Zweibrücken „Das deutsche Spiel ist fast handball-ähnlich“

Zweibrücken. „Fußball hat mich immer schon interessiert. Das ist bei allen Handballern so, die spielen ja häufig Fußball im Training“, sagt Stefan Bullacher, Trainer des Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken, mit Blick auf die gestern gestartete Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Die heutige Partie Spanien gegen Niederlande (21 Uhr, MESZ) interessiert ihn besonders als Bayern-Fan: mit Javier Martinez auf spanischer Seite und Arjen Robben im Holland-Trikot.

Bloß mit dem Fernsehschauen wird es heute Abend nichts: „Wenn die anpfeifen, sind wir gerade fertig mit unserem Benefizspiel gegen die ,All-Stars’ und gehen in die dritte Halbzeit“, meint Bullacher schmunzelnd. „Ich bin ein Fußballbegeisterter, kein Fachmann, was die spezielle Fußball-Taktik angeht“, erläutert er. „Ich habe oft Training zu den Anstoßzeiten, aber ich werde von der WM so viel sehen, wie ich nur kann. Weil es mich interessiert und weil eine WM etwas Besonderes ist“. Nur zeitlich gibt’s ein Limit: „Nachts um 24 Uhr gucke ich wirklich nichts mehr“. Bullacher gibt zu: „Mir gefallen die Spiele, wo Fußballtrainern wohl eher die Haare ausfallen: mit vielen Toren und Torchancen“. Also keine Partien mit Nichtangriffspakt. Dementsprechend hofft er, dass bei der WM-Finalauflage von 2010 zwischen Spanien und den Niederlanden („Da darf man schon was erwarten“) in der fünften Minute ein Tor fällt. Davon ausgehend, dass im Match zweier von der Spielanlage identischer Teams, die viel Wert auf Ballbesitz legen, danach mehr Treiben auf dem Platz in Salvador ist. Seine Herz schlage nicht besonders für eine Seite, beide spielten seit Jahren Weltklasse-Fußball. „Ich hoffe, es wird ein dramatisches und spannendes Spiel und tippe auf ein schönes 2:2“, sagt der 45-Jährige. Ganz die Trainerbrille ausziehen kann er auch als Handballer nicht. „2012 im Euro-Halbfinale gegen Italien hab’ ich mich schon gefragt, warum Joachim Löw mit Toni Kroos einen zusätzlichen Mittelfeldspieler gebracht har, um die Kreise von Andrea Pirlo einzuengen“, sagt Bullacher, der bekennender Bayern-Fan ist, seit er sie mit Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Augenthaler als Kind mehrmals live auf dem Betzenberg in Kaiserslautern gesehen hat. Wer damals die Bayern-Tore erzielt hat, kann er immer noch aufsagen. Kein Wunder, dass sein Herz gejubelt hat, als die Bayern diese Woche die Vertragsverlängerung mit Philipp Lahm und Thomas Müller verkündeten. „Weil sie aus der eigenen Jugend stammen und Weltstars wurden. Die Bayern assoziiert man ja häufig mit Wegkaufen von Spielern. Aber ich weiß nicht, ob andere Top-Klubs auf so eine Quote an Eigengewächsen kommen.“ „Seit Jürgen Klinsmanns Zeiten läuft die deutsche Kaderzusammenstellung eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab“, findet Bullacher, der im Sommer in sein 20. Jahr als SV 64-Trainer geht. „Ein paar Reputierte raus, ein paar Nobodys dazu“, sagt er. Seiner Meinung zielt das auf eine klare Hierarchie ab; 23 Stars, die alle spielen wollen, drückten sonst klar auf die Stimmung. „Wie bei uns in der Saison: Da lief’s auch erst wieder, als nicht nur Häuptlinge auf dem Spielfeld waren.“ Insofern glaubt er auch nicht, dass Erik Durm aus Rieschweiler-Mühlbach oder ein anderer der jungen Spieler unter den ersten Elf auflaufen wird. Löws Spielweise gefällt ihm indes. „Das ist schon fast handball-ähnlich. Mit vielen Ballstafetten, Rotationen, Anspiele in den Strafraum und vielen Positionswechseln“, stellt er fest. Gut findet er, dass die Deutschen versuchen, selbst das Spiel zu machen, „nur öfter drauf schießen könnten sie“. Zum Fußball gucken zieht es nicht unbedingt zum Public Viewing, „ich schaue am liebsten mit Freunden. 15 bis 20 Leute, irgendwo im Garten, das ist prima“. Und wer wird Weltmeister? „Deutschland, alles andere wäre ja Verrat“, sagt er lachend. (sai)

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