Zweibrücken Das Rumpelmüllerchen

„Die Partei“ bekennt sich dazu, das Facebook-Profil Karl Otto Müller zu sein. Der von der CDU beschuldigte Walter Rimbrecht, für die SPD im Stadtrat, sollte damit aus dem Schneider sein. Ist er aber nicht. Nicht für die CDU. Die ist weiterhin davon überzeugt, dass der pensionierte Berufsschullehrer hinter dem Fakeprofil steckt. Das zu beweisen – schwierig. Auch „Die Partei“ lässt einige Fragen unbeantwortet. Ein politisches Märchen mit vielen Wendungen und offenem Ende.

Es war einmal in Zweibrücken. Da regierten im Stadtrat die Volksparteien SPD und CDU – zumindest meistens – friedlich miteinander. Kurz nach dem Jahreswechsel zogen plötzlich dunkle Wolken über der Stadt auf. Ein politisches Gewitter setzte ein. Die CDU kündigte das politische Band auf, das beide Parteien jahrelang pflegten. Grund waren der CDU zufolge anonyme Briefe, Beleidigungen und ein Fakeprofil namens Karl Otto Müller. Der soll im OB-Wahlkampf in Diskussionen ausgeteilt haben. Die CDU ist sich sicher, dass Walter Rimbrecht dahintersteckt. Zumindest deutet dem Fraktionsvorsitzenden Christoph Gensch zufolge einiges darauf hin: Rimbrecht und Müller diskutierten im OB-Wahlkampf oft zeitgleich in Gruppen mit, auf beiden Profilen wurden Texte und Bilder nahezu identisch bearbeitet. Die CDU veröffentlichte auf ihrer Facebook-Seite einen Fragenkatalog an Karl Otto Müller. Unterdessen stritt der SPD-Stadtrat die Vorwürfe ab. Der ehemalige OB-Kandidat Atilla Eren lobte eine Belohnung von 500 Euro aus für Beweise, die Karl Otto Müller enttarnen. So viel zur Vorgeschichte: Am Mittwochabend nun die nächste Wendung in der Causa Müller. Während der Stadtrat im Rathaus tagte, bekannte sich die Satirepartei „Die Partei“ dazu, Karl Otto Müller ins Leben gerufen und mit Leben gefüllt zu haben, um „den Fortbestand der Großen Koalition in Zweibrücken zu verhindern“. Man habe das Profil bewusst so angelegt, um sympathisch auf das SPD-Milieu zu wirken, sei sogar Mitglied in SPD-Gruppen gewesen, sagte Sprecher Till Dejon. Die Ähnlichkeit zu Rimbrechts Profil herzustellen, sei nicht schwer gewesen. „Die Partei ist nicht im letzten Jahrhundert stehengeblieben. Für uns war es ein Leichtes, uns bei den von Rimbrecht veröffentlichten Bildern zu bedienen und seine Art der Datierung nachzuahmen. (...) Zahlen, Buchstaben und Schreibmaschinenschrift sind kein biometrischer Fingerabdruck.“ Rimbrecht reagierte erleichtert auf das Bekenntnis der Satirepartei. Die Situation habe ihn sehr belastet, dennoch sei es „bedauerlich, dass es für ’Die Partei’ so leicht möglich war, die Große Koalition zu sprengen.“ Stéphane Moulin, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, verbindet mit der jüngsten Wendung „die Hoffnung, dass man damit zu einem Schlusspunkt kommt, denn im Interesse aller Bürger sollten sich alle Parteien und Fraktionen um Sachpolitik kümmern“, so Moulin. Ein Schlusspunkt ist wohl nicht erreicht. Die Zweibrücker CDU veröffentlichte gestern eine Mitteilung. Darin heißt es, man sei nach wie vor davon überzeugt – trotz des „Pseudo-Bekenntnisses“ von „Die Partei“ –, mit dem Bruch der Großen Koalition die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Gensch sprach am Mittwochabend von einer „nach wie vor erdrückenden Beweislast gegen Rimbrecht“. Die CDU ist sicher, dass Rimbrecht das Profil viele Jahre pflegte und „Die Partei“ den Account „als weißer Ritter erst vor wenigen Tagen übernommen hat“. Zu viele Ungereimtheiten begleiteten das Bekenntnis von „Die Partei“. So sei das Profil seit 2011 aktiv, „Die Partei“ gebe es in Zweibrücken erst seit 2016. Gegenüber der RHEINPFALZ bewies Dejon, dass „Die Partei“ Zugang zum Profil hat, um Inhalte zu veröffentlichen. Wer das Profil ins Leben gerufen hat, ließ die Satirepartei gestern unbeantwortet. Auch warum in den vergangenen Tagen zahlreiche Posts gelöscht wurden, oder ob man vorher schon einmal Kontakt zu Walter Rimbrecht hatte, ist offen. Der SPD-Stadtrat sagte gestern auf Nachfrage, er kenne einige Partei-Mitglieder von einer Demo gegen Rechts, die er 2009 organisiert hatte, ansonsten habe er keinen Kontakt zu ihnen gehabt. Bis diese und weitere Fragen beantwortet sind, wird das Märchen vom Rumpelmüllerchen eines mit offenem Ende sein. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie sich auch noch nach der Kommunalwahl.

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