SR-Tatort Das neue Ermittler-Duo degradiert die Kommissarinnen im Team

 Familienfeier bei der Tuchfabrikantenfamilie Hofer (von links) mit Gabriel Raab, Jana Klinge, Moritz Führmann und Marita Breuer
Familienfeier bei der Tuchfabrikantenfamilie Hofer (von links) mit Gabriel Raab, Jana Klinge, Moritz Führmann und Marita Breuer.

Brigitte Urhausen gibt die coole, ernste, unemotionale: Als Hauptkommissarin Esther Baumann hat sie die dunklen Haare nach hinten zurückgesteckt und meint sofort: „Der Bruder war's“, als klar ist, dass der Tote einen Bruder hat, mit dem er sich nicht versteht. Das ist natürlich nur der Anfangsverdacht – doch ihr Kollege Leo Holzer (Vladimir Burlakov) zeigt ihr deutlich, dass er nichts von ihr hält: „Es ist vielleicht gut, wenn jemand die Todesnachricht überbringt, der sein Gehirn einschalten kann“, meint er. Womit die Fronten klar sind: Leo und sein neuer Kollege Adam (Daniel Sträßer) sind die Top-Ermittler, die Kolleginnen Esther und Pia (Ines Marie Westernströer im Sportdress) dürfen nur Hilfsdienste verrichten.

Aus feministischer Sicht ist das neue SR-Team ein Rückschritt: Statt wie bisher Mann/Frau ermitteln zwei Männer. Ihnen stehen zwar drei Frauen zu Seite (Anna Böttcher als schlagfertige Pathologin hat noch die beste Frauenrolle), aber das bricht die männliche Dominanz nicht auf. Die Frauen sind nur Stichwortgeber.

Das geht heute eigentlich nicht. Immerhin ist das Männerduo das zurzeit jüngste Tatort-Duo (beide sind 32), und mit den Saarländer Daniel Sträßer und Gabriela Krestan (65, sie spielte bis letzten Herbst am Saarländischen Staatstheater) ist auch Lokalkolorit dabei. Das ist ganz gut, denn vom Saarland sieht man wenig: ein bisschen Saarbrücken (von oben), Sulzbach, Püttlingen und Mettlach.

Das Ermittler-Duo untersucht den Tod des Tuchfabrik-Erben Erik Hofer. Kaum hat sein Großvater verkündet, dass Erik alles erben und die Firma leiten soll, kommt Erik zu Tode. Sein Bruder, der sich übergangen fühlte, ist zeitgleich verschwunden. Man sieht, wie die beiden kämpfen, aber mehr auch nicht.

Immer wieder geht um Duos: die ungleichen Brüder, die ungleichen Ermittler, die sich als Kinder kannten, sich aus den Augen verloren und nun zusammenarbeiten, das Kommissarinnen-Duo. Schnell rücken weitere potentielle Mörder ins Spiel, denn der Tote hatte Wettschulden, und in der Firmengeschichte gibt es einen dunklen Punkt: Zur Nazizeit gab es dort Zwangsarbeiter, was der Sohn des Firmenchefs aufarbeiten wollte, bevor er angeblich Selbstmord beging.

Die Story hat viele Geheimnisse, ist nur bedingt vorhersehbar und wirkt auch optisch schön gespenstisch (Gesichter wirken wie Masken in einem schwarzen Schattenkabinett). Aber die Kommissarinnen kommen definitiv zu kurz.

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