Zweibrücken Die Wochenend-Kolumne: Ich bin der Meinung, dass ...
Demokratie heißt Volksherrschaft. Das Volk entscheidet. Die Direktwahlen von Bürgermeistern und Landräten in Rheinland-Pfalz bieten ein Höchstmaß an Demokratie. Jeder Erwachsene darf wählen, und jeder Erwachsene kann sich wählen lassen. Wer zum Beispiel bei der Zweibrücker Oberbürgermeister-Wahl als Kandidat antritt, braucht keine Partei im Hintergrund. 150 Unterstützungsunterschriften genügen. Das kann jeder im Freundes- und Bekanntenkreis zusammenbekommen, wenn er will. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen standen sechs Kandidaten zur Wahl; drei davon ohne eine Partei im Rücken. Jedem, der kandidiert, gebührt Respekt. Jeder der kandidiert, wagt sich aus der Deckung des Privaten ins Scheinwerferlicht, muss kritisieren und wird kritisiert. Eine Kandidatur kostet Zeit und Geld. Die Plakate und Flugblätter müssen verteilt und bezahlt werden. Das kostet viele Stunden und ein paar Tausender. Der Bürger hatte die Möglichkeit, aus einer bunten Palette auszuwählen. Atilla Eren gebührt darüber hinaus Dank dafür, dass er viele Bürger zur Urne brachte, die sich bei anderen Wahlen öfter mal enthalten haben dürften. Eren hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass die Wahlbeteiligung in der ersten Runde zumindest akzeptabel ausfiel. Das ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite der Medaille steht: Wer antritt, der hat auch gewisse Pflichten. Keine, die aus einem Gesetz erwachsen. Aber solche, die aus dem Gespür dafür erwachsen, was sich gehört. Es gehört sich zum Beispiel, dass sich ein Kandidat informiert, bevor er sich äußert. Da kündigt zum Beispiel der Kandidat Wente nun an, bei der nächsten Stadtratswahl zu kandidieren. Wente wohnt aber in Winterbach. Da darf er für den ehrenwerten Gemeinderat kandidieren. Für den Zweibrücker Stadtrat aber darf nur antreten, wer auch in Zweibrücken seinen Wohnsitz hat. Das kann man nachlesen. Der Kandidat Kewel, der aus Thüringen nach Zweibrücken kam, empfiehlt seinen 87 Wählern, in der Stichwahl für Christian Gauf zu stimmen. Das ist Kewels gutes Recht. Sein Argument aber „Wosnitza war zu lange weg“ basiert wohl auf Unkenntnis. Denn Wosnitza wohnt seit 51 Jahren in Zweibrücken – und wenn er weg war, dann für Wochen oder Monate. Womöglich war Kewel länger weg. Eigentlich gehört es sich auch, dass man zu seinem Wort steht. Der OB-Kandidat Schmidt (AfD) sagte am 23. September, weder Wosnitza noch Gauf sagten der AfD zu. Kewel sagte, er werde keine Empfehlung für den zweiten Wahlgang abgeben. Beide haben sich innerhalb von ein paar Tagen um 180 Grad gedreht: Beide haben inzwischen doch eine Empfehlung für die Stichwahl abgegeben.