Zweibrücken Erst heulen sie, dann schwimmen sie

„Seht her: So haltet ihr das Brett und bewegt den anderen Arm“ – Anna Metzger zeigt Schülern der Albert-Schweitzer-Grundschule i
»Seht her: So haltet ihr das Brett und bewegt den anderen Arm« – Anna Metzger zeigt Schülern der Albert-Schweitzer-Grundschule im Zweibrücker Badeparadies die Grundfertigkeiten des Schwimmens.

«ZWEIBRÜCKEN.» „Jetzt mal die Arme lang machen, die Brettchen vorne halten und nur mit den Beinen schlagen.“ Im Nichtschwimmerbecken des Zweibrücker Badeparadieses spritzt es gewaltig, als die zehn Grundschüler der Aufforderung von Anna Metzger nachkommen – in Querbahnen hin und zurück. Die Absolventin eines Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) hilft seit fast einem Jahr den Zweibrücker Schülern beim Schwimmen auf die Sprünge. „Ich bin eigentlich jeden Tag hier“, sagt sie fröhlich mit einem Rundumblick im Badeparadies. An diesem frühen Donnerstagmorgen im Mai – draußen wird’s langsam warm – steigt die Temperatur im großzügig verglasten Bad ordentlich an. Da tummeln sich ab 8 Uhr die Kinder der Klasse 3a der Albert-Schweitzer-Grundschule aus Ernstweiler im Wasser. Dabei sind Lehrerin Claudia Müller und Schulleiterin Steffi Grund. „Anna Metzger als FSJlerin ist für unsere Kinder die Rettung“, sagt Steffi Grund, bezogen auf das Schwimmenlernen der Kinder. Einmal wöchentlich. Denn dafür sei in der Grundschule nur ein Schuljahr vorgesehen. Wenn noch Termine wegen Feiertagen oder Sonstigem ausfielen, bliebe manchmal nur ein halbes Jahr übrig. „Vorher war der Schwimmunterricht ein Tropfen auf den heißen Stein, jetzt schaffen am Ende viele Kinder doch das Seepferdchen“, unterstreicht Grund. Um die FSJlerin beneiden viele andere Schulen die Zweibrücker. „Das ist ein Riesenvorteil für uns“, glaubt Grund. Drei Lehrerinnen in zwei Becken Das Lernen mit drei Lehrpersonen ist deutlich intensiver: Während Claudia Müller mit den geübteren Schwimmern schon ins große Becken geht, können sich Metzger und Grund gemeinsam um die Anfänger kümmern. Da sind zwei Schwimmlehrer nicht zu viel, denn: „Manchmal haben wir Schüler dabei, die waren vorher noch nie im Schwimmbad.“ Die 19-jährige Anna Metzger, die bei den Wassersportfreunden Zweibrücken schwimmend groß geworden ist, findet: „Das ist erschreckend, da verstehst du die Welt nicht mehr.“ Später machen zwei Nichtschwimmer noch ganz stolz ihre ersten Gehversuche im großen Becken. Um die etwas schwächeren Anfänger kümmert sie sich gerade Steffi Grund, während Metzger die Stärkeren mit den Schwimmnudeln anleitet. Heute geht sie nicht mit ins Wasser, hin und wieder tut sie das aber. „Da kann ich die Kinder beruhigen, sie können Vertrauen fassen. Ich kann die Arme und Beine bei der Bewegung auch mal führen. Aber von Außen erkennt man die Fehler eben viel besser.“ Sie versuche, die Bewegungen relativ einfach zu erklären – und vor allem viel vorzumachen. Das geht manchmal bis zu einer Eins-zu-Eins-Betreuung bei einem Schüler. „Witzig ist’s, wenn ich an Land stehend was vormache, und die Kinder im Wasser auch nur ein Bein bewegen“, sagt sie lachend. Auf dem Programm steht Brustschwimmen, zu mehr kommt Metzger in der kurzen Zeit eigentlich nicht. Die Zusammenarbeit mit den Lehrern der Grundschulen (freitags kommt die Realschule plus) klappt laut Metzger prima. „Ich finde es schön, dass die FSJler aus dem Schwimmen kommen. Die arbeiten selbstständig, die muss man nicht anlernen. Eher lernen wir noch was“, verdeutlicht Steffi Grund aufs