Zweibrücken früher „Damit sich die Elefande de Hinnere abbudze kenne!“

Dieses Foto zeigt einen Elefanten, seinen Mahut (Elefantenführer) und den damaligen Bürgermeister Jürgen Lambert vorm Rathaus.
Dieses Foto zeigt einen Elefanten, seinen Mahut (Elefantenführer) und den damaligen Bürgermeister Jürgen Lambert vorm Rathaus.

DER SEPP VOM HALLPLATZ: Altes Papier kam früher nicht zum Altpapier

„Hanner die Iwwerschrifd in de RHEINPALZ gelees, die vum Aldbabier? Im Kreis bringds Millione un bei de Schdadt isses hoffendlich ned annerschder. Un mir hanns domols immer in de Kohlekaschde geworf un vebrennd!“

Als man „beim Seibert“, der vertrauten Eisenhandlung in der Hauptstraße, noch für Roeder-Kohleöfen warb, „für die besten ihrer Art“, da flog alles gleich in den herausziehbaren Kohlekasten am Küchenherd: Die „Tutte“ vor allem für Zucker und Erbsen oder Linsen, die man in den kleinen Lebensmittelgeschäften gekauft hatte. Auch die Zeitungsseite landete dort, in der der Salat eingeschlagen war, den man auf dem Wochenmarkt an der Alexanderkirche „beim Wilden odder Kalleddersch“ gekauft hatte. Auch bei Anna Morhardt in der Landauer Straße wurde „Grienes“, Peterle und Schnittlauch, was noch für die Suppe fehlte, in Zeitungspapier gekauft. „Dummel dich, awwer bass uff, dassder nix rausfalld!“

Überhaupt gehörte „die Zeidung vun geschdern“ bei allen Gärtnereien zum Standartverpackungsmaterial: Ob man bei Kurt Mache, „unne am Schwarzbach“, bei Otto Storck, der Gärtnerei an der Hofenfelsstraße, oder „bei Ewwersolde“, Mutter und Tochter, auf dem Wochenmarkt im Frühjahr Kopfsalatpflanzen oder Tomatensetzlinge kaufte – stets wurde die Ware in Zeitungspapier gepackt. Wo es hinterher hingehörte, war klar: in den Kohlenkasten zum Verbrennen! Oder: „Do wärme ma uns dran!“, sagte die Mamme oft.

Es war nicht nur das Verpackungsmaterial, welches im Haushalt anfiel, es waren auch Schriftstücke aus Papier, die oft schon längst vergessen sind. „Abschlag“ war bei der wöchentlichen Lohnzahlung für Arbeiter das „vornehme“ Wort. „Griener freidaas eier Schuss?“, war dagegen die vertraute Ansprache im Freundeskreis. Die Teilzahlung des Lohns gab es bar „in de Tutt“, und am Monatsende gehörte noch der Lohnstreifen mit den genauen Angaben des Verdienstes, auch zu den Abzügen für Versicherung und Steuer, dazu.

„Fa dess Geld vun de Kercheschdeier kenndd ich mir e eichner Feldkaplan leischde“, klagte der Kollege Monat für Monat nach dem Griff in die Lohntüte, wie alle schon im Voraus wussten. Die perforierten Lohnstreifen mussten aus einem großen Buch herausgetrennt werden (dazu gehörte auch der Durchschlag zur Zahlung) und waren mit der Hand, natürlich „mit Tintenblei“, ausgefüllt. D er Druckerei-Stift kannte vom Abliefern der Lohnbücher in den Firmen „es Fräulein Stauder“ beim Wolf und Sofsky und „es Kölsche Käddsche“ im Malergeschäft von Jakob Roth und eine ganze Reihe andere sehr zuverlässige Damen. Sie waren besonders geschätzte Mitarbeiterinnen; „Die mache de Lohn!“, hieß es respektvoll.

Der Tintenbleistift für die Lohnstreifen kam oft auch auf den Quittungsblöcken zum Einsatz, keiner hätte damals geglaubt „dasses mol so e Maschinsche gebbd, wo e Schdreife fa Quiddung rauskomme duud“. In Amerika vielleicht, aber doch nicht bei uns!

War allerdings Basteln angesagt, dann landete das Zeitungspapier nicht im Kohlenkasten: „Mir mache in de Schul so Figure!“ Dann wurden aus eingeweichtem Zeitungspapier „mid Tabeedekleischder vum Babbe“ eine Modelliermasse hergestellt, bevor es ans Werk ging. Von solchen Papier-Aktivitäten war Mutter meistens nicht so begeistert, auch wenn das Ergebnis fast einer Kasperle-Puppe glich.

„Dann musche Zeidunge sammele“, lautete ein Hinweis der Freunde, wenn sich ein Zirkusgastspiel ankündigte. Für ein Zeitungsbündel bekomme man eine Freikarte! „Die brauche die, dass sich die Elefande de Hinnere abbudze kenne!“

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