Heimatkolumne: Der Sepp vom Hallplatz „Fa Anzegewwe werd werglich genuch gebodd“

Im März 1945 marschierten die Amerikaner in Zweibrücken ein, hier am Melanchthonheim in der Hofenfelsstraße, die damals noch and
Im März 1945 marschierten die Amerikaner in Zweibrücken ein, hier am Melanchthonheim in der Hofenfelsstraße, die damals noch anders hieß.

„Wie domols de Bundespräsident von Weizsäcker Zweebrigge besuchd had, do is sei Fahrtschdregg vum Fluchbladz bis zum Rathaus vorher ned verrod wor – dess Rätsel war awwer ganz leichd: Do, wo die Schdrosse in de Schdadt bledzlich ke Lecher meh gehadd hann, do is de Herr Präsidend dann gefahr!“

Die gegenwärtige Diskussion zum allgemeinen Straßenzustand („Meh Lecher wie e Golfbladz!“) und dem vertrauten Fasenachtslied „Wer soll das bezahlen?“ wird noch andauern. Dafür kommt aber der prächtige Werbeprospekt des Verkehrsamtes „Stadt.Land.Wasser“ fast ganz ohne Straßen, aus: Keine guten und keine mit Schlaglöchern.

Die Schrift zeigt vor allem die erfreuliche Entwicklung, die sich das damalige Stadtoberhaupt Werner von Blon erhofft hatte, als die amerikanischen Soldaten von den Hügeln Zweibrückens abzogen. „Wir müssen das Beste draus machen“, hatte er gesagt, während andere mal wieder den Untergang vorhersagten.

Heute wird nun mit der neuen (Fach-)Hochschule auf dem Kreuzberg geworben und natürlich auch mit der dortigen oft zitierten Sternwarte. Statt „in de Mond ze gugge“ gab es Hoffnungsvolles zu sehen. Dabei war der frühere Ministerpräsident Rudolf Scharping noch ganz vorsichtig gewesen, als er beim Start der Verbrauchermesse „ZW aktiv“ in der Halle der Verkehrsbetriebe ankündigte, man wolle prüfen, ob ein Vorhaben dieser Art auf dem ehemaligen Kasernengelände möglich sei.

Es war möglich. Aus mehr als 50 Ländern kommen heute Studenten nach Zweibrücken und werden gut ausgebildet. Keiner erinnert sich mehr daran, dass die Zweibrücker zu Beginn der 90iger Jahre wussten: „Weider bis an die kleen Kerch kannsche ned fahre, dann is die Schdross vun de Amis gesperrd!“

Und heute wird in englischer Sprache für den Studienort Zweibrücken mit seinem prächtigen Campus geworben! Der andere Hügel, der Flugplatz, war ebenfalls von den Militärs gesperrt. Das Tanklager für den Flugplatz, mit einer Leitung bis Walshausen, lag direkt an der Steinhauser Straße.

Weiter kamen damals die Protestler nicht, die zusammen mit der Grünen-Ratsfrau Brigitte Ponstein-Schmidt und dem früheren Einöder Pfarrer Helms gegen die Düsenjäger und den Lärm wetterten. Sicherheitsbereich! Das galt auch für die recht beliebte Eissporthalle: Ein schmaler Durchgang („Wie fa die Leewe im Zirkus!“) und nicht sehr publikumsfreundliche Öffnungszeiten, das war der Normalzustand.

Die Informationsschrift, die zum Besuch der Stadt einlädt, zeigt es: Auch hier hat sich alles verändert: Wo das Tanklager war, parken heute Tausende Autos: Im vorderen Teil sind es die Beschäftigten des größten heimischen Unternehmens Tadano – mit einem Riesenkran im Prospekt. Die meisten der Parkplätze aber werden von den Besuchern des Outlets belegt und auch von den Eishockeyfreunden, die sich über die Erfolge ihres „Hornets“-Teams freuen – auch Teil der Konversion. Einst hatten die kanadischen „Flyers“ deutsche Eishockey-Teams zu Gast, heute werden in der Peter-Cunningham-Memorial Arena „die Zweebrigger“ die bejubelt. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde über den Flughafen eine neue Schnellstraße gebaut: ruckzuck ist man heute in Bitsch. Erst in der Corona-Krise wurde uns wieder bewusst, dass es (manchmal eben) leider Grenzen gibt. Schriften, die von freundlichen Touristikern im Büro „Max 1“ in der Oberstadt bereitgehalten werden, sollten auch von den Einheimischen betrachtet werden – von denen ganz besonders!

1993 verabschiedeten sich die amerikanischen Soldaten von Zweibrücken. Aus Siegern und Besatzern waren Freunde geworden.
1993 verabschiedeten sich die amerikanischen Soldaten von Zweibrücken. Aus Siegern und Besatzern waren Freunde geworden.
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