Zweibrücken Eine kurze Geschichte der Macht

Wer in seiner Schülerzeit Theater gespielt hat, wird sich auch Jahre danach gerne an diese aufregende Zeit erinnern. Meist sind es Komödien, die an den Schulen einstudiert werden. In Zweibrücken ging man diesmal einen anderen Weg. Denn es stand eine waschechte Tragödie auf dem Programm der AG „Klassisches Theater“ am Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium.

In einem ehrgeizigen Projekt zum 30. Jubiläum der Theatergruppe hatte man sich einer wirklichen Herausforderung angenommen: Friedrich Schillers Historiendrama „Wallenstein“. In seiner ursprünglichen Fassung wäre das Stück allerdings für eine Schülertruppe unspielbar gewesen. Daher machte sich Regisseurin Anita Bischoff an die Bearbeitung der aus drei Teilen bestehenden Tragödie. Am Ende stand eine als „Szenenabend“ bezeichnete Zusammenfassung von immerhin noch zweieinhalb Stunden Dauer. Eine große Herausforderung also für die 15 jungen Schauspieler. Denn große Textpassagen mussten auswendig gelernt werden und dabei durfte man die Betonung der heute ungewohnten Sprache nicht außer Acht lassen. Mehr als 100 Zuschauer durften am überzeugenden Ergebnis in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums teilhaben. Sie wurden von der Schauspieltruppe in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges geführt, als Feldherr Wallenstein sich auf dem Höhepunkt seiner Macht befindet. Der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen scheint beliebter als der Herrscher selbst zu sein. Kein Wunder, dass es zu Konflikten kommt. In diese Rolle schlüpfte Oliver Schlachter, der als „Ehemaliger“ an der Schule noch Zeit für die umfangreichen Proben gefunden hatte. Mit viel Disziplin bewältigte der junge Mime den umfangreichen Text und die emotional bewegenden Dialoge um Treue und Verrat. An seiner Seite stand tapfer Selina Heller als Herzogin. Dazu noch Lea Konitz als Schwägerin Gräfin Terzky und schließlich Katharina Kolf als Tochter Thekla. Alle drei Frauen überzeugten als selbstbewusste Persönlichkeiten. Katharina Kolf musste hier eine besondere Herausforderung meistern: Liebesszenen mit Max Piccolomini, der ruhig und gelassen von Robin Menning verkörpert wurde. Herzog Wallenstein konnte nicht ahnen, dass seine Pläne zum Scheitern verurteilt waren. Zumal sie großen Zuspruch durch seine cleveren Berater Feldmarschall Illo (Lars Geigenmüller) und Schwager Graf Terzky (Jonas Höh) erhielten. Doch Widersacher Octavio Piccolomini (Kai Niedermeier) ist am Ende der Einzige, der übrig bleibt und nur widerwillig einen Fürstentitel als Belohnung vom Kaiser entgegennimmt. Interessant an diesem Abend war auch die Lösung für den ersten Teil der Wallenstein-Trilogie. „Wallensteins Lager“ erzählt die Geschichte aus der Sicht der einfachen Menschen, der Soldaten und Bauern. Diese Funktion übernahmen sieben Schülerinnen und Schüler. Laura Jane Braunbach, Hagen Dollwett, Zoltan Göpel, Sira Lengert, Yentl Merboth und Rosanna Piemonte sprachen nicht nur den Prolog der Handlung, sondern kommentierten zwischen den Szenen immer wieder das Geschehen aus der Sicht der Untertanen. Am Ende lang anhaltender Applaus für eine reife Leistung der Arbeitsgemeinschaft „Klassisches Theater“. Sicherlich auch für die aufwendigen Kostüme, die Lichttechnik und die musikalische Untermalung, den den Abend abrundeten und geschickt akzentuierten. Weniger tragisch wird es am 19. Juli in der Zweibrücker Festhalle zugehen. Denn dann präsentiert die Theatertruppe des Helmholtz-Gymnasiums Shakespeares Komödie „Viel Lärm um nichts“.

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