Zweibrücken Die Wadenbeißer lassen nicht locker

Die Halbzeitpause beim Oberligaspiel zwischen dem SV 64 Zweibrücken und dem TV Moselweiß hatte kaum begonnen, da waren die Spieler des SV 64 nach kurzem Aufenthalt wieder auf dem Platz. Wurftraining von allen Positionen statt Kabinenansprache hatte ihnen Trainer Stefan Bullacher verordnet. Es wirkte. Mit 32:18 (11:9) bezwang der SV schließlich die bereits als Absteiger feststehenden Moselweißer und bleibt Spitzenreiter Haßloch auf den Fersen.

ZWEIBRÜCKEN. „Was hätte ich auch sagen sollen, sie haben ja fast alles richtig gemacht – nur nicht getroffen“, sagte Bullacher zur ungewöhnlichen Trainingsmaßnahme in der Pause. Die passte allerdings exzellent zur ersten Spielhälfte. So fahrlässig wie der SV da mit seinen Chancen umgegangen war – 23 Möglichkeiten, die durch Fehlwürfe oder technische Fehler vergeben wurden – das erinnerte doch stark an ein lockeres Spielchen zum Trainingsabschluss. Wenn wieder einmal Gegenstöße versemmelt, ein Strafwurf nicht versenkt und auf der Tribüne ungläubiges Augen verdrehen und kurzes Aufstöhnen zur Hauptbeschäftigung wurde, hatte das vier Gründe: schlechtes Zuspiel beim Gegenstoßversuch, Pfosten, Latte oder Tobi Zelter. Den Moselweißer Torhüter schossen die Zweibrücker Angreifer von Beginn an warm. „Jetzt weiß ich, wie es sich für unsere Gegner anfühlt, wenn sie gegen Ladi antreten müssen“, sagte Aris Wöschler. Wie schwierig es ist gegen SV-Torwart Ladislav „Ladi“ Kovacin einen Ball ins Tor zu bringen, davon konnten auch die Moselweißer ein Lied singen. Kovacin war voll konzentriert, stand Zelter, wenn er gefordert wurde, in nichts nach, entschärfte unter anderem zwei von drei Siebenmetern. Die Gäste machten es den Zweibrückern nicht leicht. Oberste Maxime der Moselweißer: Tempo verschleppen. „Wir müssen so spielen. Wenn wir versuchen dagegen zu halten, überrennt uns Zweibrücken, weil wir dieses Tempo nicht mitgehen können und uns die Alternativen fehlen“, sagte Moselweiß’ Trainer Joachim Vogt. Der pflegt mit seiner Familie, also inklusive Sohn Julian, der Dreh- und Angelpunkt im Gäste-Spiel ist, eine freundschaftliche Beziehung zum SV. Freundschaft hin, Freundschaft her. Der spielerische Unterschied zwischen beiden Mannschaften sollte sich schon auf der Anzeigentafel bemerkbar machen und die Zuschauer sollten Grund zum Jubeln bekommen. Den hatten sie tatsächlich – auch im ersten Spielabschnitt, als Hallensprecher Thomas Wolf die zweite Mannschaft des SV nach gewonnenem Spiel als frisch gekürten Aufsteiger in die Saarlandliga begrüßte. Der SV II sorgte im zweiten Durchgang für Stimmung. Für die Musikanlage war die spielerische Darbietung in den ersten 30 Minuten offensichtlich so einschläfernd gewesen, dass sie den Geist aufgab. Das Wurftraining in der Pause fruchtete gleich zu Beginn der zweiten Hälfte. Der SV setzte sich binnen neun Minuten mit 19:10 ab, hätte auch in dieser Phase mehr Treffer erzielen können. Und alle Zuschauer, die nach der mäßigen ersten Hälfte geblieben waren (es waren alle), wurden belohnt, denn das Beste kam zum Schluss: Vier Sekunden waren noch zu spielen, als SV-Torwart Yannik Klöckner, der seit der 51. Minute zwischen den Pfosten stand, einen weiten Einwurf zum Pass auf Benni Zellmer nutzte. Zwei Sekunden vergingen, in denen der Ball nahezu über das komplette Spielfeld flog, Zellmer ihn annahm und quasi mit der Schlusssirene zum 32:18-Endstand einwarf. So konsequent war der SV mit seinen Chancen nicht immer umgegangen. „Wir verbuchen das als Arbeitssieg“, sagte Trainer Bullacher. (add)

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