Hornbach Das berühmteste Orgelstück der Welt

Benedikt Schwarz spielte in der Hornbacher Klosterkirche die Bach-Toccata an der Orgel, die technisch dem Werk nicht gerecht wer
Benedikt Schwarz spielte in der Hornbacher Klosterkirche die Bach-Toccata an der Orgel, die technisch dem Werk nicht gerecht werden kann.

„Wenn man an Orgelmusik denkt, ist die Bach-Toccata ,das’ Werk. Es gibt so viele Orgelschüler, die durch dieses Werk zur Orgelmusik gelangt sind, mich eingeschlossen.“ Das sagte Benedikt Schwarz (25) am Sonntag, am Toccatatag, als er in der Hornbacher Klosterkirche Bachs Toccata und Fuge in d-Moll BVW 565 spielte. Darum gruppierte er aber noch ein paar Stücke.

Am Sonntag war Toccatatag: An möglichst vielen Orten in der Pfalz sollte an diesem Tag die Toccata und Fuge von Johann Sebastian Bach (1685-1750) gespielt werden, sein bekanntestes Werk. In Hornbach saß Benedikt Schwarz an der Oberlinger Orgel. Der junge Musiker ist fasziniert von diesem Werk, er mag „die musikalische wie auch die technische Vielfalt. Es gibt virtuose Teile, aber auch die großen majestätisch-pompösen Abschnitte.“

Dabei ist nicht geklärt, ob diese Toccata tatsächlich aus der Feder des Barockmeisters stammt. „Man weiß es nicht. Man vermutet, dass es ursprünglich ein Stück für Violine war. Es gibt keinen Originalnotentext von Bach selbst, es gibt nur Abschriften von Bach-Schülern. Vieles ist einstimmig, und es wurde einfach eine zweite Stimme dazugesetzt. Daher vermutet man, dass es nicht primär für die Orgel gedacht war“, erläutert Schwarz.

Die Hornbacher Orgel von 1953 stellte den Interpreten ohnehin vor ein paar Herausforderungen. „Der Spieltisch ist ergonomisch nicht das, was man sich im Orgelbau heute vorstellt“, meinte er lakonisch. „Gerade die Pedalarbeit ist schwieriger, die Orgel ist schwergängig, vor allem bei Klangfacetten muss man Abstriche machen. Die Orgel wurde ja nie fertig gebaut, daher fehlen ein paar Klangfarben, die man gerade für dieses Werk gut gebrauchen könnte.“

Zunächst jedoch stimmte Schwarz ein anderes Werk von Johann Sebastian Bach an, seine Toccata in C-Dur. Markant abgesetzte Phrasen, gefolgt von gleitenden Läufen, die sich zu überstürzen schienen und immer wieder neu einsetzten, glitten durch die Klangwelt dieses Werkes hindurch. Dann ließ Schwarz in seinem Spiel ein klar umrissenes Thema in tiefen, dunklen Farben hervortreten, das sich immer mehr in den eigenen Klang hineinwühlte. Eine zweite, helle Gegenstimme zu der ersten Stimme kam hinzu, die mit dunklen, tiefen Liegetönen immer wieder dazwischen groovte und so das helle Thema erdete, bis beide zusammen in eine kurze Schlusscoda einmündeten.

Faszinierend gestaltete Schwarz auch Christopher Pardinis (geb. 24. Mai 1973) Toccata über den Gospel „Amazing Grace“. Unter einer schnell flirrenden Klangfläche setzte eine tiefe Melodie ein, hymnenartig klang der berühmte Choral, der sogleich durch gegenläufige Motive kontrastiert wurde in einem farbenreichen Spiel, das an Filmmusik erinnerte. Der emphatische Vortrag von Schwarz fesselte auch durch seine absolut sicheren, zügigen Tempi.

Zeitgenössisch war die „Toccata in Seven“ des englischen Komponisten John Rutter (75). Sie zeichnete sich durch barocke Anklänge in Form von Sequenzierungstechniken aus, bei denen ein Thema auf verschiedenen Tonstufen wiederholt wurde. Die harmonischen Korrespondenzen fesselten durch ihre aparten Klangfarben.

Mit dem Titel gebenden Bach-Werk ließ Benedikt Schwarz den Toccatatag in Hornbach ausklingen. Markante, tiefe Register leiteten das Werk ein und ließen eine hohe atmosphärische Dichte entstehen, die durch die dräuenden Liegetöne unterstrichen wurde. Daraus drängten Läufe nach draußen, in verschiedenen Tonstufen, die mit den tiefen Liegetönen zusammen zu machtvoller Klangfülle anschwollen. Das schnelle, hoch virtuose Thema nahm eine fast schon schmerzliche Intensität an, voll vibrierender Unruhe. Eine gegenläufige dunkle Fanfare kreiste in sich, bevor das Werk in majestätische, schnellen Klänge mündete.

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