Zweibrücken Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung, dass ...
Landauf, landab wird viel über die Politik und die Politiker geschimpft. Dabei zeigt sich gerade im laufenden Landtagswahlkampf wieder einmal, dass viele Vorurteile einfach nicht stimmen. Wer das RHEINPFALZ-Wahlforum mit den Landtagskandidaten besuchte, der erlebte engagierte, fleißige, fitte Kandidaten, die sich ernsthaft mit den aktuellen Problemen auseinandersetzen und fair und sachlich um Lösungen ringen. Keine Dampfplauderer, keine Halodris, keine Selbstdarsteller. Man wünscht sich, dass möglichst viele von ihnen den Sprung in den Landtag schaffen. „In welcher Beziehung stehen Sie zu Gräfin Marianne von der Leyen, der früheren Herrscherin von Blieskastel?“ Als Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen nach ihrem Wahlkampf-Auftritt am Dienstag in Zweibrücken diese nicht ganz alltägliche Frage beantworten sollte, stutzte sie erst, dann sagte sie, schon ins Auto steigend: „Da muss ich meinen Mann fragen.“ Ich bat sie, mir seine Antwort zu übermitteln. Sie nickte. Gleichwohl ging ich davon aus, nie wieder etwas in dieser Sache zu hören. Doch ein paar Stunden später rief von der Leyens Sprecher in der Redaktion an. Er erzählte, dass der Ministerin die Namensvettern, die bis zur Französischen Revolution die kleine Grafschaft Blieskastel regierten, nicht geläufig waren. Auf der Fahrt von Zweibrücken nach Nanzdietschweiler, das einst auch den von der Leyens gehörte und wo die Ministerin einen weiteren Wahlkampfauftritt absolvierte, habe man sich informiert. Die Rücksprache der Ministerin mit ihrem Mann ergab: die selbe Familie, aber ein anderer Zweig. Der von der Leyen-Zweig, der Blieskastel regierte, war katholisch; der von der Leyen-Zweig, dem der Gatte der Ministerin entstammt, ist evangelisch. Damit hatte die Ministerin am Dienstag etwas über ihre Familiengeschichte gelernt. Und ich ebenfalls etwas: dass sich die Ministerin kümmert, wenn sie es zusagt. Die Abgeordnete Anita Schäfer sitzt im Verteidigungsausschuss des Bundestags. Da hält sie engen Kontakt zur Ministerin. Kein Wunder, dass Anita Schäfer den Besuch von der Leyens in Zweibrücken eingefädelt hatte. Die Bäckerstochter scheint der Ministerin regelmäßig im Ohr zu liegen. Im Sinne der Heimat. Denn von der Leyen sagte, Anita Schäfer habe den Bundeswehr-Standort Zweibrücken so standhaft verteidigt, dass der Eindruck blieb, ohne Schäfer wäre Zweibrücken heute keine Garnisonsstadt mehr. Die Abgeordnete hat so ihre Tricks, um bei Entscheidungsträgern in Erinnerung zu bleiben. Am Dienstag drückte sie der Ministerin zum Abschied einen Krümelkuchen aus der elterlichen Bäckerei in die Hand. Wer mit einem solchen Teil auf dem Schoß heimwärts fährt, der dürfte den Spender nicht so schnell vergessen ...