Zweibrücken Der Stadtrat wird noch mal bunter

Sie flachsten, lachten und freuten sich. Im Rathaus standen gestern Nachmittag ein paar Christdemokraten zusammen. Seit Stunden flimmerten Wahlergebnisse über die große Leinwand. Bei der CDU wich die Anspannung und machte der Freude Platz. Die Christdemokraten hatten gehofft, ihre elf Sitze im Stadtrat zu halten. Sie haben sogar einen dazu gewonnen. Der Union ist es gelungen, mit einer verjüngten, erneuerten und zugleich gestärkten Mannschaft in den Stadtrat zu ziehen. Parteichef Christoph Gensch nahm die Glückwünsche der politischen Konkurrenz gerne an. Zwar sind nicht alle durchgekommen, die Gensch weit vorn auf die Liste gestellt hatte. So verpasste beispielsweise Maren Müller, aus der noch etwas werden sollte, den Sprung in den Rat. Dafür zog der junge Pascal Dahler ein. Unterm Strich ist Genschs Rechnung aufgegangen. Da ihm enorm viele Personenstimmen zuflossen, wird er kaum umhin kommen, nun auch den Fraktionsvorsitz zu übernehmen. Jubel auch bei den Grünen. Von allen Etablierten haben die Grünen am meisten zugelegt, rund drei Prozentpunkte. Das bedeutet ein Sitz mehr als bisher. Lange sah es sogar danach aus, als könnten die Grünen sogar um zwei Sitze zulegen und dann mit fünf Leuten in den Stadtrat einziehen. Im letzten Moment schnappte die FWG den Grünen diesen Sitz aber noch weg. Für die Grünen hoppeln die alten Hasen Gertrud Schanne-Raab, Norbert Pohlmann und Achim Ruf in den Rat, neu hinzu kommt der Gastronom Ibrahim Al-Saffar. Carola Schmidt-Sternheimer, die auf Platz eins gesetzt war, rutschte nach hinten und verpasste damit den Einzug ins Stadtparlament. Überaus gut drauf waren gestern auch die Linken. Sie hatten ehrlicherweise nicht damit gerechnet, noch zuzulegen. Nun ist die Fraktion von zwei auf drei Sitze gewachsen. Neben Fraktions-Chef Matthias Nunold sitzen künftig die Rentner Gerhard Burkei und Bernhard Schneider im Rat. Nunolds Ex-Frau Gabriele Bär war gut platziert, rutschte aber nach hinten raus. Der neue Stadtrat wächst um eine Fraktion. Denn erstmals schaffte die „Alternative für Deutschland“ den Sprung in den Rat. Der Zweibrücker Kreisverband der Partei hatte sich erst zu Jahresbeginn gebildet, hatte sich umgehend zerstritten. Der Parteivorsitzende und seine Stellvertreterin Melanie Schneider traten zurück. Der Streit hatte sich an der Frage entzündet, ob Manfred Weber, der sich schon für andere Parteien erfolglos um Mandate beworben hatte, Spitzenkandidat werden sollte. Manfred Weber kandidierte intern, Melanie Schneider trat als Gegenkandidatin an – und verlor. Nun sitzt das ungleiche Paar gemeinsam im Stadtrat. Ob die beiden auch eine Fraktion bilden werden, ist noch offen. Melanie Schneider, die im Januar aus Blieskastel nach Zweibrücken zog, sagte gestern: „Wir müssen jetzt erst einmal miteinander reden und dann sehen wir weiter.“ Katerstimmung bei der SPD. Die Sozialdemokraten hatten sich Zugewinne ausgerechnet. Am Ende stehen sie mit leeren Händen da, verlieren sogar einen Sitz. Damit hatte auch die politische Konkurrenz nicht gerechnet. CDU-Chef Gensch wunderte sich ob der Schwäche der Genossen. Der stellvertretende SPD-Chef Thilo Huble sagte: „Mich überrascht das Ergebnis auch. Mich überrascht, dass sich die sehr aktive Gestaltungspolitik des Oberbürgermeisters nicht im Wahlergebnis niedergeschlagen hat.“ Bei der SPD rückten die erfahrenen Stadträte Wolfgang Ohler, Fritz Presl, Walter Rimbrecht, Berni Düker, Martin Graßhoff und Dirk Schneider nach vorn, während es Anne Bauer aus Mittelbach-Hengstbach nicht mehr in den Rat schaffte. Die FDP lebt noch. Zwar verloren die Liberalen drei ihrer bisher fünf Sitze, aber immerhin holten sie sechs Prozent der Stimmen. Der Frauenarzt Dietmar Runge und die Lehrerin Ingrid Kaiser vertreten die gelben Farben im Rat. Auch die FWG wurde kräftig gerupft, hatte bei der Sitzverteilung aber Glück, dass sie nur einen Sitz einbüßte. Kurt Dettweiler und Annegret Kirchner bleiben im Rat, Gerhard Hemmer ersetzt Alexander Brünisholz, der Boden verlor.

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