Zweibrücken früher „Do had sogar de Babbe in de Kich geholf“

So wie hier mit Komiker Otto ging es zu Hause beim Sepp nach dem Krieg nicht zu, aber es war schon etwas ganz Besonderes, wenn d
So wie hier mit Komiker Otto ging es zu Hause beim Sepp nach dem Krieg nicht zu, aber es war schon etwas ganz Besonderes, wenn das Familienoberhaupt in der Küche half.

Adventszeit „nohm Kriech“: Das war die Zeit, in der man den Quelle-Katalog wälzte, strickte, nähte, schneiderte und dabei Radio hörte.

„Dass unser Babbe mol ausnahmsweis in de Kich geholf had, dess had ned do dran gelee, dasser die Mamme unnerschdidze wolld, beim Koche vum Weihnachdsesse. Nee, dess had e ganz eenfacher Grund gehadd: Die nei Kichemaschin aussem Kadalooch war do!“

Die beliebtesten Bilderbücher in der Vorweihnachtszeit waren alljährlich die dicken Kataloge von Quelle und Neckermann. Die Kataloge lagen für die Abendstunden griffbereit. Verstärkt wurde das Angebot durch die Eisenbahn-Kataloge von Märklin oder Fleischmann, die sich der Junior „beim Schreiner, beim Poche Fritzje oder bei Schulitze“ besorgt hatte.

Für Kataloge wurde eine „Schutzgebühr“ verlangt

Wobei eine „Schutzgebühr“ von 50 Pfennigen für jeden der Kataloge bedeutete, dass mindestens ein Kinobesuch im heiß geliebten „Central“ in der Oberen Hauptstraße („newer Brünisholze“) auszufallen drohte. Es sei denn, die Oma „spendete“ beim nächsten Sonntagsbesuch. Die Kataloge sorgten dafür, dass die Wunschliste fürs Christkind jeden Tag länger wurde.

Zwar gab es täglich die Anweisung, nur brav zu sein, „sunschd „bloosd dir es Chrischkindsche wass!“. Zugleich aber hörte man mehrfach von den Eltern, dass sie sparen müssten, weil „nohm Kriech“ noch viele Sachen im Haushalt gebraucht würden.

„De Mixer war fa all“

Die Küchenmaschine, „de Mixer“ genannt, war „fa all“, auch wenn das beim sehnsüchtig gewünschten Spielzeug recht wenig half und es wenig nützte, aus dem Katalog die passenden Bildchen auszuschneiden und auf den Wunschzettel zu kleben. „Ich wees jo, mir brauche noch viel“, murmelte man manchmal enttäuscht.

Wenn sich die Familie Kleidung im Katalog anschaute, dann nicht zum Bestellen. „Mir duun uns bei Buchmanns am Hallplatz e scheener Kleederschdoff hole, dess krie ich genähd bis Weihnachde, dess schaff ich!“, ließ die Mutter oft von sich hören.

Das Zeitalter der Zimmerantenne brach an

Auch den schönen Pullover brauche man nicht fertig zu kaufen. „Vielleichd hann Hafnersch e billichi Woll, dann siehder aa ned schlechder aus!“ Abends wurde daheim geschneidert, genäht und gestrickt. Dazu lief das Radio, denn es dauerte noch einige Jahre bis die Firma Radio Otto „e Fernseh-Schränksche“ mit zwei Türchen in den dritten Stock wuchtete und ein neues Zeitalter begann. Vor allem das der Zimmerantenne: „Zum Dunnerwedder, wer had dann do widder an dere Antenn geschbield?“ – Vaters Standardsatz zur Fernsehstunde. Natürlich hatte keiner die Antenne auch nur „hart“ angeschaut. Es wusste ja ohnehin jeder, dass Mutter beim Staubwischen schon mal an den beiden Stangen Hand anlegte …

Seit der Fernseher im Haus war, wurde auch nicht mehr so viel gelesen wie zuvor. Die Kataloge vom Bertelsmann-Lesering, von der Büchergilde Gutenberg oder der Deutschen Buchgemeinschaft fanden immer weniger Interesse, nur noch das Vereinbarte wurde bestellt. Man kann beim Gang über den Flohmarkt auf dem Schlossplatz sehen, was in den Nachkriegsjahren, in der fernsehlosen Zeit in den Bücherschränken stand. Nun wird es von den Händlern in Kartons angeboten. „Die Biecher hann ich domols all gelees!“, sagte ein Besucher sentimental.

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