Zweibrücken Der Mann von der Berliner Mauer

Wild: Porträt von Kiddy Citny, der einst die Berliner Mauer bemalte.
Wild: Porträt von Kiddy Citny, der einst die Berliner Mauer bemalte.

Alltag oder die Suche nach Weltformeln II ist das Thema der März -Ausstellung in der Galerie Beck in Schwarzenacker. Etwa 80 Bilder von 15 Künstlern sind zu sehen, einen Teil davon hatte die Galerie bei der Art Karlsruhe präsentiert.

Mit Alltagsgegenständen wie Pommesgabeln und Eisspateln arbeitet Dietmar Kempf. Wegwerfartikel, auf die er einen völlig neuen Blick wirft. In seinen streng geometrischen Formationen ist die Struktur das bestimmende Element, auch die Farben werden Strukturen folgend angeordnet. In seiner Arbeit „Schnäpse 6“ geht es ums Trinken. Hellblau-, rosa- und pinkfarbene Plastikschnapsgläser bilden eine streng quadratische Formation, durch Elemente in Pink kommt eine spontan wirkende Dynamik in die Geometrie. Auch Jürgen Wolff spürt einer ausgewogenen Harmonie mit konstruktiv-analytischen Mitteln nach. Sein Bild „Die Umarmung“ in Mixed Media zeigt zwei kettenartige Kreise aus sich überlagernden facettierten Kugelelementen. Es bricht dabei die Klarheit der Struktur zugunsten der Begegnung auf. Wolff lotet die Wechselwirkung von Form und Raum aus, in klarer, reduzierter Bildsprache. Fragile Arbeiten in Siebdruck, die organischen Strukturen in einer klaren Schwarz-Weiß-Farbgebung nachspüren, sind die Semigrafiken des Pirmasenser Künstlers Klaus Kadel Magin. Sie verweigern sich jeglicher formelhaften Festlegung – und gerade das macht ihren eigenartigen poetischen Reiz aus. Als sinnstiftenden Ruhepol versteht Silke Steinert das Gestaltungsmittel Struktur. Ihre Arbeit „Zur Ruhe kommen II“ verbindet organische Mikrostrukturen und geometrische Makroformen. Ineinander geschachtelte quaderförmige Blöcke in hellen, gedeckten Farben weisen Spuren der Verwitterung auf, Zeichen organischer Veränderungsprozesse, denen ihr Material unterworfen ist. Und doch fügen sie sich ineinander, finden sich zu einem gemeinsamen Formkörper zusammen. Porträts interessieren die ungarische Künstlerin Zsuzsa Szvath. In einer Serie von puristisch gehaltenen und gerade dadurch sehr lebendig wirkenden Skizzen zeigt sie prominente Frauen aus Kunst und Wissenschaft wie die Chemikerin Marie Curie oder den internationalen Opernstar Maria Callas. Dabei konzentriert sie sich ganz auf den Gesichtsausdruck, so dass die Köpfe den Betrachter fast wie ein realer Gesprächspartner anblicken. Surreal-expressionistisch dagegen wirken die Porträts des 1957 in Stuttgart geborenen Kiddy Citny. Seine Bemalung der Berliner Mauer, mit der er in den 80er Jahren den „antifaschistischen Schutzwall“ ad absurdum führen wollte, nahm Wim Wenders in seinen Film „Der Himmel über Berlin“ (1987) auf, so dass Citny mit einem Schlag international bekannt wurde. Riesengroße stahlblaue Augen blicken fast bedrohlich unter einer eng anliegenden roten Kopfbedeckung hervor, die tiefrot geschminkten Lippen sind fest zusammengepresst, die Wangenknochen treten markant hervor. Spannung und Kraft sprechen aus diesem Gesicht, fast schon Aggressivität. Die verschlungenen, angedeuteten Muster des Turbans wie der blaue Hintergrund erinnern an exotische Symbole oder Textzeichen, ein Charakteristikum der Werke Citnys. Diese Formelzitate betonen die exotische Wirkung dieses Frauenkopfes, der sowohl reale Bezüge aufweist als auch an rätselhafte exotische Kulturen erinnert. Ausstellung „Alltag oder die Suche nach Weltformeln II“, Malerei, Grafik, Objekte, Galerie Beck, Homburg-Schwarzenacker, Am Schwedenhof, bis 2. April, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 11-18 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon 06848/7011910.

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