insellösung, „ohne die Situation der Radfahrenden wirklich zu verbessern“.

Vor allem ärgert sich der ADFC-Sprecher über die Diskussion um eine mögliche Erneuerung des Rosenwegs: „Was dem Fass aber den Boden aushaut, sind die Aussagen des Planungsbüros (und mehrerer Mitglieder des Bauausschusses) zu den Planungen im Rosenweg. Wenn unsere Ausschussmitglieder meinen, dass ein bei Regen sehr ungern benutzter Weg ,naturnah’ sei, mag das ja eine ganz persönliche Auffassung von Naturnähe sein. Aber dass die Gestaltung eines Weges zu einem ganzjährig benutzbaren Weg gegen die Interessen der Bürger wäre, kann sich mir nicht erschließen. Auch die Unfallgefahr durch ,rasende Radfahrer’ gehört ins Reich der Märchen. Wie viele Kinder wurden denn in den letzten Jahren auf dem gut ausgebauten und viel stärker frequentierten Bliestalradweg von ,rasenden Radlern’ verletzt oder gar getötet?“

„In höchstem Maße lächerlich“

Außerdem sei die Aussage, dass der Rosenweg über die gesamte Länge mit einem Geländer versehen werden müsste, „in höchstem Maße lächerlich“: Die entsprechenden Gestaltungsvorschriften sähen ein Geländer nur dann zwingend vor, wenn eine Kante höher als 20 Zentimeter ist und weniger als ein Meter vom Weg entfernt liegt. „Das ist am Rosenweg praktisch nirgends der Fall! Und selbst dann darf ein Geländer auch durch ein ausreichend hohes dornenfreies Gebüsch ersetzt werden“, erläutert Lohrum die Vorgaben im Regelwerk.

Leider gebe es keine wirkliche Alternative zum Rosenweg, der ins überregionale Radwegenetz eingebunden ist. „Wie gut das aussieht und wie gut das funktioniert, sieht man in seiner Verlängerung in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Dort nutzen den Weg Radfahrende, Fußgänger, Rollstuhl- und Rollatorfahrende, Eltern mit Kinderwagen und Hundebesitzer“, beschreibt Lohrum den Weg, der ab Contwig am Schwarzbach entlang über Dellfeld und Rieschweiler-Mühlbach nach Thaleischweiler-Fröschen führt. Lohrums Fazit: „Obwohl – oder gerade weil – der Weg dort asphaltiert ist, ist er von allen gut zu nutzen und ein attraktiver Weg ohne Unfallrisiken! Naturnah ist er allemal.“

„Ein Büro fragen, das sich auskennt“

Die von einem Ausschussmitglied ins Gespräch gebrachte Verlegung der Ost-West-Radachse in die Hofenfelsstraße sei schon wegen der sehr hohen Verkehrsbelastung illusorisch. Es bleibe also nur eins: „Man sollte mal ein Ingenieurbüro fragen, das sich mit sowas auskennt! Und auch mal die Mitglieder des Bauausschusses mit dem Fahrrad durch die Stadt zu schicken. Wir vom ADFC sind gerne bereit die Damen und Herren zu führen.“

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