Schwimmen bezogen. „Das klappt wirklich wunderbar“, meint auch Anna Metzger zur Zusammenarbeit, sie werde oft von den Lehrern gefragt, ob sie Tipps habe. „Wir sind auf Augenhöhe“, findet die Niederauerbacherin. Kurios: Mit ihrem Schulleiter Christian Weppler von der Niederauerbacher Hilgard-Schule ist sie schon als Grundschülerin zum Schwimmunterricht gegangen – und steht ihm heute als FSJlerin zur Seite. „Ich glaube, der findet das auch witzig“, sagt sie. „Es muss um 8 Uhr losgehen“ Die Schulstunde mit den Schülern der Albert-Schweitzer-Schule ist zu Ende – und wie immer wegen Anfahrt und Umziehen eigentlich viel zu kurz. Anna Metzger hat kurz Pause, sie stärkt sich in der Cafeteria. „Wenn man mich nach einem Jahr nach Verbesserungsvorschlägen fragen würde, würde ich sagen: Es muss um 8 Uhr losgehen, damit nicht so viel Zeit verloren geht“, sagt die 19-Jährige, die am Helmholtz-Gymnasium ihr Fachabitur gemacht hat und demnächst ein Studium der Innenarchitektur beginnen will. Zeichnen konnte sie schon immer gut, „irgendwann wurden halt immer mehr Häuser daraus“, meint sie schmunzelnd. Spätestens nach einem Praktikum wusste sie: Das mit der Innenarchitektur ist das Richtige für sie. Noch im Juni macht sie eine Eignungsprüfung an der Fachhochschule Kaiserslautern, danach beginnt das Warten auf einen Studienplatz. Sieben Semester dauert es dann bis zum Bachelor, drei weitere bis zum Master. Selbstbewusster werden Zum FSJ-Jahr kam sie über die Wassersportfreunde Zweibrücken, wo sie derzeit die Anfänger der Leistungsgruppe trainiert und an Wochenenden häufig bei Wettkämpfen ist. Ihr Fazit des FSJ-Jahres ist positiv: „Ich bin generell selbstbewusster geworden, kann besser auf andere zugehen.“ Wenn sie könnte, würde sie glatt weitermachen. Wie viele Kinder sie in dem einen Jahr beim Schwimmen angelernt hat, weiß sie nicht: „Ich habe nicht mal eine grobe Zahl, es waren viele.“ „Der heftigste Arbeitstag war immer der Mittwoch“, erzählt sie. Da stand sie von 8 bis 12 Uhr und dann noch mal 16 bis 21.45 Uhr mit Leistungsgruppen am Beckenrand. „Es ist zwar nicht so anstrengend, wie man vielleicht denkt, aber manchmal war ich danach schon heiser. Und abgesehen von der Hitze hier drin, war es immer okay“, meint sie verschmitzt. Acht Stunden pro Tag, fünf Tage in der Woche sah ihr FSJ-Vertrag mit der Sportjugend Pfalz vor – für 350 Euro Entgelt im Monat. „Wenn man zu Hause wohnen kann, kommt man damit aber schon klar“, stellt Anna Metzger fest. In 25 Seminartagen erwarb sie noch die für FSJler verpflichtende C-Trainer-Lizenz für den Breitensport, dazu kam die Kursleiter-Lizenz des Deutschen Schwimm-Verbandes. Am Ende des FSJ-Jahres stellt sie zudem ihr Projekt „Kraulkurs für Erwachsene“ vor. Und was war das Schönste für sie? „Das war immer, wenn in der ersten Stunde einer heulend vor mir stand und sich nicht mal ins Wasser getraut hat – und er am Ende richtig schwimmen konnte“, sagt sie zufrieden. So, das war jetzt aber genug Pause. Schnell den Kaffee austrinken, die nächste Klasse kommt gleich. Anna Metzger lacht.

Anna Metzger zieht nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Schwimmunterricht mit Zweibrücker Schülern ein positives Fazit.
Anna Metzger zieht nach ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Schwimmunterricht mit Zweibrücker Schülern ein positives Fazit.
Wichtige Hilfsmittel: Schwimmnudeln und Schwimmbrettchen.
Wichtige Hilfsmittel: Schwimmnudeln und Schwimmbrettchen.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x