Zweibrücken Duell im Himmel der Rockmusik

Was eine Frisur doch ausmachen kann! Betrachtet man Fotos aus allen Lebensperioden Freddie Mercurys, so fällt auf, dass die Haarpracht immer durch Akkuratesse bestach. Ganz im Gegensatz zu seinem Darsteller auf der Neunkircher Bühne. Der trat mit lockerer Zottelmähne auf und erinnerte daher nur wenig an sein Vorbild. Doch das war der einzige Wermutstropfen beim neuesten Musicalprojekt der ehemaligen Hüttenstadt.

Falco meets Mercury – so der Titel des zweieinhalbstündigen Spektakels – ist mehr eine Revue als ein Musical mit ausgefeilter Handlung. Die ist eigentlich schnell erzählt, weil nur rudimentär vorhanden. Falco, mit bürgerlichem Namen Johann Hölzel, stirbt bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik und steht jetzt vor dem Tor des Rockhimmels. Dort erwartet ihn niemand anderes als Freddie Mercury, der bereits einige Jahre zuvor den Weg ins Jenseits antreten musste. Schnell entsteht eine Diskussion, wer der größte Rockstar aller Zeiten sei. Das freut die Rockgoddess, die zu einem Wettbewerb mit Stimmen und Fäusten aufruft. Aber in Wahrheit geht es um die Frage: Was war ich? Was bin ich? Und was will ich sein? Dass Regisseur Elmar Ottenthal gerade Falco und Mercury ausgewählt hat, um einen Zweikampf im Himmel auszutragen, mag vielleicht mit der Verfügbarkeit der Hauptdarsteller zu tun gehabt haben. Axel Herrig stand schon mit dem Musical „Falco Meets Amadeus“ auf der Bühne und Sascha Lien ist der Star der Musicalproduktion „We Will Rock You“. Aino Laos als Dritte im Bunde ist in Neunkirchen längst keine Unbekannte mehr. Unter anderem begeisterte sie als böse Königin in Frank Nimsgerns „Snowhite“. Alle drei zusammen kann man als großen Glücksfall für „Falco Meets Mercury“ sehen. Denn das, was sie auf der Bühne präsentierten, machte einfach Spaß und gute Laune. Was sicherlich auch daran gelegen haben mag, dass man mit den Hits von Falco und Mercurys Band Queen die 80er- und 90er-Jahre wiederauferstehen ließ. Unvergessen die Kompositionen des Rappers aus Österreich wie „Der Kommissar“, „Jeanny“, „America“ oder „Vienna Calling“. Allerdings standen Mercury Welterfolge wie „We Will Rock You“, „Bohemian Rhapsody“, „We Are the Champions“ oder „Who Wants to Live Forever?“ dem keinesfalls nach. Am Ende ging der Wettbewerb erwartungsgemäß unentschieden aus. Zweifellos auch der der beiden Hauptdarsteller. Denn deren Stimmen kamen nah an das Original heran. Das war besonders bei Freddie Mercury interessant. Denn in erster Linie durch seinen Gesang war der typische Queen-Sound geprägt. Auch Aino Laos konnte sich nicht nur stimmlich voll ausleben. Gerade für die Rolle der Rockgoddess war neben Tanz und Gesang das Umziehen sicherlich ein anstrengender Prozess in dieser Produktion. Ständig wechselten die aufwendigen Kostüme. Mal in schwarzem Latex, dann in rotem Lackleder, immer wieder in unschuldigem Weiß. Ein Lob auf die extravaganten Kreationen von Judith Adam, die zu einem nicht unwesentlichen Teil zum Erfolg des Abends beitrugen. Kaum weniger oft besuchten die die aus vier Frauen und vier Männern bestehenden Mephisto Dancers die Garderobe. Dabei durften die Herren viel nackte Haut zeigen, und auch die Damen geizten nicht mit ihren Reizen. Letztendlich galten die stehenden Ovationen auch der Bohemian Band, die neben ihren Instrumenten auch durch Stimmen und Chorsamples auffielen. Drummer Roland Depner, die Gitarristen Freddy Hau und Sebastian Ostrowski, Bassist Frank Stimpfig und Keyboarder Peter Hahne vermochten die komplexen und recht unterschiedlichen Kompositionen erstklassig zu interpretieren. Beste Voraussetzungen für die Auftritte im Herbst in Berlin und der umfangreichen Europatournee im nächsten Jahr.

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