Zweibrücken „Ein bisschen Show muss sein“

Ein Sin City-Konzert macht einfach Spaß. Den Zuschauern, die von Lied zu Lied mehr mitgehen. Und fast noch mehr der Band selbst, die ihre Auftritte in vollen Zügen auslebt und dabei genüsslich das Klischee vom sich niemals ändernden Altrocker bedient – gitarreschwingend und mit weit ausholenden Sprüngen über die Bühne wirbelnd.

Porty will die Hände sehen. Der Sänger der Zweibrücker Kultband fordert das Publikum während des Konzertes am Samstagabend immer wieder auf, mitzuklatschen und zu singen. Bei den ersten Liedern sind die Reaktionen noch etwas zögerlich, dann tauen die Leute auf. Auch das vielleicht dreijährige Mädchen auf den Schultern des Papas ballt die Fäuste und winkt im Takt. Sin City ist an diesem Abend nicht alleine auf der Bühne. Gastmusiker aus Deutschland, Schweden, Finnland und England stehen ihnen bei einzelnen Liedern zur Seite. „Das sind alles Freunde von uns“, hatte Porty, eigentlich Hans Georg Portner, am Vormittag im Gespräch mit der RHEINPFALZ erklärt. Sin City spiele öfter in Skandinavien oder England, „da lernt man sich halt bei Auftritten kennen“. Bei diesem Auftritt spielt die Band hauptsächlich Coversongs von AC/DC. Drei oder vier eigene Lieder sind auch dabei. „Wir haben auch relativ viele jüngere Zuhörer. Die kennen eher unsere eigenen Sachen“, sagt Porty stolz. „Youtube macht’s möglich“, verweist er grinsend auf das Online-Videoportal. Schon beim zweiten Lied sprühen die Funken – im Wortsinn: Sin City arbeitet mit Pyrotechnik. Grant Foster von der AC/DC-Tributeband Barock aus England singt mit. „This one is especially for Zweibrücken“, kündigt er den Song „Dirty Deeds“ an. Warum er der Meinung ist, ein Lied, dessen Titel zu deutsch „Schmutzige Taten“ lautet, passe besonders gut zu Zweibrücken, bleibt ungeklärt. Den Zuschauern ist es egal. Sie feiern einfach mit. Auch ihre riesige goldene Glocke hat die Band wieder mitgebracht. Gegen Ende des Konzertes läutet Porty damit wie immer das Lied „Hells Bells“ – zu deutsch „Höllenglocken“ ein. „Ein bisschen Show muss sein“, sagt Porty und lacht. Um der Band die Zeit zu geben, den Krantransport der Glocke vor die Bühne vorzubereiten, legt sich Gitarrist Frank „Eule“ Seiler richtig ins Zeug. Die Bühne wird dunkel, man hört ein Gitarrensolo. Verblüfft stellen die Zuschauer fest, dass sich anscheinend gar niemand mehr auf der Bühne befindet. Da geht hinter dem Publikum eine Rakete hoch. Dort steht die „Eule“ auf einem Bierwagen und spielt alleine. Die Köpfe der Gäste drehen sich hin und her, um den Gitarristen zu beobachten, aber auch nichts zu verpassen, falls sich auf der Bühne wieder etwas tut. Pasi Rantanen und Tommi Manninen aus Finnland treten ebenfalls als Gastmusiker auf. Letzterer hat noch ein Geschenk dabei. Bei seinem Auftritt überreicht er dem Sin City-Sänger ein finnisches Eishockey-Trikot. Porty und die Zahl 50 stehen auf dem Rücken, in Anlehnung an den 50. Geburtstag des Musikers am Freitag. „Na ja, im Eishockey sind die Finnen ja besser als wir. Im Fußball weniger“, ruft Porty und zieht das viel zu große Trikot gleich an. Es passt zu der Kappe mit der finnischen Flagge, die er bei jedem Auftritt trägt. „Die hab’ ich vor vier oder fünf Jahren bekommen“, erzählt er. „Seitdem trage ich sie bei allen Auftritten. Sie ist so was wie ein Glücksbringer geworden.“ Ein Auftritt von Sin City auf dem Zweibrücker Stadtfest war dieses Jahr gar nicht vorgesehen, denn sie spielen eigentlich nur alle zwei Jahre. Aber dann fiel der Headliner für Samstagabend aus. Die Musikerkollegen wären sowieso gekommen, erzählt Portner. Zum Urlaub Machen. Also habe man sich gedacht, warum nicht gemeinsam auftreten. Außer den bereits genannten Musikern halfen auch Pontus Snibb aus Schweden, Jarko Ahonen aus Finnland, Tim Dammann aus Hamburg und Daniel Freund aus Mannheim aus. Zusammen stellten die Musiker die neue Single von Sin City „Rock the Nation“ vor. Der Abend endete mit den Klassikern TNT, Highway to Hell und einem Feuerwerk zum Schlussakkord.

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