Zweibrücken Enkeltrick-Theater: Plötzlich sind Geld und Schmuck für immer weg

Wie schnell ein Telefonbetrug zum Erfolg führen kann, demonstrieren die Schauspieler Paul Mejzlik (links) und Werner Mast. Binne
Wie schnell ein Telefonbetrug zum Erfolg führen kann, demonstrieren die Schauspieler Paul Mejzlik (links) und Werner Mast. Binnen weniger Minuten sind Bargeld und Schmuck für immer weg.

Mit viel Humor stellten die Schauspieler Paul Mejzlik und Werner Mast auf der Helmholtz-Bühne dar, wie schnell ein Enkeltrick zum Erfolg führen kann. Gleichzeitig wird einem mulmig, wie perfide Betrüger am Telefon vorgehen: Plötzlich sind Geld und Schmuck für immer weg.

Der Gauner sieht zwielichtig aus: langer grauer Parka, dazu eine Sonnenbrille. Er holt ein Telefonbuch heraus, sucht sich irgendeinen nach Senioren klingenden Namen aus und ruft an. Das Telefon schrillt, am anderen Ende das Opfer. „Hallo, wer ist denn da?“, fragt das Opfer, gespielt von Werner Mast. „Du weißt doch, wer ich bin“, antwortet der von Paul Mejzlik dargestellte Betrüger. Dann der Fehler des Opfers: Es fragt nach, ob da sein Sohn am anderen Ende der Leitung spricht.

Für den Betrüger ein gefundenes Fressen: Er bejaht die Frage und erzählt, dass er gerne zurück nach Zweibrücken ziehen würde. Derzeit sei er aber noch in Hamburg, während ein Freund mit dem angeblichen Vermieter auf dem Eitersberg wegen einer Wohnung verhandele. „Du, Mama, ich würde meinen Freund vorbeischicken, könntest Du ihm Geld für die Kaution geben?“, schwindelt der Gauner. Nur kurz muss er Überzeugungsarbeit leisten, dann willigt das Opfer ein.

Anrufe aus dem Callcenter, „Läufer“ holen das Geld ab

Wenngleich die beiden Schauspieler aus dem Raum Stuttgart die Szene humoristisch aufführen, so wird den Zuschauern doch schnell klar: So lustig ist die ganze Sache nicht. Wäre der Betrug real gewesen, dann hätte der Gauner mit einem Anruf und wenigen Minuten Überredung mehrere Tausend Euro ergaunert. „So eine Masche ist Standard“, erklären die beiden Schauspieler dem Publikum. Mittlerweile sitzen die Betrüger in waschechten Callcentern, rufen von dort aus ihre Opfer an. Die Freunde, die angeblich die Kaution für den Sohn beim Vermieter abgeben, sind sogenannte „Läufer“, die an verschiedenen Tagen in verschiedenen Städten positioniert sind.

Es folgt eine zweite Szene: Dieses Mal mit einem falschen Polizisten. Aber der ruft nicht gleich an. Wieder klingelt das Telefon, wieder ist ein Betrüger am anderen Ende der Leitung − dieses Mal angeblich ein alter Bekannter des Ehemanns, der sich 5000 Euro ausleihen will. Das Opfer meint, den Braten zu riechen, und lehnt ab. Doch kurz darauf klingelt der Apparat schon wieder: „Hauptkommissar Bär“, tönt es aus dem Mikrofon. Das Perfide: Auf dem Handy-Display des Opfers steht beim zweiten Anruf tatsächlich die Nummer 110. Das, so die beiden Schauspieler, geht mittels Computerprogrammen. Falsche Nummern mitzuschicken, vor allem die der Polizei, ist zwar verboten – das juckt Betrüger aber nicht.

Betrüger richten „Konferenz-Schalte“ mit 110 ein

Jener „Hauptkommissar Bär“ erzählt nun, dass die Polizei vom ersten Anruf wisse und dass es sich um Betrüger handele. Das Opfer solle nun bitte Geld und Schmuck vor die Haustüre stellen; sobald die Gauner zuschlagen, tappten sie in die Falle der Polizei. Selbstverständlich ist auch diese Story gelogen. Das Opfer kommt dahinter, legt kurz den Hörer auf und wählt den Polizei-Notruf 110. Auf einmal meldet sich ein anderer Polizist, der erzählt, dass es tatsächlich diesen Einsatz beim Opfer gäbe. Der Grund: Das Opfer hat zwar die 110 gewählt, ist aber nicht beim Polizei-Notruf herausgekommen, sondern wieder bei den Betrügern – denn diese haben eine sogenannte „Konferenz-Schalte“ eingerichtet. Der Tipp der beiden Schauspieler: Entweder vorm Wählen auf ein Freizeichen warten oder aber den Anruf von einem anderen Gerät aus tätigen.

Grundsätzlich raten die beiden Schauspieler in Sachen Enkeltrick: niemals persönliche Daten weitergeben, immer misstrauisch sein. Im Zweifel auflegen, auf ein Freizeichen warten und dann bei Enkel, Sohn, Tochter, Bank, Polizei und Co. anrufen, ob das vermeintliche Anliegen wirklich stimmt. Vonseiten der Polizei heißt es zudem, dass Beamte niemals nach Geld oder Schmuck fragen. Auch Kautionszahlungen, um aus der U-Haft entlassen zu werden, gibt es nicht.

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