Achtung, Satire! Brunners Querschuss Dozent der Universität Krähenberg gibt OB Wosnitza Geldtipps

Professor Konrad Krabat will nicht das Salamibrot des Oberbürgermeisters, sondern dessen Aufmerksamkeit.
Professor Konrad Krabat will nicht das Salamibrot des Oberbürgermeisters, sondern dessen Aufmerksamkeit.

Ächz, stöhn, hechel hechel! Kinder, was für ’ne Affenhitze, vergangene Woche. Danach sah es in der ersten Monatsdekade noch gar nicht aus. Damals, am 9. Juni, war übrigens Donald-Duck-Tag, laut einer – hoffentlich zuverlässigen – Seite im Internet, hatte der berühmte Berzelträger am 9. Juno 1934 seinen ersten filmischen Auftritt.

Enten gibt’s bei uns ja auch – nicht nur in der Zeitung. Auch und vor allem entlang des Schwarzbachs. Darüber hinaus hat der hiesige Geflügel-Bestand Wasserhühner, Nilgänse, Eisvögel, Reiher, Kormorane, massig Singvögel und – na klar – Krähen zu bieten. Letztere machen die Allee für jeden, der durchläuft, zu einem Rabenteuerspielplatz.

Nun ist da dieser Tage jemand ganz Bestimmtes durchgelaufen, und zwar unser aller Oberbürgermeister in seiner Mittagspause. Vom Arbeitsbeginn an hatte er sich einen Mordskopp machen müssen, unaufhörlich tobte ihm der Begriff „Haushaltskonsolidierungskommission“ durch die Synapsen. Wie eine Flipperkugel schoss ihm das Wort durch den Verwaltungschefschädel, prallte an den Gehirnrändern ab, mischte sich mit der Zahl „260 Millionen“, um dann erneut Fahrt aufzunehmen.

„Hhmmpf“, kam es gegen 11.50 Uhr aus Wosnitzas Mund, er beschloss, zwecks Durchlüftung der grauen Zellen einen Spaziergang zu machen und dabei seine Mittagsmahlzeit einzunehmen. Seine Frau hatte ihm morgens eine Stulle mit fünf Zentimeter dickem Salami-Belag in die Aktentasche gepackt, mit diesem Brot unterm Arm trat der OB seinen kleinen Marsch an. Auf dem Goetheplatz klaubte er noch etwas herumliegenden Abfall auf und entsorgte ihn in einem Mülleimer.

Dann ging's ab in die Allee. Schon nach etwa fuffzehn Metern wurde Wosnitza mit den großen Gefahren des baumbestandenen Weges konfrontiert, „flatsch“, machte es, und das Kurzarmhemd des Oberbürgermeisters wurde im Schulterbereich von einer gehörigen Portion Krähenkacke getroffen. Der darob erzürnte Wosnitza griff mit der rechten Hand in seine rechte hintere Hosentasche und mit der linken Hand in seine linke vordere Hosentasche. Hinten hatte er zu Selbstverteidigungszwecken eine Zwille stecken, vorne in der Bux befanden sich mehrere kleine Kieselsteine.

Diese, doch relativ simpel gehaltene Bewaffnung hatte sich der Oberbürgermeister vor geraumer Zeit zugelegt, schließlich musste er Zweibrücken in einer Zeit zunehmender Feindseligkeiten gegenüber Lokalpolitikern regieren.

Noch bevor er die Zwille geladen hatte, rief es von oben: „Hey, Du! Glotz doch mal hoch.“ Also glotzte Wosnitza hoch und erblickte eine metallic-schwarze Krähe, die in einer Astgabelung hockte.

Der OB fürchtete um sein Salami-Brot, versuchte, es hinterm Rücken zu verbergen. „Ich hab' deine Stulle gesehen. Aber ich will nicht dein Brot, sondern deine Aufmerksamkeit“, sprach der Rabenvogel und flatterte auf den Grünstreifen neben Wosnitzas Füßen. Dem OB fiel auf, dass das Viech eine runde Brille trug, es hatte wohl, so wie er selbst auch, einen Professorentitel. Tatsächlich stellte sich ihm der Schwarzgefiederte als Konrad Krabat, Dozent für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Krähenberg, vor. „Ihr müsst doch sparen, hier in Zweibrücken“, meinte der Vogel. Wosnitza nickte: „Ja, und zwar ganz gewaltig.“

Innerhalb von fünf Minuten unterbreitete ihm Konrad Krabat dann eine Reihe von Vorschlägen, wie die Stadt zwecks Schuldenabbau zu Geld kommen könne. Er riet beispielsweise zur Einführung eines Dagobert-Duck-Tags. „Die nennenswert reichen Bürger Zweibrückens, und von denen gibt es ja wohl welche, fahren an dem Tag mit Schubkarren voller Golddukaten vors Rathaus und kippen die Karren dort aus.“

Auch habe er, Krabat, Kontakt zu einer Bande Elstern, die sich zu Raubzügen in die Nachbarstädte Homburg und Pirmasens aufmachen könnten: „Die Beute liefern sie dann allabendlich bei Ihnen im Büro ab.“ Marold Wosnitza hörte all das, es erschien ihm etwas unausgegoren, aber nicht völlig abstrus.

Folglich vereinbarte er mit seinem flatternden Professoren-Kollegen, ihn auf Probe einzustellen, samt eigenem Büro mit Vorzimmerdame. „Wir ziehen das mal bis in den Herbst durch und schauen, wie's läuft.“ Tja! Jetzt ist also eine dieser vielbescholtenen Allee-Krähen für die hiesige Haushaltskonsolidierung mitverantwortlich, hätte ja auch keiner gedacht.

Aber diese Krähen sind wirklich sowas von schlau. Die lassen zum Beispiel Nüsse von oben auf die Straße fallen, damit Autos sie platt fahren. Womöglich gelingt es diesem Krabat ja tatsächlich, die Zweibrücker Finanzschieflagen-Nuss zu knacken.

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