Die Wochenend-Meinung Der neue Ministerpräsident könnte aus Zweibrücken kommen

Christoph Gensch – hier ein Foto aus dem Jahr 2018 – gilt nicht als der größte Favorit auf die Baldauf-Nachfolge, aber sein Name
Christoph Gensch – hier ein Foto aus dem Jahr 2018 – gilt nicht als der größte Favorit auf die Baldauf-Nachfolge, aber sein Name ist im Gespräch.

Wir Journalisten sind es gewohnt, dass wir nur lange genug fragen müssen, um wenigstens ein klein wenig mehr zu erfahren, als wir vorher schon wussten. Deshalb ist es schon bemerkenswert, wie dicht viele CDUler am Donnerstag hielten. An dem Tag, nachdem ein Insider verraten hatte, dass Christian Baldauf seinen Posten als Fraktionssprecher im Landtag aufgibt. Auch der Zweibrücker CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Gensch war da keine Ausnahme. Der Bitte um Rückruf kam er zwar nach, machte aber sofort klar, dass er nichts sagen wird. Bis auf die Antwort, dass er bei der Fraktionssitzung am Mittwoch dabei war, war nichts aus ihm herauszubekommen.

Was das eiserne Schweigen verrät

War Christoph Gensch überrascht von Baldaufs Rücktritt? Wie bewertet er diesen Schritt? Gehörte er zu denen, die den Fraktionssprecher zur Aufgabe gedrängt haben sollen, oder steht er auf Baldaufs Seite? Nichts. Nicht mal die üblichen Floskeln, die einer sagt, wenn er nichts sagen möchte. Das ist natürlich Genschs gutes Recht, aber das eiserne Schweigen aus den Reihen der CDU zeigt zumindest, wie ungewöhnlich Baldaufs Schritt drei Tage vor Weihnachten war.

Dass Gensch erst recht nicht verraten wollte, ob er gerne neuer Fraktionssprecher würde, war dann schon nicht mehr verwunderlich. Da wäre es die größere Überraschung gewesen, wenn er es getan hätte. Denn auch wenn er offenbar nicht der größte Favorit auf die Baldauf-Nachfolge ist – vielleicht auch, weil er seinen Posten als Generalsekretär nach nur acht Monaten wieder aufgegeben hatte –, sein Name wird genannt, wenn es um den neuen Fraktionssprecher geht. Als einer von vieren in der 31-köpfigen Fraktion. Wer Gensch nicht leiden kann oder zumindest nichts von seiner politischen Arbeit hält, sieht das natürlich als Zeichen, dass die CDU keine geeigneten Nachfolger habe. Man kann es aber auch anders deuten: Der Zweibrücker hat sich in den anderthalb Perioden, die er nun im Landtag sitzt, solchen Respekt verschafft und so gute Arbeit geleistet, dass man ihm diese Rolle zutraut.

Es geht nicht nur um den Fraktionsvorsitz

Wobei es ja am Ende nicht nur um den Fraktionsvorsitz geht. Wer immer neuer Fraktionssprecher wird, der wird voraussichtlich auch Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2026 – vor allem, wenn Baldauf, wie angekündigt, Parteichef bleibt. Und wenn Malu Dreyer sich entschließt, nicht mehr anzutreten, wird auch die SPD jemand Neues ins Rennen schicken müssen. Nun gibt es da noch viele Hätte, Wenn und Wäre, aber spinnt man diese Gedanken zu Ende, könnte ein Strang so ausgehen: Vielleicht kommt der nächste Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz aus Zweibrücken.

x